Landschaftspflegeprojekt in Möckmühl:
Ein Stück Kulturlandschaft im Jagsttal bei Möckmühl wird
wiederbelebt
Regierungspräsident Andriof:
Historisch gewachsene Kulturlandschaft verdient mehr Beachtung
Bei einem Besuch in der Stadt Möckmühl am
26. Oktober informierte sich Regierungspräsident Dr. Udo
Andriof über das Landschaftspflege-Projekt am Hofberg. Die Stadt
Möckmühl erhält viel Lob für ihre Initiative. Andriof: „Die
Kulturlandschaft ist es, die ein Gebiet unverwechselbar macht.
Heute weiß man, dass man in eine schöne Landschaft investieren
muss wie in ein Stadtbild. Wie die historischen Gebäude einer
Stadt ist auch unsere Kulturlandschaft als Kulturgut und durchaus
als Kapital einer Gemeinde anzusehen, mit dem sie werben kann. Es
ist kein Zufall, dass sich der Jagsttal-Radweg zu einem
Anziehungspunkt für Familien und Radbegeisterte entwickelt hat –
Radeln in schöner Landschaft wird immer beliebter.“
Der zur Jagst hin südexponierte Hofberg unmittelbar am Stadtrand
war seit Jahrzehnten nicht mehr bewirtschaftet worden, Gebüsch
hatte sich breit gemacht. Ein Stück typische Jagsttallandschaft
war in Gefahr, endgültig zu verschwinden. Im Herbst 2006 war auf
Initiative der Stadt Möckmühl und mit tatkräftiger Unterstützung
des Landschaftserhaltungsverbandes Heilbronn am Hofberg nahe
Möckmühl der erste Schritt gemacht worden, um das
charakteristische Landschaftsbild wieder herzustellen. Viele
Bürgerinnen und Bürger und Naturschutzvereine halfen bei der
schweißtreibenden Arbeit, um den Hang mit seinen alten
Trockenmauern von Schlehe, Hasel, Hartriegel und Wildrose zu
befreien. Im Frühjahr diesen Jahres folgte ein weiterer
Pflegeeinsatz. Mächtige Trockenmauern kamen zum Vorschein, die
allerdings an vielen Stellen bereits eingebrochen waren. Derzeit
beginnt die Sanierung dieser kulturgeschichtlich bedeutsamen
Mauern. Das Land Baden-Württemberg bezuschusst die Maßnahmen mit
20.000 Euro aus Naturschutzmitteln. 2008 sollen weitere Gelder aus
Ausgleichsabgaben durch die Stiftung Naturschutzfonds des Landes
folgen. Das Regierungspräsidium Stuttgart als höhere
Naturschutzbehörde setzt sich dafür ein, dass die Gelder zur
Verfügung gestellt werden.
Das Bild unserer Landschaft wird neben den natürlichen
Gegebenheiten, wie Klima, Geologie, Boden, im wesentlichen Maße
vom Wirtschaften des Menschen bestimmt. Veränderungen im
Wirtschaften wirken sich in kurzer Zeit sehr schnell aus. Wir
müssen uns bewusst sein, dass diese charakteristische Landschaft
des Jagsttales, die offenen Talhänge mit Hecken, Steinriegeln,
Trockenmauern, Weinbergen und Obstwiesen ohne Bewirtschaftung oder
Pflege innerhalb weniger Jahrzehnte, also in weniger als einer
Menschengeneration unwiederbringlich verloren gehen würde. Gehölze
wie vor allem Hasel, Schlehe, Hartriegel und Wildrose breiten sich
innerhalb weniger Jahre aus. Trockenmauern würden verfallen, und
der Wald schließlich seine natürlichen Standorte zurückerobern.
Die Kulturlandschaft ist unter großer körperlicher Mühe über
Generationen hinweg entstanden und gewachsen. Aber nicht nur das,
die kunstvoll aufgesetzten Trockenmauern sind auch eine
handwerkliche Leistung und erfordern, wenn es richtig gemacht
wird, viel handwerkliches Können. Über lange Zeit wusste man den
Wert dieser Kulturleistung nicht mehr zu schätzen. Viele Jahre hat
man die Landschaft als Selbstverständlichkeit angesehen. In
jüngster Zeit ist ein Wandel in dieser Auffassung spürbar.
Gemeinden können von der Unverwechselbarkeit und Schönheit ihrer
Landschaft profitieren. Die Jagsttal-Gemeinden haben auf jeden
Fall Vorteile von diesem touristischen Juwel und tun gut daran,
diese zu hegen und zu pflegen.