Halbzeit
ein Zwischenbericht zum Stand der Baumaßnahmen Außensanierung
des Ludwigsburger Schlosses
Bis zum dreihundertsten
Jahrestag der Grundsteinlegung im Jahr 2004 sollen neben der Einrichtung
der neuen Museen auch die Fassaden und Dächer der gesamten
Schlossanlage umfassend saniert werden.
Bis in die
80er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde dem Schloss aus baulicher
Sicht nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt, so dass die Zerstörungen
an Sandstein und Putz ein teilweise beängstigendes Ausmaß
angenommen hatten.Neben der kapillar aufsteigenden, mit gelösten
Salzen belasteten Feuchtigkeit, die insbesondere für die
Zerstörungen der Sockelbereiche verantwortlich war, stellte
die zunehmende Belastung aus der Luft eine wesentliche Schadensursache
dar.
Auf der Basis
einer gründlichen Bestandsaufnahme, unterstützt durch
umfangreiche naturwissenschaftliche Untersuchungen, wurde zunächst
für jedes einzelne Gebäude des Schlosskomplexes ein
spezieller Maßnahmenkatalog entwickelt.
Nach dem
Einrüsten wurden die Sandsteinteile mit einem Niederdruck
Partikelstrahlverfahren nur soweit gereinigt, dass die Untergründe
für den späteren Anstrich tragfähig wurden. Da
dieses Verfahren kein Wasser benötigt, wurden keinerlei bauschädlichen
Salze aktiviert. Ein weiterer Vorteil dieser schonenden Methode
war die unmittelbare Erfolgskontrolle. Dies bedeutet, der Anwender
konnte den Reinigungsvorgang genau beobachten und entsprechend
auf unterschiedliche Festigkeiten im Gestein reagieren. So wurde
erst nach der Reinigung endgültig festgelegt, welche Teile
ausgetauscht werden mussten oder restauratorisch behandelt werden
konnten. Dabei wurden stark sandende Partien mit Steinfestiger
gefestigt, Risse und, wo möglich, auch Schalen mit mineralischen
Injektionsmörteln verfüllt. Kleinere Fehlstellen wurden
mit Steinersatzmassen ergänzt.
Die Putzflächen
in Ludwigsburg waren erfreulicherweise zu einem großen Teil
im Originalzustand erhalten, wiesen jedoch viele hohlliegende
Bereiche auf. Diese Stellen mussten durch partielle Injektion
von Haftmörteln an das Mauerwerk angebunden werden. Speziell
in den Sockelbereichen mussten die früheren Putzreparaturen
allerdings aufgrund der durch die Salzbelastung entstandenen Schäden
fast durchweg entfernt und durch einen Sanierputz ersetzt werden.
Um auf Dauer
das Eindringen des Wassers aus dem Untergrund zu reduzieren, hat
man wo immer dies möglich war nachträglich Horizontalsperren
eingebaut. Bei diesem Verfahren wird das Mauerwerk knapp über
dem Erdreich auf die gesamte Mauerwerksbreite durchtrennt und
anschließend eine Sperre aus wasserundurchlässigen
Platten eingefügt, welche fortan das Aufsteigen der Feuchtigkeit
in die sich darüber erhebende Bereiche verhindern soll.
Im Zuge dieser
Arbeiten wurden auch sämtliche Fenster restauriert. Die Fensterrahmen
wurden nur dort, wo es für die Reparatur unumgänglich
war, ausgebaut; in der Regel wurden die Instandsetzungen vor Ort
durchgeführt. Fehlende Beschläge wurden von Kunstschlossern
nach Originalvorlagen hergestellt, beschädigte Scheiben und
neuzeitliche Floatglas-Verglasungen durch mundgeblasenes Tafelglas
ersetzt.
Nach Abschluss
der Restaurierungsarbeiten wurden die Fassaden farblich neu gefasst.
Dabei wurde nach intensiven restauratorischen Befunduntersuchungen
entschieden, die ursprüngliche barocke Fassadengliederung
aufzunehmen, um damit die eindrucksvolle Gebäudearchitektur
wieder ablesbar zu machen.
Neben der
Instandsetzung der Fassaden wurden auch sämtliche Dächer
auf Schäden überprüft und saniert. Das Tragwerk
war allgemein in einem guten Zustand und legt somit noch heute
Zeugnis von qualitätsvoller Zimmermannskunst des 18. Jahrhunderts
ab. Allerdings fanden sich regelmäßig Schäden
an den Sparrenfüßen und den Deckenauflagern im Traufbereich,
wo eingedrungene Feuchtigkeit zu Fäulnis, Pilz und Insektenbefall
geführt hatte. Die Wiederherstellung der statischen Funktionen
erfolgte ausschließlich als zimmermäßige Reparatur.
Dabei wurden hauptsächlich aus Abbrüchen stammende,
zur Ruhe gekommene und deshalb verformungsarme Althölzer
verwendet.
Die Arbeiten
an den Fassaden der Schlossanlage wurden in mehreren Teilabschnitten
durchgeführt und sollen bis Ende 2002 abgeschlossen sein.
Insgesamt wird das Land Baden-Württemberg dann rund 20,6
Mio Euro dafür ausgegeben haben
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