Das Wehrgeschichtliche
Museum gehört mit seinen Sammlungen und der modernen Ausstellungspräsentation
zu den führenden Militärmuseen Europas.
Die Grenzlage zu Frankreich stellte Rastatt in der Vergangenheit
häufig in den Brennpunkt europäisch-deutscher Politik und der
sich daraus entwickelnden kriegerischen Konflikte. So bieten Stadt
und Schloss auch aus europäischer Perspektive zahlreiche Anknüpfungsmöglichkeiten
an die Militärgeschichte des südwestdeutschen Raumes, wie sie
mit Schwerpunkt in der Ausstellung gezeigt wird.
Das 1934 gegründete Museum ist seit 1956 im Rastatter Schloss
untergebracht. Sein Fundus basiert auf den Beständen des Badischen
Armeemuseums und Teilen des ehemaligen Württembergischen Armeemuseums,
erweitert durch zahlreiche Stiftungen und Ankäufe.
Im Mittelpunkt der Darstellung steht das Verhältnis von Staat,
Gesellschaft und Militär unter vorrangiger Berücksichtigung des
südwestdeutschen Raumes. Die Militärgeschichte wird hier in die
gesellschaftlichen Zusammenhänge eingebunden. Sie ist somit nicht
als eine reine Kriegs- und Institutionsgeschichte der Armee zu
sehen, sondern soll auch als Faktor der Staatsverfassung, des
Sozial- und Wirtschaftswesens und der Technikgeschichte verstanden
werden.
Die Ausstellung bietet auf ca. 1.500 qm einen Überblick über die
deutsche, insbesondere südwestdeutsche Militärgeschichte von 1500
bis 1918. Besondere Höhepunkte sind ein Großdiorama mit mehr als
6.000 Zinnfiguren, welches die Schlacht von Slankamen (1691) gegen
die Türken zeigt, ein 4 x 3,60 m großes Modell der Bundesfestung
Rastatt um 1860, eine Sammlung von Artilleriemodellen zwischen
1820 und 1860 sowie mehrere Touchscreen-Terminals zu ausgewählten
Themen des 1. Weltkrieges.
Durch seine vorzügliche Bibliothek, seine großen fotografischen
Sammlungen und umfangreichen heereskund-lichen Bestände ist das
Museum eine Forschungsstätte sui generis.
Das Rastatter Residenzschloss des Markgrafen Ludwig Wilhelm von
Baden-Baden (1655-1707), des "Türkenlouis", wurde in den Jahren
1698 bis 1705 errichtet und hat in seiner Geschichte drei Ereignisse
von europäischer und internationaler Bedeutung erlebt.
Hier schloss Prinz Eugen für das deutsche Reich mit dem französischen
Marschall Villars den Frieden von Rastatt (1714), der den Spanischen
Erbfolgekrieg beendete, 1797/99 fand in seinen Mauern jener Kongress
statt, der die Streitpunkte zwischen der französischen Republik
und dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation klären sollte
und mit der Ermordung der französischen Gesandten endete. Und
schließlich nahm auf seinem Schlosshof die Meuterei der Badischen
Armee im Mai 1849 ihren Anfang, Schlussakkord der Revolution von
1848/49 in Deutschland.
STUDIENSAMMLUNGEN
Das WGM bereitet seit einigen Jahren seine umfangreichen Bestände
an Uniformen, Blank- und Feuerwaffen, Ausrüstungsstücken, Orden,
historischen Dokumenten und Grafiken in besonderen ständigen Studiensammlungen
auf. Diese Sammlungen umfassen nahezu alle deutschen Staaten des
18. und 19. Jahrhunderts. In der großen Anzahl und Ausgestaltung
der Objekte bilden sie bewusst einen Kontrapunkt zur stehenden
Ausstellung und sprechen neben "normalen" Ausstellungsbesucher
auch besonders den fachkundigen Sammler an.
Die Studiensammlungen Militärmusik, Dienstgradabzeichen sowie
Blankwaffen sind bereits zu sehen.
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