31.5.07
Für das Kulturerbe Salem ist es fünf Minuten vor zwölf
Zu einer Podiumsdiskussion über die Zukunft von Schloss Salem
lud Prinz Bernhard von Baden am vergangenen Samstag in die Bibliothek
des Schlosses. Unter dem Titel "Zukunftsforum ‚kulturhistorisches
Erbe Salem'" diskutierten Prof. Dr. Dr. Eva-Maria Haberfellner,
Leiterin des Internats Schloss Salem, Walter Smerling, Vorsitzender
der Stiftung für Kunst und Kultur e.V. Bonn, Direktor des Museums
Küppersmühle, Duisburg, Dr. Klaus Mangold, Manager, Vorsitzender
des Ostausschusses der Deutschen Wirtschaft, und Bernhard Prinz
von Baden, Generalbevollmächtigter des Markgrafen von Baden, über
die Möglichkeiten, Schloss Salem als Kulturerbe angesichts der
wirtschaftlichen Lage des Hauses Baden für die Allgemeinheit zu
retten.
Prinz Bernhard betonte eingangs die seit Jahren ungebrochen bestehende
Verpflichtung seiner Familie sowohl für das Kulturerbe Schloss
Salem an sich als auch für die dort bestehende Schule, die Prinz
Maximilian von Baden 1920 gegründet habe und die seither dank
der Förderung durch das Haus Baden sich zu einem Institut von
Weltgeltung entwickelt habe. Die Belastungen durch Erhaltungs-
und Renovierungsarbeiten hätten sich im Lauf der letzten Jahre
zu einer Summe von 30 Millionen € aufaddiert, die aus den Erträgen
des Betriebs nicht mehr zu finanzieren seien. Der landwirtschaftliche
Betrieb arbeite rentabel, und auch der Besucherbetrieb in Schloss
Salem trage sich selbst, aber für die Deckung der durch die Unterhaltungsarbeiten
aufgelaufenen Schulden sei kein Kapital und seien keine Erträge
mehr da. Die Überführung in eine gemeinnützige Stiftung sei daher
dringend notwendig, um das Kulturerbe als solches zu erhalten.
Die Voraussetzungen dafür seien geschaffen, Salem sei eine intakte
Anlage und kein Scherbenhaufen. Er selbst wolle nicht warten,
bis die Banken liquidierten, sondern sei gefordert, sich bereits
jetzt Gedanken über die Zukunft des Kulturellen Erbes Salem zu
machen.
In der Diskussion der Fachleute wurden daraufhin grundsätzliche
Positionen deutlich. "Das Land Baden-Württemberg ist nicht der
denkbar beste Eigentümer für Schloss Salem", so Walter Smerling,
der darauf verwies, für Schloss Ludwigsburg seien 90 Millionen
€ aufgewendet worden, für Schloss Salem mit der doppelten Fläche
nur 30 Millionen. Unbestreitbar sei jedoch die Finanzierung durch
die Öffentliche Hand nicht der Weisheit letzter Schluss und die
Überführung in eine private Stiftung vorzuziehen. Die Schule Schloss
Salem, so die Schulleiterin Prof. Dr. Haberfellner, sei nicht
nur ein starker Wirtschaftsfaktor vor Ort, der erhebliche Kaufkraft
in die Bodenseeregion bringe, sondern auch als Kristallisationspunkt
einer "weltumspannenden Schul-Idee" als Standort unverzichtbar.
Die Schule von ihrem Ursprung zu lösen hieße ihr den Lebensnerv,
ihre Inspiration und ihre Tradition zu kappen. Baden-Württembergs
starke Wirtschaft profitiere von einer starken Ausbildung, und
Investition in Bildung sei die einzige Investition, die auf längere
Zeit gesehen trage. Dass Salem nicht allein als elitäre Privatschule
gesehen werden darf, zeigt sich schon in dem konstant bei 30%
gehaltenen Anteil an Stipendiaten. In der anschließenden Diskussion
aus dem Kreis der Zuhörerinnen und Zuhörer äußerte sich auch Justizminister
Prof. Goll, der als stellvertretender Ministerpräsident des Landes
anwesend war. Er gab zu, mit seiner Teilnahme nur ein bescheidenes
Zeichen setzen gewollt zu haben, sagte aber offen: "Ich finde
es gut, dass ich hier bin!" Prinz Bernhard, so der Minister, habe
sich außerordentlich fair verhalten und "wir", womit er zweifellos
das Land meinte, müssten jetzt "über unseren Schatten springen".
Er selbst nehme den Tag in Salem zum Anlass, noch einmal in Stuttgart
deutlich nachzufragen. Gefragt nach dem "Worst case", wenn also
alle Kunstgegenstände schon den Land gehörten, ob auch dann das
Land Gelder zur Verfügung stelle, antwortet er: "Wir werden uns
an jedem Konzept beteiligen!" Prof. Lothar Gall mahnte an, um
des unverzichtbaren Kulturerbes Salem willen im gemeinsamen Dialog
mit allen Beteiligten einen Ausgleich zu finden, ohne Rechtspositionen
bis aufs Kleinste gegeneinander abzugleichen. Der übereinstimmende
Tenor aller an der Diskussion beteiligten war, dass das Land es
sich nicht leisten könne, ein Kulturerbe wie Schloss Salem leichtfertig
aufzugeben. Seine Bedeutung strahle weit über die Landesgrenzen
hinaus.
Das Fazit der Veranstaltung?
Unser Kommentar
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