Bilder aus der Heimat


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Fotografien von Heinrich Strieffler von 1900 bis 1920
im Historischen Museum der Pfalz in Speyer
 

Die Ausstellung "Bilder aus der Heimat. Fotografien von Heinrich Strieffler 1900 bis 1920" im Historischen Museum der Pfalz zeigte 1999/2000 das bisher nahezu unbeachtete fotografische Werk des pfälzischen Künstlers und Lithografen Heinrich Strieffler (1872-1949).


Heinrich Strieffler: Kinder auf dem Weg ins Feld. Godramsteiner Allee.
© Stadtarchiv Landau und Verlag K.F. Geißler, Edenkoben

In "Bilder aus der Heimat" dokumentieren ausgewählte Fotografien die Lebens- und Arbeitswelt rund um den Weinbau. Sie geben Einblick in die faszinierende Welt dörflicher und städtischer Alltagskultur der Pfalz zu Beginn unseres Jahrhunderts. Thematischer Schwerpunkt der Ausstellung sind Fotografien mit Szenen aus dem Bereich der herbstlichen Weinlese. Darstellungen der Arbeit auf dem Feld vermitteln ein lebendiges Bild des pfälzischen Alltagslebens. Daneben geben Fotografien verschiedener Festlichkeiten und Feiertage einen Einblick in die typische Festtagskultur der Landbevölkerung.

Aus dem Gesamtbestand von über 2000 Originalfotoplatten aus dem Besitz des Stadtarchivs Landau stellte Dr. Ludger Tekampe, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Museums, für die Ausstellung im Historischen Museum der Pfalz 65 Aufnahmen nach thematischen Gesichtspunkten zusammen.

Heinrich Strieffler (1872-1949)

Heinrich Strieffler, geboren 1872 in Neustadt an der Weinstraße, wurde mit 14 Jahren Lehrling beim Lithografen Darstein in Neustadt, ging nach der Lehre auf die Wanderschaft und versuchte, neben seinen handwerklichen, auch seine künstlerischen Talente zu entwickeln. 1893-97 besuchte er für vier Jahre die Münchner Akademie der Bildenden Künste, kehrte dann nach Neustadt zurück und lebte und arbeitete als bildender Künstler ab 1904 in Landau, wo er im Dezember 1949 starb.

Als Maler lehnte er sich an die französische Malerei des späten 19. Jahrhunderts und den italienischen Verismus an, fand aber keinen Zugang zum deutschen Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit. Strieffler wurde daher überregional kaum beachtet, seine Malerei fand in der Region nur einen begrenzten Abnehmerkreis. Einer breiten Öffentlichkeit wurde Strieffler aber durch seine Lithografien bekannt, die hauptsächlich Szenen aus dem Umkreis des Weinbaus zeigen. Der Vertrieb der Lithografien und daraus entwickelter Postkartenserien sicherten Strieffler einen bescheidenen Wohlstand.

Die fotografischen Arbeiten


Heinrich Strieffler: Einmaischen der Trauben im Weinberg. um 1910.
© Stadtarchiv Landau und Verlag K.F. Geißler, Edenkoben

Erst vor wenigen Jahren wurde die fotografische Leistung Striefflers in den Jahren um 1900 bis 1920 erkannt. Als produktiver Fotograf verstand er es, das Medium der Fotografie für seine Lithografien zum Thema Weinbau zu nutzen. Unter den über 2000 überlieferten historischen Fotoplatten befinden sich mit etwa ein- bis zweihundert Aufnahmen ein Bestand von seltenen pfälzischen Fotodokumenten vom Anfang dieses Jahrhunderts, die authentische Momente einer noch von körperlicher Arbeit geprägten Epoche wiedergeben.

Der fotografische Nachlass Striefflers blieb lange Zeit unbeachtet auf dem Dachboden des Strieffler-Hauses in der Landauer Löhlstraße und wurde erst in unseren Tagen durch Helmo Ludowici und den Landauer Archivleiter Dr. Michael Martin archivmäßig gesichert. Trotz der Beschädigung und Zerstörung ist ein fotohistorischer und alltagsgeschichtlicher Bilderschatz übriggeblieben. Strieffler hatte die Fotografie offenbar nicht als eigenständige Kunstform angesehen, sondern nur fotografiert, um Vorlagenmaterial für seine Lithografien zu sammeln. In seinen Serien „Von der Rebe bis zum Glas" und „Fröhlich Pfalz, Gott erhalts!" bediente Strieffler die folkloristischen Klischees von der fröhlichen Arbeit im Weinberg und der pfälzischen Lebensart.

Über Striefflers fotografisches Werk informiert auch der Katalog ,,Heinrich Strieffler: Bilder aus der Heimat. Fotografien 1900-1920", herausgegeben von Dr. Michael Martin, bereits 1998 im Verlag K. F. Geißler, Edenkoben, erschienen.

    Text: Historisches Museum der Pfalz, Speyer
Veröffentlicht in Nachrichten & Notizen 6/1999

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