Einig waren sich die Teilnehmer darüber, dass der mit dem Haus
Baden beabsichtigte Kompromiss angesichts der ungesicherten Rechtslage
letztlich ohne Alternative ist. Weder ein viele Jahre dauernder
Rechtsstreit noch eine Insolvenz des Hauses Baden, die zur Vollstreckung
durch die Banken und dem Verlust wertvoller Kulturgüter führen
würde, sei eine realistische Alternative.
Hinsichtlich der Finanzierung des Vergleichs, der auch die Sicherung
von Schloss Salem beinhaltet, bot Ministerpräsident Oettinger
an, in den nächsten Monaten mit allen Beteiligten konstruktive
Gespräche zu führen. Ziel sei eine für alle Seiten zumutbare Gesamtlösung.
Dabei gelte der Grundsatz "Gründlichkeit vor Schnelligkeit".
Über Verkauf von Handschriften noch nicht entschieden
Über einen Verkauf von Handschriften sei noch nicht entschieden.
Nach Vorstellung von Ministerpräsident Oettinger könnte die Finanzierung
der Summe auf einem Drei-Säulen-Modell beruhen. Eine Säule sollten
dabei Sponsoren aus der Wirtschaft und Spenden von Privatpersonen
sein. Die Zweite Säule ein Beitrag des Landes. Dieser könne aber
keinesfalls durch eine Erhöhung der Neuverschuldung bzw. durch
eine Kürzung in anderen Ressortbereichen erwirtschaftet werden.
Dritte Säule müsse ein Beitrag der Kunsteinrichtungen sein. Dafür
erwarte man konstruktive Vorschläge. Diesen Solidarbeitrag halte
er für vertretbar, da mit der Gesamtlösung ein für alle mal das
Eigentum an den bedeutenden badischen Sammlungen für die Kultureinrichtungen
des Landes gesichert werde.
Die Runde vereinbarte, sich im November erneut zu treffen.
[vom Staatsministerium]
Wie der SWR berichtete, beträgt die aktuell zu leistende Finanzierungssumme
nicht mehr 70, sondern nur noch 30 Millionen, die zur Entschuldung
des Hauses Baden geleistet werden müssen. In einem Interview mit
dem Sender erklärte Wissenschaftsminister Peter Frankenberg, dass
das Land kein Interesse daran habe, das Haus Baden in einen Rechtsstreit
zu verwickeln, dessen Risiko darin bestehe, dass es (das Haus
Baden) ihn nicht überstehen würde. Dann sei nicht mehr ein traditionsbewusstes
und traditionsverpflichtetes Haus Verhandlungspartner, sondern
Banken, womöglich auch solche außerhalb Baden-Württembergs.
Zur
Frage der Solidarität der Kulturinstitutionen, die das Ausbluten
der Badischen Landesbibliothek verhindern solle und des württembergsichen
Beitrags dazu, erklärte der Minister, das sei eine gemeinschaftliche
Aufgabe des Landes und müsse auch gemeinsam getragen werden.
Inhalt
des Gesamtvergleichs, der noch vom Kabinett gebilligt und vom
Landtag beschlossen werden müsse, sei es weiterhin, neben der
Entschuldung des Hauses Baden in Höhe von 30 Millionen auch die
Stiftung zu finanzieren, die das in Landesbesitz übergehende Schloss
Salem erhalten solle. Dies aber sei ein längerfristiger Prozess,
für den einmal nicht die erforderlichen 40 Millionen sofort aufzubringen
seien und es auch verschiedene Formen von Stiftungen gebe, z.B.
kapitalbasierte Stiftungen oder Zuschussstiftungen.
Den Protest
im Land habe die Regierung erwartet, so der Minister, allerdings
auch erwartet, dass man "das gesamte Paket rationaler abschätzt".
Bei allen Protesten sei der Aspekt, dass das Land sich definitiv
Kunstgüter im Wert von 300 Millionen € sichere, außer Acht gelassen
worden. Der Vergleich mit dem Haus Baden sei ohne Alternative.