6.12.07
6. Dezember - Zum heiligen Nikolaus
Der heilige Nikolaus ist unter den Heiligen der Kirche eine so
historische Persönlichkeit wie der heilige Martin. Er wurde
280/286 n. Chr. geboren und starb zwischen 345 und 351 in Myra,
wo er Bischof war. Die Stadt liegt in der historischen Landschaft
Lykien an der heute türkischen Südküste.
Sein
Hauptgegner als Bischof war der Kult der Göttin Diana/Artemis,
die vor allem an der lykischen Küste als Schutzgöttin
der Seefahrer verehrt wurde und deren Tempel er zerstörte.
Nikolaus wurde später sowohl diese Funktion als auch Dianas
Geburtstag, der 6. Dezember, als Namenstag zugeschrieben.
Während er noch bei der letzten, um 310 einsetzenden, Christenverfolgung
gefangen und gefoltert wurde, nahm er 325, nachdem Kaiser Konstantin
das Christentum anerkannt hatte, am ersten unter dem Vorsitz des
Kaisers tagenden Konzil der Kirche in Nicäa teil.
Dass Nikolaus mit Geschenken, vor allem für Kinder, in Verbindung
gebracht wird, hängt mit seiner Mildtätigkeit gegenüber
den Armen seiner Stadt zusammen. So soll er durch zugesteckte
Geldgeschenke drei Mädchen vor der Prostitution bewahrt haben.
Der Nikolauskult entwickelte sich in der Mitte des 6. Jahrhunderts
und blieb infolge der bereits eingesetzten Spaltung der Kirche
auf den byzantinischen Teil beschränkt. Besonders die russische
Kirche verehrt ihn als hochrangigsten Heiligen nach Maria. Ins
Abendland kam er im 8. Jahrhundert über Rom, nach Deutschland
vor allem durch Vermittlung der byzantinischen Prinzessin Theophanu,
der Gemahlin des Kaisers Otto II.
Kirche des heiligen Nikolaus (Baba Noel) in Demre, Türkei
Der Brauch, dass Nikolaus die Kinder beschenkt, geht auf den
Brauch des "Bischofsspieles" in Klosterschulen zurück, wo
ein Schüler für einen Tag - zuerst am Tag der "Unschuldigen Kindlein",
dann am Nikolaustag - als "Bischof" fungieren durfte. Der Brauch
geht gleichermaßen auf die Legende von den drei Jungfrauen,
die nachts von Bischof Nikolaus beschenkt wurden, zurück;
zunächst wurden kleine Papierschiffe gebastelt, in die der
Nikolaus seine Geschenke legen sollte, später wurden Schuhe
und Stiefel vor die Tür gestellt.
Nikolaus' Gebeine wurden im April 1087 von Seeräubern (oder
Kaufleiten, was damals nicht ganz klar getrennt war) aus Bari
aus dem Marmorgrab unter dem Fußboden der Kirche von Myra (heute
Demre) entwendet und in ihre Heimatstadt entführt. Dort errichtete
man auf den Trümmern des byzantinischen Gouverneurspalastes die
1098 geweihte monumentale Basilika S. Nicola. In Demre selbst
steht die wieder ausgegrabene Kirche des "Baba noel"
mit einem modernen Denkmal davor.
Bari: Die Basilika San Nicola, errichtet über dem neuen
Grab des Heiligen Nikolaus
Die gewöhnliche Tracht der Nikolausfigur ist der Bischofsornat
mit der Bischofsmütze. Nikolaus wird bei zunehmendem Weihnachtskommerz
allerdings gerne mit dem Weihnachtsmann (in Zeiten des amerikanischen
schwarzen Getränks natürlich im roten Mantel mit weißem
Bart) zusammengeworfen; als Begleiter hat er den Knecht Ruprecht
(der heilige Bischof Ruprecht von Salzburg), im alemannischen
Raum auch den schwarz gekleideten "Pelznickel" (auch
in Hessen so genannt, in Bayern Krampus und in Schwaben Pelzmärtel
gerufen), der die Rute schwingt und die bösen Kinder in den
Sack steckt. Während Nikolaus (und das im 17. Jahrhundert
"erfundene" Christkind) die lieben Kinder durch Geschenke
belohnen, vertritt der Pelznickel also das strafende Prinzip.
In ländlichen Gegenden nutzt die männliche Dorfjugend
diese Figur gerne zu Übergriffen auf "ungehorsame"
Mädchen.
Weblinks:
Ökumenisches
Heiligenlexikon
Nikolaus-Site
des Erzbistums Köln (sehr umfangreich)
Die
Wahrheit über den Nikolaus
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