23.1.09
Gewässerschutz an Donau und Bodensee - rund
500 Kilometer Gewässer werden ökologisch verbessert
Umweltministerin Tanja Gönner und Regierungspräsident
Hermann Strampfer stellen Bewirtschaftungspläne für
die Bearbeitungsgebiete Alpenrhein/Bodensee und Donau vor: "Wirtschaftliche
Nutzung und intakte Gewässer schließen sich nicht
aus"
Schätzungsweise rund 80 Millionen Euro für gewässerökologische
Maßnahmen erforderlich
Gönner und Strampfer: "Die Beteiligung von Kommunen,
Bürgern, Verbänden und Vereinen ist eine Erfolgsgeschichte
in dem neuen Verfahren"
Die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie geht in die nächste
Runde: Am 21. Januar stellten Umweltministerin Tanja
Gönner und Regierungspräsident Hermann Strampfer in
Ertingen-Binzwangen (Landkreis Biberach) die Bewirtschaftungspläne
zur Verbesserung der ökologischen Verhältnisse für
den baden-württembergischen Teil der Donau und ihrer Nebenflüsse
sowie der Bodenseezuflüsse vor. Rund 200 Vertreterinnen
und Vertreter von Kommunen, Vereinen, Verbänden und aus
Fachverwaltungen hatten sich zu der Veranstaltung angekündigt.
Die in dreijähriger Arbeit erstellten Pläne dokumentieren
jeweils getrennt für beide Bearbeitungsgebiete die aktuellen
stofflichen und morphologischen Zustände der Gewässer
(Oberflächengewässer und Grundwasser), machen Angaben
zu deren Belastungen und formulieren konkrete Umweltziele. Gleichzeitig
werden Umweltziele und Maßnahmenprogramme aufgeführt,
die zu einer Erreichung und Erhaltung des von der Richtlinie
geforderten "guten ökologischen Zustands" dringend
notwendig sind. Bis zum 22. Juni 2009 liegen die Pläne zur öffentlichen
Anhörung aus.
Umweltministerin Tanja Gönner: "In den vergangenen
Jahrzehnten ist es in gemeinsamer Anstrengung von Land und Kommunen
gelungen, die biologisch-chemische Wasserqualität unserer
Gewässer deutlich zu verbessern." Nachdem der Wasserqualität
weitestgehend ein 'Gut' attestiert werden kann, treten nun mehr
und mehr Strukturdefizite durch Begradigungen, Ufer- und Sohlverbauungen
und fehlende Durchgängigkeit der Gewässer für
Fische und andere aquatische Lebewesen in den Vordergrund. So
präsentierten sich beispielsweise vor allem die Donauzuflüsse
heute über weite Strecken als streng begradigt, die Ufer
seien zudem stark verbaut. In den Bodenseezuflüssen verhinderten
Sohlschwellen, Staustufen und Wasserkraftwerke das Wandern der
Seeforellen zu ihren Laichplätzen.
Die jetzt vorliegenden Bewirtschaftungspläne bildeten die
Grundlage, um in den Gewässern und den Uferbereichen ein
intaktes Ökosystem wiederherzustellen. "Bei der wirtschaftlichen
Nutzung der Gewässer hat man in der Vergangenheit die ökologischen
Folgen vernachlässigt", erklärten Gönner
und Strampfer. "Das wollen wir jetzt ändern. Dabei
gehe es nicht darum, jede wirtschaftliche Nutzung einzuschränken
oder gar zu verhindern. Vielmehr streben wir einen Einklang zwischen Ökonomie
und Ökologie an."
Strampfer bedankte sich für die zahlreichen Ideen und Vorschläge,
die bereits während der vorgezogenen Öffentlichkeitsbeteiligung
von Bürgern, Verbänden und Vereinen und aus Behörden
beim Regierungspräsidium Tübingen als der zuständigen
Flussgebietsbehörde eingegangen waren. Insgesamt überträfe
diese enorme Resonanz bisher alle Erwartungen und zeige, wie
stark sich die Menschen vor Ort mit ihren Gewässern identifizierten.
Auch die Umweltministerin zeigte sich im Hinblick auf eine erfolgreiche
Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie sehr zuversichtlich: "Natürlich
stehen wir vor einer großen Herausforderung. Deshalb ist
es dem Land ein wichtiges Anliegen, in der weiteren Konkretisierung
und Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie Vereine, Verbände
und Unternehmen wie auch interessierte Bürger einzubinden.
Dieses Verfahren stellt sicher, dass auch die Interessen und
Vorschläge der Öffentlichkeit beziehungs-weise der
Gewässernutzer bei der Bewirtschaftungsplanung angemessen
berücksichtigt werden und wir auf regionale und lokale Bedingungen
und Besonderheiten hingewiesen werden."
Die ökologische Umgestaltung der Gewässer verursache
zum Teil auch erhebliche Kosten. So werden für die Bearbeitungsgebiete
Donau und Bodensee allein für die Herstellung der Durchgängigkeit
für Fische und anderer Wasserorganismen über Umgehungsgewässer
und raue Rampen sowie für die Verbesserung der Gewässerstruktur
langfristig geschätzte Kosten von rund 80 Millionen Euro
veranschlagt. Umweltministerin Gönner: "Unsere Maßnahmen
sind aber eine wichtige Investition in die Zukunft, zumal die
Verbesserung der Ökologie für Flora und Fauna einen
intakten Lebensraum schafft, Hochwassergefahren abmildert und
zugleich den Wert der Gewässer als Erholungsraum für
die Menschen erheblich steigert."
Dabei werden laut Strampfer schon heute Synergieeffekte genutzt.
Werde aktuell beispielsweise ein Hochwasserschutzprojekt umgesetzt
oder ein Stauwehr saniert, nutze man inzwischen auch gleichzeitig
die Chance für die ökologische Verbesserung. Beispielhaft
sei hier das "Integrierte-Donau-Programm" (IDP), ein
mit den anliegenden Kommunen entwickeltes Gesamtkonzept zum Hochwasserschutz
und zur Renaturierung der Donau, welches durch die Vernetzung
zahlreicher Einzelmaßnahmen viel bewirke. Man fange bei
der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie somit nicht bei Null
an, betonte Strampfer. In den vergangenen Jahren seien bereits
zahlreiche Einzelprojekte umgesetzt worden, die optimale Voraussetzungen
zur Ökologisierung unserer Gewässer schafften: "Es
ist sehr viel in Bewegung."
Die Bewirtschaftungspläne sind im Internet: www.wrrl.baden-wuerttemberg.de abrufbar.
Schriftliche Stellungnahmen können bis zum 22. Juni 2009
dem Regierungspräsidium Tübingen (Abteilung 5, Konrad-Adenauer-Str.
20, 72072 Tübingen) übermittelt werden.
Nach Abschluss der öffentlichen Beteiligung werden die
Bewirtschaftungspläne dem Landtag zugeleitet um zum Ende
des Jahres 2009 veröffentlicht zu werden. In den Folgejahren
erfolgt die konkrete Umsetzung der einzelnen Pläne.
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