5.4.07
Der Frühling kommt – und die Besuchersaison beginnt
in einem der schönsten Klöster Oberschwabens: Heiligkreuztal
Mit dem Frühjahr öffnen sich die Pforten des einstigen
Zisterzienserinnenklosters Heiligkreuztal. Wie in jedem Jahr liegen
über den Winter die Kostbarkeiten aus über vier Jahrhunderten
hinter verschlossenen Türen und laden nach einem tiefen Winterschlaf
im Frühling die Besucher auf eine Reise in das Herz des Klosterlandes
Oberschwaben ein. Jetzt ist das Klostermuseum wieder geöffnet:
jeden Sonn- und Feiertag von 14.00 bis 17.00 Uhr. Das Frauenkloster
hat eine außerordentlich bewegte Geschichte: Gegründet
wurde es 1227 durch die damals fortschrittlichen Beginen, fromme
Frauen, die eine gemeinsame Lebensform suchten. Bald aber übernahm
schon der mächtige Zisterzienserorden den Konvent und weihte
den Klosterneubau 1256. Aus dieser frühen Zeit hat sich vieles
erhalten: etwa das beeindruckende Chorfenster, um 1312 entstanden.
Mit seinen leuchtenden Glasmalereien macht es den gotischen Chorraum
zu einem funkelnden Farberlebnis. Besonderes Kleinod der mittelalterlichen
Bestände: eine seltene Christus-Johannes-Gruppe. Diese ungewöhnliche,
mystische Skulptur, bereits um 1320 entstanden, zeigt die besondere
Beziehung zwischen Christus und Johannes: der Lieblingsjünger
legt seinen Kopf an die Brust des Erlösers! Diese innige
Darstellung der „Christus-Johannes-Minne“ war vor
allem in den oberschwäbischen Frauenklöstern eines der
beliebtesten Andachtsbilder. Nur ganz wenige haben sich bis in
die heutige Zeit erhalten: In Heiligkreuztal trifft man eines
dieser anrührenden Bilder. In der Kirche der Zisterziensernonnen
hat sich über die Jahrhunderte eine kostbare Sammlung von
Kunstgegenständen bewahrt: Außer der Johannes-Gruppe
etwa ein Meisterwerk des berühmten Ulmer Bildhauer Hans Multscher;
um 1450 schuf er für die Kirche eine Skulptur des kreuztragenden
Christus. Raritäten sind die kostbaren Handarbeiten der Klosterfrauen,
Stickereien mit feinen Fäden und Perlen, typisch für
Nonnenklöster. Sie sind Teil der Dauerausstellung „Glaubenszeugnisse
frommer Frauen“, eingerichtet von den Staatlichen Schlössern
und Gärten Baden-Württemberg. Aus der Barockzeit stammen
zahlreiche prachtvolle Seitenaltäre und feingliedrige Stuckarbeiten
von Joseph Anton Feuchtmayer am Gewölbe über dem Nonnenchor. Auch
das Klostergelände lockt zu Entdeckungen: Die mächtigen
Mauern der Wirtschaftsgebäude, die sich bis heute erhalten
haben, stammen im wesentlichen aus der Zeit der kunstsinnigen
Äbtissin Veronika von Rietheim; unter ihr erlebte der Konvent
im 16. Jahrhundert eine Blütezeit. Beeindruckend ist die
Mühle mit ihrem wuchtigen Staffelgiebelbau. Kloster Heiligkreuztal
ist eines der unbekannten Kleinode Oberschwabens – und lohnt
jetzt in den ersten Frühlingstagen ganz besonders den Besuch! Staatliche
Schlösser und Gärten Baden-Württemberg Öffnungszeiten
Heiligkreuztal: Konventgebäude und Kreuzgang: Täglich
9 bis 19 Uhr Klosterkirche: Täglich 8 bis 17 Uhr Ausstellung
„Glaubenszeugnisse frommer Frauen“: Sonn- und Feiertags
14 bis 17 Uhr, Karfreitag geschlossen Weitere Informationen: Tel:
0 73 71 / 96 11 20
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