12.11.08
Kloster Maulbronn:
Archäologische Grabungsarbeiten im Bereich des Ephorats
(rpk) Der Ausbau des evangelischen Seminars Maulbronn von 50
auf 100 Schüler erfordert eine Neuorganisation des Küchen-
und Speisebereiches. Als Speisesaal soll die Abt-Entenfuß-Halle
im Ephoratsgebäude dienen und östlich daran anschließend
ein Küchenneubau mit einer Grundfläche von ca. 175
m² errichtet werden.
Die im Jahr 2007 in diesem Zusammenhang im Bereich des möglichen
Neubaus durchgeführte archäologische Probegrabung erbrachte
neben jüngeren bislang unbekannten Mauerzügen auch
klosterbauzeitliche Schichten. Angesichts der besonderen konservatorischen
Bedeutung Maulbronns stand daher bei der Verwirklichung der oben
genannten Planungsvariante eine vollständige wissenschaftliche
Ausgrabung des Baufensters außer Frage.
Die Ausgrabungen unter Federführung des Regierungspräsidiums
Karlsruhe (Referat 25- Mittelalterarchäologie) wurden am
24.04.2008 begonnen. In der Folgezeit stellte sich heraus, dass
Qualität und Dichte der Befunde weit über das aufgrund
der Probegrabungen zu Erwartende hinaus gingen. Neben Befunden,
die mit Baumaßnahmen aus der Frühzeit des Klosters
(13./14. Jh.) in Verbindung stehen, wurden zahlreiche, im weitesten
Sinne mit der Wassernutzung und -bewirtschaftung in Verbindung
stehenden baulichen Einrichtungen aufgedeckt. Das Spektrum reicht
von teils recht jungen und heute noch funktionierenden Abwasserkanälen über
die Reste eines Kastenbrunnens, den eingetieften Steinboden eines
umfangreichen Beckens, von dessen Wänden sich nur die Lehmabdichtung
erhalten hat, bis hin zu qualitätsvollen aus einem Stein
gearbeiteten Becken im Umfeld des ehemaligen Küchenbaus
des herzoglichen Jagdschlosses.
Die bei den Ausgrabungen zutage getretenen Baubefunde, die als
Bestandteil des UNESCO-Welterbes als unbedingt erhaltenswert
einzustufen sind, gaben Anlass zu einer Neudiskussion des Küchenneubaus.
Man einigte sich darauf, den Standort beizubehalten, die Planung
jedoch so zu modifizieren, dass die archäologischen Befunde
unter dem Küchenbau (unsichtbar) erhalten bleiben. Eine
entsprechende Neuplanung wird derzeit vom zuständigen staatlichen
Bauamt, dem Amt Pforzheim des Landesbetriebs Vermögen und
Bau Baden-Württemberg, nach den Vorgaben der Denkmalpflege
erarbeitet. |