5.11.06
FDP formuliert untauglichen Vorschlag zur Rettung von Salem
Zur Rettung von Schloss Salem und zur Finanzierung der vom Haus
Baden angestrebten Stiftung will die baden-württembergische FDP,
dass das Haus Baden Kunstschätze des Hauses verkauft. Das soll
allerdings nicht die Filetstücke betreffen, sondern nur Werke,
die für das Land „von nachrangiger Bedeutung“ sind.
Das hat ein kleiner FDP-Parteitag am 27.10.07 in Salem entschieden.
Ursprünglich hatte der FDP-Landesvorstand den 100 Delegierten
vorgeschlagen, Kunstwerke zu veräußern, die „keinerlei Bezug zum
Land“ aufweisen.
Die FDP will eine Stiftungslösung, in die die Gemeinde, der Landkreis
und das Land Baden-Württemberg neben dem Haus Baden Gelder einzahlen.
Allerdings sei zum Tilgen der Altschulden ein Betrag von 30 Millionen
Euro notwendig, so der Landesjustizminister Ulrich Goll, der den
Antrag des Landesvorstandes auf dem Landeshauptausschuss einbrachte.
Das Stiftungskapital müsse cirka 40 Millionen Euro betragen, um
die jährlich anfallenden Instandhaltungskosten der weitläufigen
Kloster- und Schlossanlage (etwa 1,5 Millionen Euro) aufbringen
zu können.
Zur Ausstattung der Stiftung mit dem nötigen Kapital sollten
auch private Sponsorengelder gewonnen werden. Private und Sponsoren
aus der Wirtschaft sollten, so die Vorstellung, einzelne Werke
oder Gegenstände aus den badischen Sammlungen erwerben, diese
aber der der Stiftung dauerhaft als Leihgabe zur Verfügung stellen.
Dies sichere die strittigen Vermögenswerte, ehe Landesmittel in
Anspruch genommen würden, so Birgit Homburger weiter.
Der Bundestagsabgeordnete Patrick Meinhardt betonte allerdings
in der anschließenden Aussprache: „Es wird mit der FDP keinen
Verkauf von historischen Handschriften geben“
Die FDP erkennt an, dass die dauerhafte Sicherung des Kulturdenkmals
Salem vorrangig sei. Salem müsse weiterhin der Öffentlichkeit
zugäbnglich sein.
Die Grünen in Baden-Württemberg reagiren empört auf den Vorschlag.
Der kulturpolitische Sprecher der Fraktion der Grünen, Jürgen
Walter, forderte Ministerpräsident Oettinger und Finanzminister
Stratthaus auf, endlich den Landtag umfassend zu Schloss Salem
zu informieren. Ein Jahr lang habe die Landesregierung jetzt Zeit
gehabt, die Fakten zu Salem offenzulegen. "Es ist bekanntlich
eine Selbstverständlichkeit, dass ein für Baden-Württemberg so
bedeutendes Kulturdenkmal wie Schloss Salem vom Land nicht tatenlos
seinem Schicksal überlassen wird, aber wenn es Ministerpräsident
Oettinger ernst meint, dann muss er sich nach über einjährigem
Schweigen endlich gegenüber den zuständigen Gremien äußern", so
Walter.
Landeskunde online ist mit den Kritikern dieses Beschlusses
der Meinung, dass mit "nachrangigen" Kunstwerken, was
auch immer darunter zu verstehen sei, kaum die nötige Ausstattung
von insgesamt 70 Millionen Euro zusammenkomme. Einen Ausverkauf
von Kulturerbe darf es nicht geben, unter welchem Vorzeichen auch
immer.
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