17.8.09
Fenster am Weltkulturerbe Kölner Dom für
die Nachwelt sichern
Köln. Köln verfügt mit einer 2000-jährigen
Geschichte über ein kulturelles und architektonisches Erbe
ersten Ranges. Köln ist aber auch Verkehrsknotenpunkt mit
dem höchsten Eisenbahnverkehrsaufkommen und dem größten
Container- und Umschlagbahnhof Deutschlands. Für den in
direkter Nachbarschaft zum im 19. Jahrhundert entstandenen Hauptbahnhof
gelegenen Dom hat das Konsequenzen: Der Dampflokbetrieb über
Jahrzehnte, Abgase aus Hausbrand und Industrie haben etwa die
Fenster des Doms stark in Mitleidenschaft gezogen. Eine ausgeprägte
Rissbildung in Folge des jahrzehntelangen Schadstoffeintrags
gefährdet die Haltbarkeit und Transparenz dieser historischen
Zeitzeugen. Dem bisher wenig erforschten konservatorischen Problem
soll nun auf den Grund gegangen werden. Mit finanzieller Förderung
der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) von 120.000 Euro sollen
nach einer grundlegenden Analyse innovative Restaurierungsmaterialien
und -methoden erprobt und schließlich angewendet werden.
Bei der Übergabe des Bewilligungsschreibens durch DBU-Generalsekretär
Dr. Fritz Brickwedde an Dombaumeisterin Prof. Dr. Barbara Schock-Werner
betonte heute die Expertin, dass Craqueléschäden
an historischen Gläsern und ihre Ursachen - so nennt man
die oft umfangreichen Rissmuster, die bis hin zu Tiefenrissen
das Glas in der gesamten Stärke durchziehen, - ein wenig
erforschtes konservatorisches Problem seien. Betroffen seien
insbesondere Glasmalereien des 19. Jahrhunderts. Doch auch an
Farbgläsern des Mittelalters sei dieses Schadensphänomen
zu beobachten. Offenbar spielten vom Menschen ausgehende Umwelteinflüsse
wie z. B. schadstoffbelastete Luft eine wichtige Rolle für
die Entwicklung der Schäden.
Zur konservatorischen Behandlung von Craqueléschäden
gebe es derzeit kein angemessenes Verfahren. Wünschenswert
wäre es, Festigungsmaterial in die craquelierten Gläser
einzubringen. Die derzeit zur Verfügung stehenden Mittel
seien dafür nicht geeignet, da sie nicht hinreichend in
die Risse eindrängen. Die Entwicklung neuartiger Methoden
und Materialien sei daher eine dringliche Aufgabe. Nach erfolgreich
bestandenen Tests sollten die modellhaft bei craquelierten Gläsern
in einem historischen Glasfenster des 19. Jahrhunderts aus dem
Welter-Zyklus des Kölner Domes angewendet werden.
In Deutschland seien viele Kulturgüter von diesem Problem
betroffen, betonte auch Brickwedde: die mittelalterlichen Fenster
der Marthakirche in Nürnberg, der umfangreiche Bestand der
Peterskirche in Leipzig, Fenster im Münster zu Konstanz,
die Sammlung des Gotischen Hauses in Wörlitz, aber auch
eben der sogenannte Welter-Zyklus des Kölner Doms. Der durch
den Kölner Glasmaler Michael Welter gefertigte, ursprünglich
28 Fenster mit 112 Figuren umfassende Glasmalereizyklus sei im
Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört worden. Erhalten seien
die Standfiguren aus 13 Fenstern, von denen einige ein erhebliches
Craquelé-Schadensbild aufwiesen und die Modellobjekte
des Vorhabens darstellten.
Die Arbeiten am Kölner Dom seien, so Brickwedde, Teil des
Engagements der DBU für die deutschen Weltkulturerbestätten,
für das sie seit 1991 mehr als zwölf Millionen Euro
zu Verfügung gestellt habe. Für den Erhalt umweltgeschädigter
Glasmalereien habe die DBU im selben Zeitraum an weiteren bedeutenden
Denkmalen wie etwa dem Erfurter Dom zusätzlich mehr als
sechs Millionen Euro an Fördermitteln vergeben.
Projektpartner in der dreijährigen Kölner Forschungsarbeit
sind die Dombauverwaltung und das Fraunhofer-Institut für
Silicatforschung (ISC) in Würzburg. Die naturwissenschaftlich-analytischen
Arbeiten werden in den ISC-Abteilungen "Kulturgüterschutz
und Umweltmonitoring" (Außenstelle Bronnbach) und "Anorganische
Materialien aus flüssigen Vorstufen" (Haupthaus Würzburg)
durchgeführt. Die praktische Umsetzung und experimentelle
Erprobung von zwei neuen Technologien findet in der Glasrestaurierungswerkstatt
der Kölner Dombauhütte statt.
Franz-Georg Elpers,
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) |