Kurpfalz


Die Pfalzgrafen bei Rhein

 

Ludwig II., der Strenge (* 13. April 1229 in Heidelberg; † 2. Februar 1294 in Heidelberg) von Wittelsbach war von 1253 bis 1294 Herzog von Bayern und Pfalzgraf bei Rhein. In der Landesteilung von 1255 erhielt er die Pfalzgrafschaft und Oberbayern.

Ludwig II. und sein Bruder Heinrich (XIII.) regierten zunächst das väterliche Erbe gemeinsam, bis sie nach zwei Jahren zur Teilung schritten. Ludwig als der ältere erhielt neben der Pfalzgrafschaft den westlichen Teil Bayerns mit Schwandorf, Ingolstadt, Aichach, Freising, München und Kufstein, während Heinrich das „niedere Bayern“ zwischen Furth im Wald und Reichenhall, Landshut und Schärding erhielt. Es ist wohl besonders dem Einfluss ihrer Mutter Agnes von Braunschweig und ihrer Schwester Elisabeth zuzuschreiben, dass sie trotz aller Kämpfe und Fehden miteinander dennoch in der Politik gegenüber den Bischöfen, Adelsgeschlechtern und gegenüber Österreich sowie in ihrer Treue gegenüber der staufischen Sache einig blieben.

Diese Treue gegenüber König Konrad und seinem Sohn Konradin, für den Ludwig 1254 die Vormundschaft übernommen hatte, belohnte Konrad schießlich damit, dass er den Wittelsbacher Brüdern sein Erbe am Lech und in der Oberpfalz vermachte.

Ludwig war mit Maria, der Tochter des Herzogs von Brabant, verlobt worden, die Ehe wurde 1254 geschlossen. Schon 1256 aber ließ er in grundloser Eifersucht Maria ohne Gerichtsurteil wegen angeblicher Untreue hinrichten. Als Buße stiftete er das Kloster Fürstenfeld westlich von München, was nichts daran änderte, dass er bei der Königswahl 1271 vermutlich nicht als Kandidat in Betracht kam. Später ehelichte er Anna von Niederschlesien-Glogau, nach derern Tod (+1271) Mechthild, die Tochter des Grafen und späteren Königs Rudolf von Habsburg.

In Ludwigs Regierungszeit fällt eine Fehde mit dem Bischof von Worms, der nach anfänglichen Erfolgen allerdings im Friedenschluss 1261 auf alle Rechte gegenüber der Pfalz mit Ausnahme der Lehnsherrschaft verzichten musste. Damit hatte das Bistum keinerlei Einfluss oder gar Zugriff mehr auf die Pfalz. Zur dergestalt fortschreitenden Festigung der pfälzischen Herrschaft gehört auch die Anlage der Weinheimer Neustadt um 1260 in Konkurrenz zum Erzbistum Mainz, der Erwerb von Kaub 1267 sowie die Erhebung von Neustadt und Alzey zu Städten 1275 bzw. 1277.

Während der Zeit Ludwigs II. festigte sich in der Verfassungspraxis des Reiches die pfälzische Kurstimme bei der Königswahl. An der Wahl Richard von Cornwalls 1257 nahmen beide bayerischen Brüder teil, doch galt Ludwigs Stimme als wesentlich wichtiger als die seiner Bruders. Nach seiner Wahl verlor Richard allerdings die Unterstützung des Pfalzgrafen, da er Ottokar von Böhmen in seinen Ansprüchen auf Österreich unterstützte. 1267 amtierte Ludwig als Reichsvikar, als ob es keinen König gegeben hätte. Auch bei der Wahl Rudolfs von Habsburg 1272 war Pfalzgraf Ludwig selbstverständlich beteiligt, verkündigte sie sogar als sogenannte „electio per unum“. Nach Schaab war die Stimme des ebenfalls anwesenden Herzogs Heinrich von Niederbayern zwar akzeptiert, wurde alber als „nicht konstituierend“ angesehen.

Offen blieb die Frage der bayerischen Kurstimme. Hier war allerdings nicht die Frage, ob sie die pfälzische Stimme ersetzte, sondern die böhmische. Im Vertrag von Vilshofen mit König Rudolf musste Herzog Heinrich jedoch 1278 seine Ambitionen begraben, die böhmische Kurstimme war durch den Ausgleich zwischen dem neuen Böhmenkönig Wenzel und König Rudolf, der Schwiegervater des ersteren geworden war, gesichert. Damit allerdings war der Streit zwischen Bayern und der Pfalz um die Kurstimme auf den Weg gebracht.

Trotz der Eheverbindung mit der Familie König Rudolfs konnte sich Pfalzgraf Ludwig nicht mit einer Stimme für dessen Sohn Albrecht durchsetzen und musste mit den anderen Kurfürsten einstimmig den Grafen Adolf von Nassau zum König wählen.

Ludwig starb am 2. Februar 1294 in seiner pfälzischen Residenz in Heidelberg. Testamentarisch hatte er als Begräbnisort das von ihm gestiftete Kloster Fürstenfeld bestimmt, in dessen Kirche er beigesetzt wurde. Eine barocke Gedenkstatue erinnert an dort an ihn.

Nachfolger wurde sein Sohn Rudolf I. aus seiner dritten Ehe mit Mathilde von Habsburg.

In der als Memoria des Hauses Wittelsbach errichteten Stiftskirche zu Neustadt an der Weinstraße besteht ein "Ewiges Messgedenken" für Herzog Ludwig den Strengen und mehrere seiner Nachkommen.

     

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