7.2.09
Ausweisung eines neuen Naturschutzgebietes "Wental
mit Seitentälern und Feldinsel Klösterle" bei Albuch/Essingen
Rund
460 Pflanzen- und 60 Vogelarten festgestellt - Schmalzl: Schutz
für gefährdete Arten von landesweiter und regionaler
Bedeutung
(rps) Regierungspräsident Johannes Schmalzl hat in diesen
Tagen das knapp 290 ha große Naturschutzgebiet „Wental
mit Seitentälern und Feldinsel Klösterle“ ausgewiesen.
Das Gebiet erstreckt sich von der Gemeinde Steinheim am Albuch
(Landkreis Heidenheim) bis nach Essingen (Ostalbkreis) und ist
Teil des europäischen „Natura 2000“-Netzes. „Die
große Zahl der vorgefundenen gefährdeten Arten hat
eine Ausweisung geradezu angezeigt“, so Schmalzl. Für
viele der Arten sei das neue Naturschutzgebiet das einzige Refugium,
in dem sich ihr Bestand erhalten und ausbreiten könne. „Zudem
befinden sich hier geologische Formationen von besonderer Schönheit,
die für die Schwäbische Alb einzigartig sind. Der Schutz
des Gebiets ist somit sowohl von landesweiter als auch regionaler
Bedeutung.“
Das Wental mit seinen Neben- und Seitentälern ist heute
ein Trockental. Ein früherer Fluss hatte den anstehenden
Weißjurakalk über Jahrmillionen hinweg ausgewaschen.
Der weniger wasserlösliche Dolomit wurde verschont. So entstanden
Dolomitfelsen, die sich nun - urig, bizarr und frei stehend - über
das ganze Wental erstrecken. Nach Norden verdichten sich diese
Felsgebilde zum sogenannten „Felsenmeer“. Allein
auf diesem ca. 500 Meter langen Abschnitt erheben sich rund 30
Felstürme aus dem Talgrund, die bis zu zehn Meter hoch sind.
Neben der geologischen Besonderheit ergibt sich die hohe Schutzwürdigkeit
zudem durch eine außerordentliche Vielfalt der zum Teil
gefährdeten und schonungsbedürftigen Pflanzen- und
Tierwelt. So konnten innerhalb des Gebiets rund 60 Vogelarten
festgestellt werden. Darunter befinden sich gefährdete bzw.
stark gefährdete Arten, wie z.B. Schwarzspecht, Hohltaube,
Waldschnepfe, Baumpieper, Gartenrotschwanz und Weidenmeise. Bemerkenswert
ist das Vorkommen des Rauhfußkautzes, der in Baden-Württemberg
seinen Verbreitungsschwerpunkt im Schwarzwald hat. Auch zahlreiche,
teilweise vom Aussterben bedrohte Schmetterlings-, Heuschrecken-
und Gehäuseschneckenarten wurden im geplanten Naturschutzgebiet
festgestellt. Ein wichtiges Quartier für viele in Baden-Württemberg
vom Aussterben bedrohte Fledermausarten stellt die Schreiberhöhle
dar. Zum Schutz der winterschlafenden Fledermäuse ist diese
Höhle in den Wintermonaten verschlossen.
An Gefäßpflanzen wurden ca. 460 Arten gezählt.
Darunter sind die stark gefährdeten Arten Arnika und Echte
Mondraute. Zudem wurden auch die für Felsbiotope der Schwäbischen
Alb so typischen und gefährdeten Vertreter, wie beispielsweise
Kelch-Steinkraut, Alpen-Pippau und Rosensteinbrech vorgefunden.
Allein 120 Flechtenarten konnten bislang im Gebiet festgestellt
werden, wobei hier die Vertreter der besonders geschützten
Bartflechten hervorzuheben sind. „Für die Entstehung
dieser großen Tier- und Pflanzenvielfalt“, betont
Schmalzl, „bilden die ebenfalls schützenswerten Magerweiden
sowie die Buchen-Eschen-Bergahorn- und Schluchtwälder die
Grundlage.“
Durch entsprechende, festgeschriebene Verhaltensweisen soll
der besondere Charakter dieses Gebietes vor schädlichen
Handlungen, die zu einer Veränderung, nachhaltigen Störung
oder Zerstörung führen können, geschützt
und erhalten werden. Zukünftig soll das Gebiet außerhalb
der ausgewiesenen Sonderflächen, wie Feuerstellen sowie
Spiel- und Liegewiesen, nicht mehr betreten werden. Das Reiten
ist auf den dafür ausgewiesenen Wegen erlaubt. Ebenso ist
das Fahrradfahren auf befestigten Wegen, im Wald sind hierfür
Wege mit mindestens 2 Metern Breite ausgewiesen, sowie auf dem
Talgrundweg im Gnannental weiterhin möglich. Grillen und
Feuer machen ist ausschließlich an den amtlich gekennzeichneten
Feuerstellen gestattet. Abfälle und andere Gegenstände
sollten - was selbstverständlich ist - nicht hinterlassen
werden.
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