29.8.08
Zwischen Gottes Maß und Menschenwerk
Ausstellung im Zentralarchiv der Evangelischen Kirche
der Pfalz, bis 30. April 2009
Speyer. Von der Steinzeit bis zur Gegenwart, von Stonehenge bis
Skyline - die Suche des Menschen nach seinem Platz im dynamischen
System der Zeit veranschaulicht eine Ausstellung, die noch bis
30. April 2009 im Zentralarchiv der Evangelischen Kirche der Pfalz
zu sehen ist. Titel "Zeit zwischen Gottes Maß und Menschenwerk".
Ein
ganz neues Zeitempfinden in einer anderen Kultur habe er in Afrika
erlebt, sagte der gerade von einem Besuch bei der presbyterianischen
Partnerkirche in Ghana zurückgekehrte Kirchenpräsident, Eberhard
Cherdron, anlässlich der Ausstellungseröffnung in den Räumen des
Zentralarchivs am Domplatz 6. In Ghana habe er erlebt, dass jede
Reise mit einem Gebet beginne und ende. "Dafür nimmt man sich
dort Zeit", so Cherdron. Das sei ein Beispiel für "Zeit in Gottes
Hand". "Archive stehen in einem besonderen Verhältnis zur Zeit.
Sie gehen Tag für Tag mit vergangener Wirklichkeit um", meinte
Archivdirektorin Dr. Gabriele Stüber. Angesichts der Zeitarmut
des Menschen in der modernen Gesellschaft sei Zeit eine intensiv
ausgebeutete Ressource. Dagegen stehe das Bibelwort aus Psalm
31, wie es auch am Glockenturm der Stiftskirche in Neustadt zu
lesen ist: "Meine Zeit steht in Deinen Händen, Herr". Das massive
Wiederaufleben der Wanderungen auf dem Jakobsweg zeige das Bedürfnis
nach Entschleunigung und unmittelbarem Zeiterleben im Zeitalter
standardisierter Uhrzeit, Handies und Informationsüberflutung,
so Stüber, die unter den Gästen unter anderen den Leiter des Bistumsarchivs,
Prof. Dr. Hans Ammerich und den Speyerer Oberbürgermeister Werner
Schineller begrüßte. Zwölf Tafeln - Bildauswahl und Texte stammen
von dem Neustadter Kulturhistoriker Andreas Kuhn - verdeutlichen,
wie sich mit wachsender Zivilisation die Wahrnehmung von Zeit
geändert hat. Augenfälliges Symbol ist das Szenenfoto aus dem
Film "Safety last" von 1923. Es zeigt den Komiker Harald Lloyd,
der als Fassadenkletterer am Minutenzeiger einer Hochhausuhr hängt.
Einen markanten Punkt bildet auch die Megalithanlage Stonehenge
in Südengland, so Archivdirektorin Stüber. An der Kultstätte bauten
ab 3000 vor Christus rund 75 Generationen. Machten die Menschen
der Jungsteinzeit Zeit erfahrbar, indem sie auf natürliche und
himmlische Rhythmen Bezug nahmen, so sieht das Christentum die
Zeit der Welt in die Zeit Gottes eingebettet und darin aufgehoben. Das
Verhältnis zur Zeit zeigt sich auch in Jubiläen, Ortschroniken
und Gedenktagen. So dokumentiert die Ausstellung des Zentralarchivs
das 175. Jubiläum der protestantischen Kirchenunion 1993 und das
ökumenische Christfest im Jahr 2000. Überdies belegt sie die Vielzahl
pfälzischer Ortschroniken und Familienbücher, die ihr Entstehen
den Unterlagen in Archiven verdanken.
Die Ausstellung "Zeit zwischen Gottes Maß und Menschenwerk"
ist eine von zehn Wanderausstellungen des Zentralarchivs der Evangelischen
Kirche der Pfalz (Domplatz 6, Speyer) und kann ab 30. April 2009
dort auch ausgeliehen werden. Öffnungszeiten sind Montag bis Donnerstag,
8 bis 16 Uhr, Freitag, 8 bis 13 Uhr, jeden zweiten Donnerstag
im Monat 8 bis 19 Uhr. Die Ausstellung ist gleichzeitig auch in
Darmstadt beim Zentralarchiv der Evangelischen Kirche in Hessen
und Nassau zu sehen. Weitere Informationen im Internet unter
www.zentralarchiv-speyer.de.
(lk)
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