Rezensionen


 

Tobias Möllmer: Die Villa Engelhorn in Mannheim. Kunstwerk, Familienhaus, Baudenkmal. Herausgegeben vom Friedrich Engelhorn-Archiv e.V., 194 Seiten mit 97, meist farbigen Abbildungen, 17 x 24 cm, Leineneinband, ISBN 978-3-88462-336-7, € 29,80

Die schönsten Villen Mannheims konzentrieren sich in der Oststadt und dort wiederum an der Werderstraße. Dieses Buch handelt von der Hausnummer 44: Die Villa Engelhorn, das 1902 bis 1905 für Dr. Friedrich und Marie Engelhorn erbaute luxuriöse Wohnhaus, gilt noch heute als Gesamtkunstwerk. Sein Schöpfer, der Villenarchitekt Rudolf Tillessen, versah es mit neubarocken Jugendstilformen im Anklang an die gleichzeitig am Friedrichsplatz entstandene Festhalle Rosengarten des Berliner Stararchitekten Bruno Schmitz. Tillessen prägte durch seine zahlreichen Villenbauten die Oststadt wie kein anderer Architekt und machte sich damit selbst zur Legende.

Ähnlich wie der Industriellensohn Karl Lanz, der Bauherr der kolossalen Lanzvilla in der Nachbarschaft, stand auch Dr. Friedrich Engelhorn (1855— 1911) im Schatten eines übermächtigen Vaters. Friedrich Engelhorn (1821-1902), der Gründer der BASF, war die wohl erfolgreichste Mannheimer Unternehmerpersönlichkeit. Erst nach seinem Tod war der Weg frei für den wohl schon längst beschlossenen Neubau in der Oststadt. Bis dahin wohnte Dr. Friedrich Engelhorn, der Besitzer der Firma Boehringer & Söhne, mit seiner Frau Marie und den vier Söhnen im elterlichen Palais in A 1, 2. Nur wenige Wochen nach dem Ableben der Mutter und kurz darauf des Vaters erfolgte der Grundstückskauf. Der Bau des Wohnhauses nach eigenen Wünschen konnte beginnen.

Der Autor Tobias Möllmer ist durch mehrere Buchveröffentlichungen über Bauten des Mannheimer Großbürgertums und durch seine lebendigen Führungen an diesen Orten bekannt. Er führt uns unterhaltsam und auf anschauliche Weise in die Geschichte der Villa Engelhorn als Kunstwerk, als Familienhaus und als Baudenkmal ein. Sie war Gesamtkunstwerk, gab den Rahmen für große Gesellschaften ab und bot ihren Bewohnern gleichzeitig Komfort und Geborgenheit. Die erhaltenen Teile genießen Denkmalschutz als besonderes architektonisches Zeugnis für die Architektur- und Heimatgeschichte des Landes.

Die Villa brannte im Zweiten Weltkrieg aus, wurde mit veränderter Dachzone und neuem Innenleben wiederaufgebaut und 1999-2012 durch die Architekten Kessler De Jonge im Innern modern umgestaltet und an der Außenhülle denkmalgerecht restauriert. Sie ist seitdem Sitz des Herausgebers des Bandes, dem Friedrich Engelhorn-Archiv e. V., das - am historisch richtigen Ort - sich quasi unter den Schutz der Engelsgestalt auf der Fassade zur Werderstraße gestellt hat.

Ein bemerkenswertes Buch, das auch optisch (dezentes Format, roter Leineneinband mit Golddruck) anspricht und nach den beiden vorausgegangenen Veröffentlichungen des Friedrich Engelhorn-Archivs (beide Tobias Möllmer: »Grabmale der Familie Engelhorn« und »Das Palais Engelhorn in Mannheim«) die Reihe über die Bauwerke der Familie Engelhorn abschließt. Es sollte in keiner Mannheim-Sammlung fehlen.

Volker Keller

4/2014
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