Jubiläumsjahr 2008

 

Die Wolkendekoration und die Wolkenmaschinerie im Ludwigsburger Schlosstheater

Die erhaltenen historischen Kulissen und Bühnendekorationen des Ludwigsburger Schlosstheaters aus der Zeit um 1800 sind kostbare und empfindliche Originale. Um diese einzigartigen Stücke zu schonen und dennoch die originale Bühnenmaschinerie in ihrem Funktionieren vorführen zu können, wurden mehrere Dekorationen aus dem Ludwigsburger Fundus kopiert. Dazu gehören der "Rote Grotten-Saal", die "Elysischen Gärten", der Hauptvorhang "Apoll und die Musen.

Für die Wolkendekoration nahm man bei Vermögen und Bau, der zuständigen Verwaltung, die erhaltenen Wolkensoffitten in Ludwigsburg als Ausgangspunkt. Bei der Suche nach einer historischen Parallele stieß man auf die entsprechende Dekoration in Drottningholm, dem berühmten historischen Theater in Schweden, das ähnlich alt wie das Ludwigsburger Schlosstheater ist.

Ulrich Brüschke, der Künstler, der mit diesen rekonstruierenden Malereien beauftragt wurde, schreibt dazu:

"IM FRÜHJAHR 2002 fand die erste Besprechung zum Thema Wolkendekoration in Ludwigsburg statt. In den folgenden eineinhalb Jahren und mehreren Gesprächsterminen vor einem Modell und den entsprechenden Entwürfen und Kulissenelementen wurde an der Aufgabenstellung gearbeitet, erst im Maßstab 1:50 und später im Modell Maßstab 1:15 mit eigener Beleuchtung. An dieser Arbeit beteiligt waren Frau Stratmann als Projektleiterin, Herr Krüger als Schlossverwalter, Herr Prof. Dr. Scholderer als wissenschaftlicher Berater und Herr Schreiber als ausführender Zimmermannsmeister.

In mehreren Schritten näherte man sich einem Entwurf, der sich an dem Aufbau der in Drottningholm existierenden Wolkendekoration orientierte. Die Konstruktion ermöglicht es, die Wolken in jedes bestehende Bühnenbild zu integrieren. Die Wolken können in jeden Bühnenraum, in jedes Bühnenbild hineinschweben und in der Gegenbewegung wieder verschwinden. Für Entwurf und Ausführung bedeutete das, 28 einzelnen Elementen eine entsprechende Form und Farbigkeit zu geben, und dabei darauf zu achten, dass möglichst in jeder Stellung ein stimmiges und geschlossenes Bild zu sehen ist.

IM DETAIL besteht der Entwurf aus fünf Wolken-Staffeln aus jeweils vier Einzelelementen, sechs Soffitten, und einem zweiteiligen Wolkenwagen. Auf beiden Seiten der Bühne befindet sich jeweils nach der ersten und dritten Kulisse eine Staffel, nach hinten abschließend hängt in der Mitte die breiteste Staffel. Die Soffitten im Schnürboden schließen das Bild nach oben hin ab, und zwischen der dritten und vierten Soffitte kann vom Schnürboden aus der Wolkenwagen abgelassen werden. Aus diesem kann eine Person in Richtung Zuschauerraum aus- und einsteigen, das Frontteil des Wagens ist so gebaut, dass sein unterer Abschluss der Malerei frei hängt und beim Aufsetzen nachgibt.

ZUR BAUWEISE: Die Rahmen der Wolkendekoration sind aus Fichtenholz gebaut und mit belgischem Rohleinen bespannt. Die einzelnen Rahmenelemente sind durch einen eingeschlagenen Schwalbenschwanz miteinander verbunden, eine reine Holzverbindung, lediglich die Aufhängung besteht aus je zwei gebogenen brünierten Bandeisen. Der frei hängende, nicht vom Rahmen gestützte Stoff der Malerei ist mit einem eingenähten Bleiband versehen, um besser aushängen zu können.

DIE ARBEIT DER MALEREI findet im Liegen statt, das bedeutet: Auf den über zweihundert Quadratmetern des am Boden aufgespannten Stoffes wird mit großen Bürsten gearbeitet. Der Vorzeichnung und dem Entwurf folgend wird die Malerei in mehreren Schichten aufgebaut und liefert im Endergebnis mit ihrem Umriss, ihrer Kontur, die Vorlage für den zu bauenden einzelnen Rahmen. Ist dieser dann bespannt, so werden in einem Zwischenstadium die Einzelelemente im Atelier zu einer Staffel gehängt und auf ihr Zusammenspiel hin überprüft, und wenn nötig korrigiert. Der Sprung vom Modell 1:15 in den Maßstab 1:1 ist beachtlich und im ersten Moment auch sehr irritierend. Der eigentliche Eindruck stellt sich erst im Zusammenspiel des Ganzen im Theater ein.

Im Gegensatz zu den bereits erstellten Kopien, wie beispielsweise dem Hauptbühnenvorhang, wurden die einzelnen Elemente bei diesem Neuentwurf nicht mit einer Patina versehen, diese wird sich mit der Zeit und über die technischen Abläufe von selbst ergeben. Die Farbigkeit und Stimmung der Wolkendekoration berücksichtigt die sehr warmtonige Bühnenbeleuchtung und ist gehalten die Dramatik der Formgebung nicht zu übertreffen um damit die Leichtigkeit des luftigen Elements zu erhalten."

Ulrich Brüschke
90459 Nürnberg
Hummelsteiner Weg 59
Tel / Fax 0911-457862
mobil 0179-5968930
mailto:ulrich.brueschke@t-online.de
http://ulrichbrueschke.de

   

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