Dieser prächtige Band wurde in einer gelungenen Kooperation
von der Professur für Landespflege der Universität
Freiburg und der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und
Naturschutz Baden-Württemberg (Karlsruhe) herausgegeben.
Zunächst bestechen die vielen Fotos, die zwar inhaltlich
den Text bereichern, viele aber zudem jenen ästhetischen
Reiz ausstrahlen, der Südwestdeutschland charakterisiert.
Die Texte sind von 30 Autoren verfasst worden, Fachleute auf
ihrem Gebiet, die Sachkunde mit Allgemeinverständlichkeit
verbinden und damit dem Buch einen breiten Zuspruch sichern lassen.
Hier wird die Geographie der Landschaft mit der naturwissenschaftlichen
eng verbunden, so z. B. Geschichte, Bevölkerung, Siedlung,
Sprache u.a. in den spezifischen Räumen, die auf den Landschaftselementen
und den Nutzungsformen, Geologie und Tektonik gründen.
Den Begriff »Kulturlandschaft« wird eingangs in
seiner unverwechselbaren Eigenheit, vom Menschen als Nutzer und
Gestalter definiert, so reichhaltig wie in wenigen Ländern
Deutschlands. Stadtlandschaften und Ballungsgebiete sind ausgespart,
vielmehr werden die Siedlungen vorgestellt, wie sie gewachsen
oder geplant sind.
Im zweiten Teil werden in sieben Kapiteln einzelne Kulturlandschaften
charakterisiert, vom Odenwald bis zum Bodensee, von der Tauber
bis zum Allgäu. Baden wird mit der Oberrheinebene und dem
Schwarzwald nicht weniger einfühlsam beschrieben wie das
Schwäbische, aber nicht im Fremdenführerjargon, denn
auch Einbrüche und Fehlentwicklungen werden aufgezeigt,
der Naturschutz meldet sich zu Wort, wenn aktuelle Probleme zu
lösen sind. Man stößt auf Vertrautes, wenn der
Kraichgau als Verlauf »vom Ritterkanton zur badischen Toskana« skizziert
ist, wenn beim Odenwälder Neckartal »die Vollendung
des Schönen« Eichendorff und die Romantik beschworen
wird, oder die Badische Bergstraße, »wo Deutschland
anfängt Italien zu werden«, und gar der Bodensee -
mit einem Exkurs zum bayerischen Lindau. An diesen Überschriften
erkennt man, wie Wissenschaftler auch die Atmosphäre einer
Landschaft vermitteln können, denn, so wird Christian Morgenstern
zitiert: »Jede Landschaft hat ihre eigene besondere Seele,
wie der Mensch, dem du gegenüber lebst.«
Im dritten Teil geht es um »Eigenarten quer durchs Land«.
Während die einzelnen Kulturlandschaften bisher als Ganzes
betrachtet wurden, sind hier geologische und topographische Gegebenheiten
aufgeführt. Dazu gehören die Böden, der Bergbau,
der Rohstoffabbau, die Wald- und Wasserwirtschaft, Hohlwege,
Heiden, Hecken, Weiher, Streuobstwiesen und manches andere. So
wird die anthropogene Umgestaltung des Kaiserstuhls mit seinem
formbaren Lockergestein des Löss als ein Muster der Bodennutzung
verdeutlicht, die Buntsandsteinbrüche bei Emmendingen wie
der Salzbergbau bei Heilbronn werden als Beispiel für verschiedene
Bergbauformen beschrieben. Dem reichen Obstland gilt ein Abschnitt
wie den Klöstern »als Gestalter der Landschaft im
Namen des Herrn«, wenn man nur einiges an den zahlreichen
Beispielen aufzählt.
Am Ende stößt man auf »Instrumente zur Erhaltung
der Kulturlandschaften« und die »Stiftung Naturschutz
Baden-Württemberg«, wo noch einmal deutlich auf den
Landschaftswandel und die Förderprojekte verwiesen wird.
Ein kleines Glossar hilft dem Laien, notwendige Fachausdrücke
zu verstehen, ein Tenor, den das ganze sympathische Buch kennzeichnet.
Es lohnt sich, diesen Band zu besitzen oder zu verschenken.
Dr. Leonhard Müller |