11.6.08
Studie zum LIFE-Projekt Rohrhardsberg, Obere Elz
und Wilde Gutach am 6. Juni 2008 vorgestellt
Das Gebiet um den Rohrhardsberg umfasst über 6.000 ha schützenswerte
Natura 2000-Gebiete und weist Moore, Mähwiesen und Weiden mit
zahlreichen seltenen und gefährdeten Pflanzen- und Tierarten auf.
Bis zum Jahre 2011 werden im Rahmen des Naturschutzprojektes ‚Rohrhardsberg,
Obere Elz und Wilde Gutach' bis zu 1,9 Mio. € in über 30 Maßnahmen
investiert, die zur Hälfte von der EU finanziert werden. Träger
des LIFE-Projekts ist das Regierungspräsidium Freiburg, das mit
dem Referat 56 (Naturschutz und Landschaftspflege) dabei 15 Partner
an seiner Seite hat. Eine sozioökonomische Studie von Diplom-Agraringenieur
Peter Schach und Dr. Katrin Schwineköper zu den acht Partnergemeinden
Elzach, Simonswald, Gutach/Ortenaukreis, Hornberg, Furtwangen,
Gütenbach, Schonach und Schönwald, die mit ihrer Gemarkungsfläche
99 % des Projektgebietes abdecken befasste sich dort mit der Situation
der Landwirtschaft, die sich zunehmend zurück zieht. Sichtbar
drückt sich das in einem Rückgang der landwirtschaftlichen Nutzflächen
und einem Rückgang im Tierbestand aus. Die nachfolgende Generation
orientiert sich nach dieser Untersuchung zudem in Berufsfeldern
außerhalb der Landwirtschaft, so dass die Höfe keine Betriebsnachfolger
mehr finden. Immer mehr Betriebe werden im Nebenerwerb geführt
und die Betriebsleiter gehen zusätzlich einer außerlandwirtschaftlichen
Tätigkeit nach. Ob die folgende Generation zu dieser Doppelbelastung
noch bereit sei, ist bei den untersuchten Betrieben fragwürdig.
Die Forstwirtschaft macht einen beträchtlichen wirtschaftlichen
und sozialen Anteil aus, der mit neuen Technologien aus dem Bereich
der Energiewirtschaft weiter voranschreitet. Milchviehhalter treibt
die Sorge um, dass die Betriebe im Schwarzwald nicht mehr mit
Betrieben konkurrieren können, die Milch auf der Basis von Silomais
erzeugen. Dies würde zu einer Umstellung auf extensive Tierhaltung
(Mutterkuhhaltung) führen oder sogar zur kompletten Aufgabe der
Tierhaltung. Der Tourismus, im speziellen Fall das Angebotssegment
"Urlaub auf dem Bauernhof", hat im Projektgebiet eine hohe Bedeutung.
Die Betriebe können damit ein zusätzliches Einkommen erwirtschaften,
wenn sie sich ständig innovativ und zielgruppengerecht weiterentwickeln. Alle
von Peter Schach besuchten Betriebsleiter bestätigten, dass sie
mit Leib und Seele Land- und Forstwirte seien. Es wurde aber auch
deutlich, dass freie Zeit (Wochenende oder Urlaub) für die Landwirtsfamilien
zunehmend immer wichtiger werden. Einige Landwirte bedauern es
sehr, dass der landwirtschaftliche Beruf bei der breiten Bevölkerung
offenbar negativ besetzt sei und, dass viele Menschen den Bezug
zur Landwirtschaft mit regionaler und ökologischer Produktion
und generell zur Landschaft, Natur und Umwelt verloren haben.
Der Stellenwert der Lebensmittelproduktion scheint in den Augen
der Bevölkerung gering zu sein. Die Landwirte sind für Naturschutzmaßnahmen,
wie sie im LIFE-Projekt angegangen werden, aufgeschlossen unter
der Voraussetzung, dass die Maßnahmen entsprechend dem Aufwand
entlohnt werden, langfristige Verträge abgeschlossen werden können
und eine Planungssicherheit über die Projektlaufzeit hinaus gegeben
sei. Bernd-Jürgen Seitz vom Projektträger Regierungspräsidium
Freiburg zieht daraus den Schluss, dass es ein wichtiges Anliegen
des Projektes sein muss z. B. durch Schaffung kooperativer Zusammenschlüsse
oder durch Maßnahmen zum Erhalt bzw. Erhöhung des Tierbesatzes
im Projektgebiet, wie durch Aufbau von Ziegenherden, nachhaltige
und tragfähige Strukturen zu initiieren. Das 4. Yacher Symposium
vom 25. bis 28. Juli wird unter dem Motto ‚LIFE - Leben in der
Landschaft' mit Vorträgen namhafter Referenten, einem Bauernmarkt
mit regionalen Produkten, der Vorführung alten Handwerks und dem
Bauernkabaretts ‚Bure zum Alange' den Bezug zu den aktuelle Themen
des ländlichen Raumes herstellen - nicht nur im LIFE-Gebiet‚ Rohrhardsberg,
Obere Elz und Wilde Gutach'. Ihren Besuch zum Yacher Symposium
haben angekündigt Minister Peter Hauk, der auch den frischgebackenen
Naturführern ihre Urkunden überreichen wird, sowie Regierungspräsident
Julian Würtenberger und Landrat Hanno Hurth.
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