11.7.08
Für den Breisgau einzigartige Hügelnekropole bei
Biengen erforscht
Denkmalpflegereferat des Regierungspräsidiums dokumentiert
bis jetzt 25 Gräber aus dem frühen Mittelalter
(rpf) Bereits 1999 wurden Bereiche des Biengener Alamannenfriedhofs,
der unter der „Merowingerhalle“ genannten Mehrzweckhalle von Biengen
lag, untersucht. Die damals freigelegten Bestattungen erwiesen
sich als herausragend. Zur Überraschung der Archäologen fanden
sich nicht die in Reihen und Gruppen angeordneten Gräber, sondern
einzelne Bestattungen im Zentrum kreisrunder Einfassungsgräben,
den Spuren ehemaliger Grabhügel von 10–18m Durchmesser. Zahlreiche
Gräber waren als Grabkammern aus z. T. sorgfältig aus Baumaterialien
einer verlassenen römischen Villa ausgeführt. Einer der Bestatteten
wurde als Zeichen seines christlichen Glaubens ein Goldblattkreuz
beigegeben, das wohl ursprünglich auf einem Totenschleier aufgenäht
war.
Dies war der Kenntnisstand und Ausgangspunkt der diesjährigen
Grabungen, die durch den Bau eines Regenrückhaltebeckens notwendig
wurden.
Auf dem Areal direkt nördlich der Kreisstraße nach Offnadingen,
gegenüber der „Merowingerhalle“, wurden bis jetzt 25 Gräber dokumentiert;
die Denkmalpflege im Regierungspräsidium vermutet weitere 7 bis
10 Gräber. Einige der dokumentierten Gräber erweisen sich als
außerordentlich, hier ganz besonders ein mit Mörtel verputztes
Grab, eine Technik, die im 7. Jh. in der Regel nur für steinerne
Gotteshäuser verwendet wurde: Man bedurfte dafür auswärtiger Spezialisten.
Der Großteil der Gräber sind Steinkisten aus römischen Handquadern
in Trockenmauertechnik. Bei diesen Gräbern fanden sich keine Decksteine.
Eine in einem Steinkistengrab bestattete Frau trug an ihrem Gürtelgehänge
neben Toilettegerät auch eine Bulla, eine vermutlich mit Blumen-
oder anderen wohlriechenden Pflanzenbestandteilen gefüllte Amulettkapsel;
sie trug möglicherweise sogar eine eingeritzte Runeninschrift.
Ferner sind einfache Erdbestattungen sowie Erdbestattungen, die
mit großen Steinplatten abgedeckt waren, zu erkennen. Ein Kindergrab
ist aus senkrecht gestellten Steinplatten errichtet und auch abgedeckt.
Durch diese Hügelnekropole, nach ihrer Größe einzigartig im Breisgau,
wird Biengen für uns als ein Ort erkennbar, dem im frühen Mittelalter
militärische und administrative Bedeutung zukam.
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