Das Resource Lab der Universität Augsburg koordiniert
den Arbeitsbereich "Abfallmanagement" des 6 Millionen-EU-Projekts
REHAP zur umweltverträglichen Wiederverwertung und hochwertigen
Nutzung land- und forstwirtschaftlicher Abfälle.
Im Rahmen des europäischen Forschungs- und Innovationsprogramms
Horizon 2020 (SPIRE-PPP) bearbeitet das Resource Lab am Institut
für Materials Resource Management (MRM) der Universität
Augsburg seit Oktober 2016 ein vierjähriges Forschungsprojekt
mit dem Titel „Systemic approach to Reduce Energy demand
and CO2 emissions of processes that transform agroforestry waste
into High Added value Products“ (REHAP). Insgesamt 15 Partner
aus sieben europäischen Ländern arbeiten hier für
die REHAP-Projektziele zusammen. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung
neuartiger Materialien und Produkte für die Chemie- und
Baustoffindustrie aus land- und forstwirtschaftlichen Abfällen
in einem ökologisch und ökonomisch optimalen Rahmen.
Die EU-Kommission konzentriert sich in ihrem Strategieplan zur „Bioeconomy“ besonders
auf Forschung und Entwicklung, auf eine Stärkung der Märkte
und der Wettbewerbsfähigkeit im Bioökonomiesektor sowie
auf eine bessere Koordination der beteiligten Akteure. Ein wichtiges
Handlungsfeld dabei ist die industrielle Nutzung nachwachsender
Rohstoffe, wobei für die Umsetzung der erstrebten Ziele
die pflanzliche Biomasse von besonderer Bedeutung ist. Angesichts
begrenzter Rohstoff- und Flächenpotentiale liegt es auf
der Hand, nach Nutzungslösungen zu suchen, die nicht mit
anderen konkurrieren.
Hohe Nachfrage nach Bio-Chemikalien trifft auf großes
Angebot geeigneter Ausgangsstoffe
Die Nachfrage nach Bio-Chemikalien innerhalb der Europäischen
Union ist hoch, das Angebot ist jedoch auf einige wenige Verbindungen
beschränkt. Gleichzeitig sind aber lignocellulosehaltige
Reststoffe - primär also Reste verholzter Pflanzen -, die
sich als Ausgangsmaterial für Bio-Chemikalien bestens eignen,
in der EU reichlich vorhanden. Das REHAP-Projekt sucht dementsprechend
nach einem systematischen Ansatz, der es ermöglichen soll,
mit möglichst geringem Energieaufwand und mit möglichst
geringem Kohlenstoffdioxid-Ausstoß aus Land- und Forstwirtschaftsabfällen
möglichst hochwertige Produkte zu erzeugen. Aufgabe der
15 europäischen Projektpartner aus Belgien, Deutschland,
Finnland, Frankreich, Italien, England und Spanien wird es also
sein, die Prozessketten von den Ausgangsmaterialien bis hin zu
hochwertigen Produkten zu untersuchen. Das Resource Lab des Instituts
für Materials Resource Management (MRM) der Universität
Augsburg ist in diesem Verbund universitärer Partner und
Koordinator des ersten REHAP-Arbeitspaketes „Abfallmanagement“.
Vom Reststoff über dessen Inhaltsstoffe zum
Baustoff
Land- und forstwirtschaftliche Reststoffe wie Weizenstroh oder
Baumrinde sind in diesen Prozessketten das Ausgangsmaterial,
aus dem Inhaltsstoffe wie Zucker, Lignin und Tannin bzw. Zuckersäure,
Carbonsäure und Aromaten sowie Harze extrahiert werden.
Von projektbeteiligten Ingenieurbüros und Forschungsinstituten
mit neuartigen Verfahren entsprechend aufbereitet, können
aus diesen Verbindungen Materialien wie Klebstoffe, Zement oder
Isolierschäume hergestellt werden. Neu entwickelte chemische,
thermische oder enzymatische Aufbereitungstechnologien sowie
Fermentation werden in Pilotversuchen optimiert und bei der Herstellung
von Testprodukten umgesetzt. Die industrielle Eignung der Endprodukte
wird schließlich anhand von Prototypen im Bausektor getestet
und dargestellt werden.
Nachhaltiges Bauen mit deutlich weniger Energiebedarf
und CO2-Emission
Leitlinie von REHAP ist ein realer „Business Case“ für
nachhaltiges Bauen: Im Vergleich zu herkömmlich verwendeten
Materialien sollen fossile Ressourcen im Umfang von 80 bis 100
Prozent eingespart werden. Weiterhin soll bei der Herstellung
der Materialien der Energiebedarf und die CO2-Emissionen um bis
zu 30 Prozent reduziert werden.
Ökologisch-ökonomisch optimale Netzwerkplanung
Das Augsburger Resource Lab wird sich in erster Linie mit der
Verfügbarkeit der Rohstoffe und deren abgestufter Mehrfachnutzung
befassen sowie mit der Logistik und mit der unter ökologischen
und ökonomischen Kriterien optimalen Planung des aus Sammel-
und Aufbereitungszentren auf verschiedenen Ebenen bestehenden
Netzwerks.
Klaus P. Prem Presse - Öffentlichkeitsarbeit
- Information
Universität Augsburg |