2.7.08
19 neue Stätten auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes
Ergebnisse der 32. Tagung des UNESCO-Welterbekomitees
Das Welterbekomitee der UNESCO hat auf seiner 32. Tagung vom
2. bis 10. Juli 2008 in Québec, Kanada, weitere 27 Kultur- und
Naturstätten in die Liste des Welterbes aufgenommen, darunter
aus Deutschland die Siedlungen der Berliner Moderne. Erstmals
sind Papua-Neuguinea, San Marino, Saudi-Arabien und Vanuatu in
der Liste vertreten, die damit noch repräsentativer geworden ist.
Von den Neuaufnahmen zählen 19 zum Kulturerbe und 8 zum Naturerbe.
Auf der Liste des Welterbes stehen damit jetzt insgesamt 878
Stätten. Davon zählen 679 zum Kulturerbe und 174 zum Naturerbe,
25 Stätten gehören beiden Kategorien an. Von den 185 Vertragsstaaten
des UNESCO-Übereinkommens zum Schutz des Kultur- und Naturerbes
der Welt sind jetzt 145 Staaten in der Welterbeliste vertreten.
In diesem Jahr lagen dem Welterbekomitee 47 Nominierungen vor.
Aus den 19 neuen Kulturerbestätten nennen wir hier die mitteleuropäischen:
Deutschland:
Die Siedlungen der Berliner Moderne entstanden in den Jahren 1913
bis 1934 und repräsentieren einen neuen Typus des sozialen Wohnungsbaus.
Als Gegenmodell zu den üblichen Mietskasernen schufen Architekten
der klassischen Moderne rationell geschnittene und modern ausgestattete
Wohnungen mit Küchen, Bädern und Balkonen, in Häusern ohne Hinterhof
und Seitenflügel, dafür mit Licht, Luft und Sonne. Die qualitätsvolle
Baukunst, die moderne Formensprache, die funktionalen Wohnungsgrundrisse
und die städtebaulichen Figuren der Siedlungen lieferten international
Vorbilder für das ganze 20. Jahrhundert. Die sechs ausgewählten
Siedlungen sind die Gartenstadt Falkenberg (Treptow), die Schillerpark-Siedlung
(Wedding), die Großsiedlung Britz - Hufeisensiedlung (Neukölln),
die Wohnstadt Carl Legien (Prenzlauer Berg), die Weiße Stadt (Reinickendorf)
und die Großsiedlung Siemensstadt (Charlottenburg und Spandau).
Frankreich:
Die Festungsanlagen Vaubans
sind ein klassisches Beispiel der westlichen Militärarchitektur.
Sébastien Le Prestre, der Marquis von Vauban, war Ingenieur, Architekt
und Feldherr. Die von ihm konstruierten Anlagen wurden zum häufig
kopierten Vorbild für die Festungsarchitektur in Europa, Amerika,
Russland und im Fernen Osten. Für die Welterbeliste wurden 13
der bedeutendsten Werke Vaubans in Frankreich ausgewählt, die
die Entwicklung des Verteidigungssystems, die unterschiedlichen
Festungstypen und deren geografische Besonderheiten veranschaulichen.
Italien:
Die Städte Mantua und Sabbioneta gehören zu den bedeutendsten
Renaissancestädten in Italien und sind mit der Geschichte der
zwischen dem 14. und 18. Jahrhundert herrschenden Adelsfamilie
Gonzaga verbunden. Die Stadt Mantua, deren Wurzeln bis in die
Römerzeit zurückgehen, wurde im 15. und 16. Jahrhundert modernisiert
und avancierte zu einer Hauptstadt der Renaissance. Sabbioneta
entstand in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und gilt wegen
ihres authentischen Stadtbildes als eines der besten Beispiele
einer "Idealstadt" nach den städtebaulichen Prinzipien der Renaissance.
San Marino:
Das historische Zentrum von San Marino reicht zurück bis zur Gründung
der Republik als Stadtstaat im 13. Jahrhundert und ist ein Zeugnis
der Kontinuität einer freien Republik seit dem Mittelalter. Der
in die Liste aufgenommene historische Bereich umfasst Befestigungstürme,
Mauern, Tore, Bastionen, eine klassizistische Basilika des 19.
Jahrhunderts, Klöster aus dem 14. und 16. Jahrhundert, den Palazzo
Publico des 19. Jahrhunderts und das Titano Theater aus dem 18.
Jahrhundert. Dank ihrer Lage auf dem Monte Titano war die Stadt
nicht den urbanen Veränderungen ausgesetzt, die mit dem Beginn
der Industrialisierung einsetzten. Es ist die erste Welterbestätte
San Marinos.
Schweiz/Italien:
Die grenzüberschreitende Welterbstätte Rhätische Bahn in der Kulturlandschaft
Albula/Bernina umfasst die 67 Kilometer lange Bahnstrecke zwischen
Thusis und St. Moritz (Albula), die 1904 eröffnet wurde, und die
61 Kilometer lange Anschlussstrecke nach Tirano (Bernina). Sie
ist ein technisches Denkmal für die Erschließung der hochalpinen
Landschaft und gehört mit ihrer einzigartigen Streckenführung,
über 50 Tunneln und fast 200 Viadukten und Brücken zu den spektakulärsten
Schmalspurbahnen der Welt.
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