Nach einem Hochwasser des Jahres 1778 fand sich im Mühlenbacher
Pfarrgarten ein Kleindenkmal ganz besonderer Art: Laut Inschrift
handelte es sich um ein Weihegeschenk eines gewissen Cassianus
an die römische Göttin Diana Abnoba, d. i. die Diana
des Schwarzwaldes. Das 85 cm hohe Kultobjekt wird auf das Jahr
193 n. Chr. datiert. Es wurde dem großen gelehrten Abt
Martin Gerbert von St. Blasien als Geschenk verehrt und ist heute
in Freiburg im Colombi- Schlössle zu bewundern. Die Gemeinde
Mühlenbach besorgte sich 2005 einen Original-Abguss.
Der staatlich anerkannte Erholungsort darf sich über 117
Kleindenkmale in der weitverzweigten Gemarkung glücklich
schätzen. Die meisten davon sind religiöser Art - nicht
mehr zu Ehren heidnischer Gottheiten, sondern dem dreifältigen
Gott und den Lieblingsheiligen der gläubigen Bevölkerung
gewidmet: Bildstöcke, Wegkreuze, Hausfiguren, Kleinkapellen,
Lourdes-Grotten.
In jahrzehntelanger Arbeit hat sich die ehemalige Schulleiterin
Stefanie Schnurr um die Bestandsaufnahme, Beschreibung und Erhaltung
dieser wertvollen Kulturschätze verdient gemacht. Mit viel
Liebe zum Detail ist sie ihrer Entstehungsgeschichte nachgegangen.
Anhand zahlreicher Kirchenbucheinträge konnte sie viele
Stifter identifizieren und Hintergründe der Entstehung erhellen.
Ihre Arbeit konnte sie 2005 als Dokumentation im Rahmen des Projekts
zur Erfassung der Kleindenkmale in Baden- Württemberg abschließen.
Bei der Drucklegung des Mühlenbacher Denkmalbuches stand
ihr Gernot Kreutz zu Seite. Dieser hat sich schon vor Jahren
auf dem Gebiet der Erforschung der Kleindenkmale u. a. als Koautor
in Offenburg [»Verborgen und vertraut«, 1994] und
Schuttertal [»Wenn Steine reden«, 1988] der Öffentlichkeit
vorgestellt. Bei der Erfassung aller Kleindenkmale im Ortenaukreis
lag die Regie in seinen Händen.
Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Herausgekommen
ist ein Buch das zunächst einmal zum Durchblättern
und Betrachten einlädt. Wer die Inschriften liest, der kann
sich über die enorme Fleißarbeit wundern, die bei
der Entzifferung der altehrwürdigen Texte nötig war.
Mancher Text mag in seiner einfach-kindlichen Sprache und eigener
Orthographie an Marterln im Alpenraum erinnern. So vermeldet
ein Bildstock Anno 1885: »Nicht weit von dieser Stelle
ist NN ... plözlich am Schlag getroffen von der Laiter herunter
gefallen u. schnell sein Leben gendet Gott sei seiner Seel gnädig.
Vater unser«. - Und welcher Leser bleibt ungerührt
bei der Nachricht eines 1961 gestifteten Wegkreuzes auf dem Flachenberg,
gestiftet zum Dank für das Überleben der Stalingrader
Kesselschlacht und siebenjähriger Kriegsgefangenschaft: «...
Durch das Dunkel fremder Schuld kamen viele aus der Gefangenschaft
zum Licht der Freiheit.« Das Buch kann einem Leserkreis
weit über das Kinzigtal hinaus wärmstens empfohlen
werden. Werner Scheurer |