Johann Heinrich Schönfeld gilt als einer der bedeutendsten
und außergewöhnlichsten Maler der 2. Hälfte
des 17. Jahrhunderts in Süddeutschland. Aufgrund seiner
langjährigen Tätigkeit in Italien, mit Stationen
in Rom und Neapel, ist er einer der wenigen deutschen Künstler
der Epoche, deren Werke international Beachtung fanden.
Auch wenn er Anregungen von zeitgenössischen Künstlerkollegen
aufnahm, zeigt sein Oeuvre einen eigenständigen und
hochentwickelten Stil.
Die Graphische Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart verfügt über
den weltweit größten Bestand an Zeichnungen
Schönfelds und seiner Werkstatt. Seine künstlerische
Entwicklung wird anhand aller 14 eigenhändigen Zeichnungen
sowie von Druckgraphiken aufgezeigt: von seinen Anfängen
als Malerlehrling und Geselle in Stuttgart bis hin zu seinem
Spätwerk. Die meisten Zeichnungen hat Schönfeld
für den eigenen Gebrauch geschaffen, um Bildkompositionen
für Gemälde vorzubereiten und die häufig
dramatischen Bewegungen seiner Hauptfiguren herauszuarbeiten.
Unter den Exponaten befindet sich auch der einzigartige
Probedruck des Kupferstichs von der noch unfertigen Platte
mit »Saul und die Hexe von Endor«. Der Probedruck
stammt von einem Schüler Schönfelds und wurde
vom Meister eigenhändig mittels Tuschfeder und Lavierung
korrigiert und ergänzt.
Eine Besonderheit ist bisher kaum bekannt: Schönfeld
konnte nur mit dem rechten Auge sehen und mit der linken
Hand arbeiten. Nur auf Zeichnungen sind Merkmale seiner
Linkshändigkeit zu erkennen: so die nach rechts perfekter
als nach links gezogenen Bögen, und die Richtung der
Schraffuren von links nach rechts abfallend.
Aus Schönfelds Bilderfindungen gab sein Schüler
und Mitarbeiter Gabriel Ehinger besonders gelungene Figuren
in Nachzeichnungen wieder – zur Übung und als
Motivvorrat für die Werkstatt.
Nach seiner Rückkehr aus Italien ließ sich
Schönfeld 1652 in Augsburg nieder. Von dort aus belieferte
der Künstler Kirchen und prominente Auftraggeber mit
Gemäl-den. Augsburg war seit langem auch ein bedeutendes
Zentrum der Druckgraphik-produktion. Schönfeld schuf
selbst Radierungen. Mit seiner Serie „Varie Teste
de’ Capricci“ von 1656 führte er den Begriff „capriccio“ in
Deutschland ein. Zur Verbreitung seiner Gemälde arbeitete
er mit besonders qualifizierten Kupferstechern und Radierern
zusammen. Einen detaillierten Einblick in diesen Arbeitsprozess
bieten die Probedrucke, die der Meister selbst mit Pinsel
und Feder überarbeitet hat.
2009 jährt sich Johann Heinrich Schönfelds 400.
Geburtsjahr. Dem Werk dieses in seiner Zeit 'modernen’ Künstlers
widmet sich außer der Staatsgalerie auch das Zeppelin
Museum Friedrichshafen, in dem zahlreiche Gemälde
in der Ausstellung „Johann Heinrich Schönfeld
- Welt der Götter, Heiligen und Heldenmythen“ (16.10.2009
- 7.2.2010) zu sehen sind.
Gemälde Schönfelds finden Sie auch in der Barockgalerie
der Staatsgalerie Stuttgart in Schloss Ludwigsburg.
Zu den Ausstellungen in Friedrichshafen und Stuttgart
ist ein gemeinsamer Katalog erschienen (Euro 39,95 im Museumsshop
der Staatsgalerie). |