19.3.08
Ins Schloss bitte nur ordentlich gekleidet
Sonderführung im Schloss Bruchsal mit Susan Richter
Von der Jagd nach Unterhaltung in der Zeit von Barock und Rokoko
berichtete dieser Tage Freifrau Amoena von Sturmfeder, Kammerfrau
ihrer kurfürstlichen Durchlaucht Elisabeth Augusta von der
Pfalz, im Bruchsaler Residenzschloss. Sie nutzte die Zeit, als
ihre Herrin mit seiner Eminanz, dem Fürstbischof von Speyer
zur Jagd war, um dem herbeigeeilten Publikum die Räume des
Schlosses vorzuführen und ihm alllerlei Unterhaltsames und
Delikates zu erzählen.
Es begann allerdings mit einer kleinen Schelte, denn kaum eine
von den Damen und Herren des Publikums war odentlich gekleidet,
wie es die Mode verlangte. Nur eine der Damen trug einen Rock,
und selbst der war zu kurz und erlaubte allen einen Blick nicht
nur auf ihre Schuhe, sondern auch auf ihre Füße. Die
anderen damen trugen - Freifrau von Sturmfeder kam kaum das Wort
über die Lippen - Hosen! Und die Herren verbargen ihre Waden
unter gerade herunterfallenden nachlässig geschnittenen Hosenbeinen.
Freifrau von Stumfeder berichtete dann ausführlich über
das Divertissement des Jagens, dem sich die höfische Gesellschaft
hingab und über die unmittelbare Nachbarschaft ihrer kurfürstlichen
Herrschaft mit den Jagdgründen seiner Eminenz des Fürstbischofs
von Speyer. Und sie berichtete auch aus eigener Erfahrung über
die Mode der Zeit, vor allem über das schwere Los der mit
Fischbein bis fast zur unbeweglichkeit korsettierten Frauen am
Hof. Da war, wie sie bemerkte, ihr eigenes Jagdkleid mit einigen
Anleihen aus der Modewelt der Männer, doch schon um einiges
bequemer.
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