Rezensionen


 

Kulturlandschaften in Baden-Württemberg, hg. von der Landespflege Freiburg und der LUBW Karlsruhe; Redaktion: W. Konoid, R. Heinzmann, W. Grönitz.
G. Braun Karlsruhe, 2014, 272 S., 257 Farbabb., 15 Karten
ISBN 978-3-7650-8438-6, 44,95 Euro

 

Dieser prächtige Band wurde in einer gelungenen Kooperation von der Professur für Landespflege der Universität Freiburg und der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (Karlsruhe) herausgegeben. Zunächst bestechen die vielen Fotos, die zwar inhaltlich den Text bereichern, viele aber zudem jenen ästhetischen Reiz ausstrahlen, der Südwestdeutschland charakterisiert. Die Texte sind von 30 Autoren verfasst worden, Fachleute auf ihrem Gebiet, die Sachkunde mit Allgemeinverständlichkeit verbinden und damit dem Buch einen breiten Zuspruch sichern lassen. Hier wird die Geographie der Landschaft mit der naturwissenschaftlichen eng verbunden, so z. B. Geschichte, Bevölkerung, Siedlung, Sprache u.a. in den spezifischen Räumen, die auf den Landschaftselementen und den Nutzungsformen, Geologie und Tektonik gründen.

Den Begriff »Kulturlandschaft« wird eingangs in seiner unverwechselbaren Eigenheit, vom Menschen als Nutzer und Gestalter definiert, so reichhaltig wie in wenigen Ländern Deutschlands. Stadtlandschaften und Ballungsgebiete sind ausgespart, vielmehr werden die Siedlungen vorgestellt, wie sie gewachsen oder geplant sind.

Im zweiten Teil werden in sieben Kapiteln einzelne Kulturlandschaften charakterisiert, vom Odenwald bis zum Bodensee, von der Tauber bis zum Allgäu. Baden wird mit der Oberrheinebene und dem Schwarzwald nicht weniger einfühlsam beschrieben wie das Schwäbische, aber nicht im Fremdenführerjargon, denn auch Einbrüche und Fehlentwicklungen werden aufgezeigt, der Naturschutz meldet sich zu Wort, wenn aktuelle Probleme zu lösen sind. Man stößt auf Vertrautes, wenn der Kraichgau als Verlauf »vom Ritterkanton zur badischen Toskana« skizziert ist, wenn beim Odenwälder Neckartal »die Vollendung des Schönen« Eichendorff und die Romantik beschworen wird, oder die Badische Bergstraße, »wo Deutschland anfängt Italien zu werden«, und gar der Bodensee - mit einem Exkurs zum bayerischen Lindau. An diesen Überschriften erkennt man, wie Wissenschaftler auch die Atmosphäre einer Landschaft vermitteln können, denn, so wird Christian Morgenstern zitiert: »Jede Landschaft hat ihre eigene besondere Seele, wie der Mensch, dem du gegenüber lebst.«

Im dritten Teil geht es um »Eigenarten quer durchs Land«. Während die einzelnen Kulturlandschaften bisher als Ganzes betrachtet wurden, sind hier geologische und topographische Gegebenheiten aufgeführt. Dazu gehören die Böden, der Bergbau, der Rohstoffabbau, die Wald- und Wasserwirtschaft, Hohlwege, Heiden, Hecken, Weiher, Streuobstwiesen und manches andere. So wird die anthropogene Umgestaltung des Kaiserstuhls mit seinem formbaren Lockergestein des Löss als ein Muster der Bodennutzung verdeutlicht, die Buntsandsteinbrüche bei Emmendingen wie der Salzbergbau bei Heilbronn werden als Beispiel für verschiedene Bergbauformen beschrieben. Dem reichen Obstland gilt ein Abschnitt wie den Klöstern »als Gestalter der Landschaft im Namen des Herrn«, wenn man nur einiges an den zahlreichen Beispielen aufzählt.
Am Ende stößt man auf »Instrumente zur Erhaltung der Kulturlandschaften« und die »Stiftung Naturschutz Baden-Württemberg«, wo noch einmal deutlich auf den Landschaftswandel und die Förderprojekte verwiesen wird. Ein kleines Glossar hilft dem Laien, notwendige Fachausdrücke zu verstehen, ein Tenor, den das ganze sympathische Buch kennzeichnet. Es lohnt sich, diesen Band zu besitzen oder zu verschenken.

Dr. Leonhard Müller

4/2014
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