Fotografie

  

„Bitte nicht lächeln!“ Atelierphotographie 1880 - 1920
Sonderausstellung 2003 im Freilichtmuseum des Landkreises Esslingen in Beuren

Anlässlich der Wiedereröffnung des einzig erhaltenen Tageslichtateliers aus der Zeit um 1900 in Deutschland zeigt das Freilichtmuseum des Landkreises Esslingen in Beuren die Jahresausstellung "BITTE NICHT LÄCHELN!" ATELIERPHOTOGRAPHIE 1880 - 1920.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht das Fotoatelier Hofmann aus Kirchheim unter Teck, das im Freilichtmuseum seine neue Heimat gefunden hat. Tageslichtateliers wie das des Fotografen Otto Hofmann waren um 1900 in Kleinstädten keine Seltenheit. In Gärten, Hinterhöfen oder auf Dächern errichteten Fotografen ihre Ateliers, das Geschäft mit der Porträtfotografie florierte. Um 1880 waren Fotografien so billig geworden, dass auch weniger wohlhabende Familien sich zu verschiedenen Anlässen einen Besuch beim Fotografen leisten konnten. Fotografiewürdige Anlässe waren die Taufe, die Einschulung, die Kommunion oder die Konfirmation, bei Männern die Militärzeit und natürlich die Hochzeit. Herausgeputzt kamen die Kunden in das Fotoatelier und ließen sich vor Kulissen und Requisiten vom Fotografen in Szene setzen.
Neben einer Vielzahl von historischen Fotografien werden in der Ausstellung auch originale Requisiten präsentiert: edle Stühle, rustikale Tische, pompöse Balustraden und zierliche Blumentische, wie sie auf vielen Fotografien zu finden sind.
Ein besonderer Blickfang sind die gemalten Hintergrundleinwände aus dem Fotoatelier Hofmann. So ist die Hintergrundleinwand mit Blick auf den Teckberg zu sehen, vor der sich schon Hermann Hesse 1899 ablichten ließ.
Wieso schauen die Menschen auf den alten Fotografien mit ernsten Mienen drein? Diese Frage beantwortet sich schnell beim Betrachten der Kopf- und Körperstütze, die auch Otto Hofmann bis 1910 für seine Modelle verwendete. Das heute weitgehend unbekannte Hilfsmittel erleichterte unruhigen Kunden das Stillhalten.
Besonders Kameraliebhaber werden sich für die großen, stabilen Holzkameras mit Balgenauszug interessieren. In dieser Vitrine findet sich auch Otto Hofmanns Atelierkamera, mit der er unzählige Menschen auf Glasplatte gebannt hat.
Eine nachempfundenen Dunkelkammer beleuchtet die Arbeit der Fotografen in der Dunkelkammer. Verschiedene Arbeitsgeräte verdeutlichen den Entwicklungsprozess vom Negativ zum Positiv.
Der Retusche ist ebenfalls ein Bereich der Ausstellung gewidmet. Hier wird der Blick der Besucherinnen und Besucher geschult. Fast jede Fotografie weißt eine retuschierte Stelle auf. So wurden Taillen verschmälert, Falten geglättet oder aus spärlichem Bartwuchs üppige Bärte.
Teil der Jahresausstellung ist das im Freilichtmuseum Beuren wieder aufgebaute Tageslichtatelier aus Kirchheim unter Teck, in dem der „Maler und Photograph“ Otto Hofmann zwischen 1889 und 1948 sein fotografisches Gewerbe betrieb. Neben originalen Hintergrundleinwänden findet sich auch hier eine Vielzahl von Requisiten.

Zum Fotoatelier Hofmann ist das Buch von Ulrike Zimmermann „Die Inszenierungen eines Berufsfotografen von 1889 bis 1948. Das Atelier Otto Hofmann in Kirchheim unter Teck“ erschienen und kann im Museum erworben werden.

© Text & Bild: Freilichtmuseum Beuren

   

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siehe auch:

„Gut Licht“ - Fotografie in Baden
im Internet: Freilichtmuseum Beuren

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