Kurpfalz


Die Pfalzgrafen bei Rhein

 

Ruprecht II., der Harte oder der Ernste (* 12. Mai 1325 in Amberg; † 6. Januar 1398), ab 1390, nach dem Tod seines Onkels Ruprecht I., Pfalzgraf und Kurfürst von der Pfalz (1390–1398).

Ruprecht regierte die Kurpfalz zunächst als Mitregent neben seinem Onkel Ruprecht I., in dessen Alter, bedingt durch die zunehmende Gebrechlichkeit Ruprecht I., mehr und mehr auch alleine. Im Jahr nach dem Tod seines den Juden gegenüber toleranten und ihnen Schutz vor Verfolgung gewährenden Onkels, 1391, vertrieb er die Juden aus den kurpfälzischen Städten, so aus Heidelberg, Ladenburg, Weinheim, Neustadt und Alzey, wobei er ihre Besitzungen in Heidelberg der Universität überwies, die in den anderen Städten zur Aufbesserung der eigenen Finanzer verwandte. In den Städten der Reichspfänder blieben die Juden unbehelligt, was wohl auch einige zur Rettung ihres Vermögens befähigte.

Nachdem die Absicht Ruprechts I., Heidelberg durch Gewährung eines Messeprivilegs aufzuwerten, angesichts der starken regionalen Konkurrenz durch Frankfurt, Speyer und Worms, gescheitert war, hatte immerhin die Universitätsgründung einen wirtschaftlichen Aufschwung nach sich gezogen. 1392 erweiterte Ruprecht II. die Stadt Heidelberg durch die Anlage der Vorstadt, die allerdings nicht durch ein bereits eingetretenes Wachstum der Bevölkerung notwendig geworden war. Im Gegenteil: Zur Besiedlung der Vorstadt vereinigte der Kurfürst das vor den Toren liegende Dorf Bergheim mit der Stadt und zwang die dortigen Bauern zur Umsiedlung. Den damit begründeten agrarischen Charakter konnte die Vorstadt noch bis in 19. Jahrhundert kaum ablegen.

Die Lage im Reich war durch die Konkurrenz zwischen Herzog Albrecht III. von Österreich und König Wenzel sowie durch das abendländische Schisma zwischen Rom und Avignon geprägt. In der Verteidigung königlicher Positionen rückten Ruprecht und Wenzel näher zusammen, was den Kurfürsten zunächst befähigte, 1394, als der König in die Gefangenschaft böhmischer Barone geraten war, sich selbst unwidersprochen zum Reichsvikar zu erklären. Die Unzufriedenheit mit dem als schwach geltenden König brach jedoch nach dem Tod des tatkräftigen österreichischen Herzogs auf und Wenzel mit der Unterstützung des Avignoneser Papstes auch kirchenpolitisch eine andere Richtung vertrat.

In der Auseinandersetzung um die Neubesetzung des Mainzer Erzbistums entschied sich der römische Papst für den Pfälzer Kandidaten, der seinerseits für die Nachfolge König Wenzels eine pfälzische Thronkandidatur zu unterstützen versprach.

Der Versuch, in der sog. Rupertinischen Konstitution dem Land durch Unteilbarkeitsbestimmungen eine territoriale Stabilität zu garantieren, scheiterte, da Ruprecht 1398 bereits starb. Er wurde – seinem Wunsch gemäß völlig schlicht – im Kloster Schönau bestattet.

Ruprecht II. heiratete 1345 Beatrix von Sizilien-Aragon (1326–1365), die Tochter des Königs Peter II. von Sizilien aus dem Hause Aragon und dessen Gattin Elisabeth von Kärnten. Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor:

Anna (1346–1408) 8 1360 Herzog Wilhelm II. von Berg
Friedrich (1347–1395)
Johann (1349–1395)
Mechthild (1350–1378) 8 1378 Graf Sigost von Leuchtenberg
Elisabeth (1351–1401), verlobt mit dem Burggrafen Albrecht von Nürnberg
Ruprecht III. (1352–1410) 8 1374 Burggräfin Elisabeth von Hohenzollern-Nürnberg (1358–1411)
Adolf (1355–1358)

     

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