Die Baugeschichte
1697, nachdem der Friede von Utrecht des Pfälzischen Erbfolgekrieg
beendet hatte, fasste Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, der
„Türkenlouis", den Entschluss, in der Ebene bei dem Marktflecken Rastatt
ein Jagdschloss zu errichten. Wo bis zu seiner Zerstörung 1689 schon
ein Schlösschen gestanden hatte, entstand eine dreiflüglige Anlage
um einen Ehrenhof mit einem offenbar kleinen Corps de Logis.
Bereits
zwei Jahre später wurde das gerade fertiggestellte Corps de Logis
abgebrochen, um dem repräsentativen Mittelbau des neuen Residenzschlosses
Platz zu machen, die niederen Seitenflügel blieben stehen. Domenico
Rossi, der Architekt, entwarf zugleich eine Stadt nach Versailler
Vorbild und einen Garten, das ganze umgeben von einem Festungsring.
1707 war trotz
der Abwesenheit des Markgrafen während des Spanischen Erbfolgekriegs
der Rohbau vollendet, als der Türkenlouis an den Spätfolgen einer
Schussverletzung starb. Seine Witwe Sybilla Augusta, eine Herzogin
von Sachsen-Lauenburg, führte während der Minderjährigkeit des Erbprinzen
Georg Wilhelm die Regentschaft.
Im selben Jahr,
1707, erstürmten die Franzosen Rastatt, besetzten das Schloss als
Quartier des Marschalls Villars und schleiften die Festung. Die
Bauarbeiten ruhten bis zum Friede von Rastatt, der 1714 den Spanischen
Erbfolgekrieg beendete. Erst danach wird das Schloss, nun unter
der Leitung des aus Böhmen stammenden Architekten Michael Ludwig
Rohrer, vollendet. So entstand 1719 - 23 die Schlosskirche, in der
Markgräfin Sybilla Augusta nach ihrem Tod 1733 ihre letzte Ruhestätte
fand.
Nach dem Aussterben
der Baden-Badenschen Linie 1771 verlor das Schloss seine Residenz-Funktion
und unter verschiedenen Nutzungen seine Innenausstattung, behielt
aber seinen Reichtum an Stukkaturen und Deckengemälden, die nicht
wie anderswo einem veränderten Zeitgeschmack geopfert wurden.
Der Schlossgarten,
der zur Zeit des Türkenlouis über Ansätze der Gestaltung nicht hinauskam,
wurde erst 1772 angelegt, 1842 aber bereits wieder aufgelöst. Ein
in den 1920er Jahren von Prof. Max Laeuger angelegter „Volksgarten"
war nach dem 2. Weltkrieg nicht mehr zu rekonstruieren und wurde
1988 nach einem Plan von Prof. Gunnar Martinsson neu gestaltet.
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