Eine Mischkost aus Kartoffeln und Mehlspeisen, ergänzt
um einen stattlichen Anteil von Gemüse – so bevorzugten
es die Menschen im 19. Jahrhundert um Rastatt, Baden-Baden und
Karlsruhe. Teigwaren-Liebhaber waren eher am westlichen Bodensee
angesiedelt und die östlichen Schwarzwaldtäler erwiesen
sich als fast reine Kartoffelregion.
Bild:
Erntehelferin bei der Brotzeit
© Badisches Landesmuseum Karlsruhe
Schnaps hatte übrigens im Süden und in Mittelbaden
durchaus zahlreiche Anhänger, nicht selten genehmigte man
sich schon am frühen Morgen ein Gläschen zur Stärkung. – Die
Essgewohnheiten in Baden vor über 100 Jahren bringen einiges Überraschendes
zu Tage. In einer neuen Sonderausstellung im Karlsruher Schloss
können sich die Besucher nun auf Spurensuche begeben und
herausfinden, was die Menschen früher in ihrem Heimatort
gegessen haben, wie sie wohnten und wie sie sich kleideten. Die
Ausstellung „Badisches Volksleben. Ländliche Lebensweisen
im 19. Jahrhundert“ ist ab 13. April im Karlsruher Schloss
zu sehen.
Grundlage für die Präsentation liefert die erste flächendeckende
Befragungsaktion im Großherzogtum Baden 1894/95. Jede bestehende
Gemeinde sollte damals Angaben zur Ortsgeschichte, Namens- und
Familienkunde, zu Alltag und Lebensweise, Sitten und Bräuchen
und vielem mehr machen. 3000 Fragebögen wurden dabei insgesamt
an die örtlichen Pfarrer und über die Kreisschulämter
an die Gewährsleute verteilt. Der Rücklauf von ca.
20 Prozent gilt nach heutigen Maßstäben als repräsentative
Datenbasis.
Die umfangreiche und bis vor kurzem weitgehend unbearbeitete
handschriftliche Quellensammlung enthält bedeutende kulturgeschichtliche
Daten aus über 400 badischen Orten – darunter auch
aus den heutigen Karlsruher Stadtteilen Beiertheim, Bulach, Durlach,
Rintheim und Rüppur. Im Rahmen der Jubiläums „Baden!
900 Jahre“ wurden die Fragebögen insbesondere hinsichtlich
der Themengebiete „Kleidung, Hausformen und Ernährung“ ausgewertet
und werden nun der Öffentlichkeit präsentiert. Die
Akten mit den Notizen zu Alltag und Lebensweisen der ländlichen
Bevölkerung zählen zum wertvollen Archivbestand der
Außenstelle des Badischen Landesmuseums in Südbaden.
Blick in die Ausstellung: Die Ergebnisse der Befragung wurden
detailliert in Kartenskizzen umgesetzt.
Unterhaltsam und anschaulich lassen Zitate, kartografische Übersichten
und historisches Bildmaterial etwas vom badischen Volksleben
im 19. Jahrhundert aufblitzen – und erlauben einen authentischen
Blick in die Vergangenheit Badens.
Badisches Volksleben. Ländliche Lebensweisen im 19. Jahrhundert
Ausstellungsfläche EG Ostflügel, Schloss Karlsruhe
Di – Do 10 – 17 Uhr
Fr – So, Feiertage 10 – 18 Uhr
Eintritt frei
Volkstracht Rippoldsau-Schapbach um 1900. ©
Badisches Landesmuseum, Foto: Georg Röbcke, Freiburg
Essen im 19. und im 21. Jahrhundert. Installation in der Ausstellung
Pflügender Bauer. ©
Badisches Landesmuseum / Foto: Alwin Tölle
Neues illustriertes Kochbuch für alle Stände, um
1900. © Badisches Landesmuseum Karlsruhe
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