24.11.09
Denkmalrat beim Regierungspräsidium Stuttgart tagte
Regierungspräsident Johannes Schmalzl: „Der
fachliche Austausch zu aktuellen Fragen ist wichtig für
eine einheitliche Denkmalpflege im Regierungsbezirk.“
(rps) In der vergangenen Woche fand im Landesarchiv Baden-Württemberg
in Ludwigsburg die diesjährige Sitzung des Denkmalrats beim
Regierungspräsidium Stuttgart statt. Unter Vorsitz von Regierungspräsident
Johannes Schmalzl wurden zentrale aktuelle Themen der Denkmalpflege
besprochen. Schmalzl betonte eingangs die Bedeutung des fachlichen
Austausches der behördlichen Denkmalpflege mit Vertretern
von Kirchen, Verbänden und Eigentümern sowie weiterer
fachlich beteiligter Personen. Ziel sei es, in zentralen Fragen
eine einheitliche Linie zu finden. Mithin lebe der Denkmalschutz
von einem kooperativen Miteinander aller Beteiligten.
Dem Denkmalrat gehören Vertreter der Denkmalschutzbehörden,
der staatlichen Hochbauverwaltung, der Kirchen und Religionsgemeinschaften,
der kommunalen Landesverbände und der Kulturdenkmaleigentümer
sowie weitere Personen an, die mit den Fragen des Denkmalschutzes
vertraut sind. Einmal im Jahr tritt der Denkmalrat zusammen und
berät über Fragen von grundsätzlicher Bedeutung.
Zum Auftakt erhielt der Denkmalrat einen Einblick in die Arbeit
des Landesarchivs Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Die
Notwendigkeit, Maßnahmen zum Schutz des schriftlichen Kulturerbes
zu treffen, ist der Öffentlichkeit durch den Einsturz des
Kölner Stadtarchivs nachdrücklich in Erinnerung gerufen
worden. Im Rahmen der Sitzung besichtigten die Mitglieder des
Denkmalrats auch das in Ludwigsburg ansässige Institut für
Erhaltung von Archiv- und Bibliotheksgut, einem der bundesweit
angesehensten Kompetenzzentren für alle Fragen der Restaurierung
und Konservierung von Archivalien und Büchern und informierten
sich über modernste Restaurierungstechniken. Weiter ließen
sie sich in der zentralen Verfilmungsstelle des Landesarchivs
Methoden zur Schutz- und Sicherungsverfilmung vorführen.
Damit wurde die Wichtigkeit der Arbeit der Archive als bedeutende
Partner der Denkmalpflege vor Augen geführt.
Ein weiteres Thema waren denkmalpflegerische Wertepläne.
22 historische Stadtkerne im Regierungsbezirk sind mittlerweile
Gesamtanlagen gemäß § 19 Denkmalschutzgesetz.
Nicht nur einzelne Kulturdenkmale sind hier geschützt, sondern
der ganze Stadtkern mit seinem historischen Grundriss, den Straßen
und Plätzen, Grün- und Freiflächen sowie der Gesamtheit
der historischen Bausubstanz. In einem eineinhalbjährigen
Projekt erstellte das Referat Denkmalpflege des Regierungspräsidiums
für diese Städte so genannte denkmalpflegerische Wertepläne.
In ihnen wird die bau- und stadtbaugeschichtliche Überlieferung
anschaulich aufgezeigt. Für alle am Planen und Bauen Beteiligten
in diesen Gesamtanlagen, von den Denkmalbehörden über
kommunale Entscheidungsträger bis hin zu Sanierungsgesellschaften,
steht damit ein modernes, transparentes Fachplanungsinstrument
zur Verfügung. In interaktiven PDF-Dokumenten mit anwenderfreundlicher
Benutzeroberfläche können Informationen zu jedem bewerteten
Objekt schnell und unkompliziert abgerufen werden. Die denkmalpflegerischen
Wertepläne dienen damit der Sicherstellung eines ganzheitlichen
Denkmalschutzes in Gesamtanlagen.
Außerdem beschäftigte sich der Denkmalrat mit der
Frage, wie in der Praxis mit dem UNESCO-Welterbe Limes umgegangen
wird. Anhand eines Beispiels auf der Gemarkung Jagsthausen wurde
gezeigt, wie die Denkmalschutzbehörden das Welterbe „Obergermanisch-Raetischer
Limes“ schützen konnte.
Alternative Formen der Energiegewinnung wie insbesondere Windkraftanlagen
sind auch Herausforderungen für den Denkmalschutz und waren
daher auch Thema. Anhand von Einzelbeispielen wurde aufgezeigt,
in welchen Fällen und wie Denkmalbehörden zu Windkraftanlagen
in der Umgebung von landschaftsprägenden Kulturdenkmalen
Stellung genommen haben. Die Möglichkeiten eines präventiven
Kulturgüterschutzes, d.h. die Vermeidung von erheblichen
Beeinträchtigungen durch Windkraftanlagen bei Kirchen, Burgen,
Klöstern etc., auf der Ebene der Regionalplanung und der
Bauleitplanung wurden erläutert.
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