20.11.07
Begehbare Installation zur Flüchtlingsaufnahme gewinnt Event-Award
Die in einen Wohncontainer integrierte Ausstellung zu 20
Jahren kommunaler Flüchtlingssaufnahme in Stuttgart wird mit einem
Event-Award ausgezeichnet. Das von der Stadt Stuttgart in Zusammenarbeit
mit Milla & Partner und der Fachredaktion SWR International realisierte
Projekt erhält einen "EVA" in Bronze.
Stuttgart/Essen, 19. November 2007. Am vergangenen Freitag, beim
Deutschen Eventtag in Essen, wurde die von der Flüchtlingskoordinatorin
der Stadt Stuttgart, Veronika Kienzle, SWR International und Milla
& Partner entworfene Installation zur Geschichte des Flüchtlingslebens
in Stuttgart mit einem der wichtigsten Preise der Event-Branche,
dem EVA-Award, ausgezeichnet. Der rote, authentisch eingerichtete
Original-Wohncontainer, der im Februar 2007 zehn Tage lang vor
der Stuttgarter Stadtbücherei im Wilhelmspalais stationiert war,
ist Schauraum und Exponat in einem. Er versetzt seine Besucher
in die Lebenssituation der Flüchtlinge hinein und beherbergt zugleich
eine Ausstellung, die den lebendigen Rückblick auf 20 Jahre kommunale
Flüchtlingsarbeit ermöglicht.
In den 90er Jahren fungierte derselbe rote Container als eine
von zahlreichen Notunterkünften. Die Stadt Stuttgart hatte sie
eingerichtet, um die infolge des Jugoslawien-Konflikts schnell
wachsende Zahl von Flüchtlingen rasch unterzubringen, bevor ein
neues Zuhause für sie gefunden war oder sie in ihre Heimat zurückkehren
konnten. Heute macht dieser Container, zusammen mit der Ausstellung
in seinem Inneren, ein Stück Stadtgeschichte begreifbar. Er zeigt,
wie die Menschen untergebracht waren und welche Gebrauchsgegenstände
sie umgaben. In dem vom SWR produzierten Film, der über die Mattscheibe
eines alten Fernsehgerätes läuft, schildern Mitarbeiter und ehrenamtliche
Helfer ihre damaligen Erlebnisse. Der Film mit 25 Porträts, aufgenommen
von den Stuttgarter Fotografen Kai Loges und Andreas Langen (arge
lola), der auch auf DVD erhältlich ist, präsentiert Aussagen von
Einzelpersonen. Persönliche, fast private Eindrücke treffen hier
auf politische Aussagen, Erlebnisse von Heimverwaltern werden
von Menschen ergänzt, die selbst Flüchtlingshintergrund haben.
Ein Booklet zur DVD liefert ergänzende Information. Erinnerungsgegenstände
wie Fotos, Briefe und Dokumente aus dem Alltag der Flüchtlinge
sowie persönliche Gespräche mit ehemaligen Bewohnern, Betreuern
und Verantwortlichen im Container geben Einblick in Schicksale
und regen zur Diskussion über die Themen Flucht, Vertreibung und
Migration an. Auch die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung und das
soziale Engagement der Stadt rückt die Ausstellung ins Bewusstsein
des Betrachters.
"Wir wollten mit dem Projekt Transparenz schaffen, Barrieren
abbauen und Geschichte verbinden mit persönlichen Schicksalen",
berichtet die damalige Flüchtlingskoordinatorin der Stadt Stuttgart,
Veronika Kienzle. Das ist in Zusammenarbeit mit den Szenografen
von Milla & Partner, die das Projekt pro bono unterstützten, gelungen.
"Es ist ein Ort des Austauschs entstanden", sagt Kreativ-Direktor
Johannes Milla. In den zehn Tagen, in denen der Container vor
der Bücherei platziert war, haben Hunderte Menschen die Ausstellung
besucht. Die Eintragungen im Gästebuch zeigen eine hohe Akzeptanz
- sowohl bei den Betroffenen als auch bei der Stuttgarter Bevölkerung.
Es hat sich gezeigt, dass die Stuttgarterinnen und Stuttgarter
dem Thema "Flucht und Vertreibung" einfühlsam und interessiert
gegenüber stehen.
Ein dauerhaftes "Bleiberecht" wird der Container für Flüchtlinge
im neu entstehenden Stadtmuseum bekommen, wo er in Zukunft einen
authentischen Beitrag zur Dokumentation der Stadtgeschichte Stuttgarts
leisten wird. Die in Kooperation mit dem SWR produzierte Film-DVD
kann in ganz Baden-Württemberg im Schulunterricht genutzt werden.
Lehrkräfte, die gerne die DVD zum Projekt in ihrem Unterricht
einsetzen möchten, können diese kostenlos beim Sozialamt der Landeshauptstadt
Stuttgart, Stephan Spatz, unter E-Mail stephan.spatz@stuttgart.de
oder Telefon 0711 / 2 16-54 95 beziehen.
Bild: Milla & Partner Pressedienst
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