Rezensionen


Alexander Jordan, Thomas Madeja, Winfried Mönch: Von Kaiser zu Kaiser. Erinnerungen an den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71.
Katalog zur Sonderausstellung im Wehrgeschichtlichen Museum in Rastatt vom 31.7.-31.10.2010, Karlsruhe 2010, 112 S., 10 €, ISBN 978-3-9810460-5-2

 

Drei tragische Kriege hatten Frankreich und Deutschland entzweit, ehe es zu dauerhafter Aussöhnung und Freundschaft in einem vereinigten Europa kommen konnte. Doch der Blick in die Vergangenheit ist immer wieder geboten, um die Sinnlosigkeit gewaltsamen Streitens aufzuzeigen und die Friedensarbeit für alle Zukunft zu sichern. Solche Überlegungen mögen das Wehrgeschichtliche Museum in Rastalt bewegt haben, im Hinblick auf den Frankfurter Friedensschluss am 10. Mai 1871, nicht ganz 140 Jahre später, eine reich bestückte militärische Ausstellung zum Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 zu zeigen. Hierzu ist ein Katalog erschienen. Es versteht sich, dass hier nicht auf die zahlreichen darin abgebildeten Exponate - Waffen, Uniformen, Schriftstücke, Bilder, Fotografien, Kartenskizzen, Plakate - aufzählend oder beschreibend eingegangen werden kann. Die verschiedenen wissenschaftlichen Beiträge hingegen, die die Abbildungen des Ausstellungsguts begleiten, sollen vorgestellt werden.

In seinem einführenden Aufsatz zeigt Jordan die Ursachen des Siebzigerkrieges auf. Sodann schildert er die militärischen Kräfteverhältnisse und den Verlauf des Feldzuges. Auch der wagemutige Erkundungsritt der Zeppelinpatrouille, von dem allein der Graf und spätere Erfinder des Luftschiffs zurückkehrte, findet Erwähnung. Im Ergebnis hat dieser Krieg zum Untergang des französischen Kaisertums und zur Entstehung eines deutschen Nationalstaats geführt, womit das Gleichgewicht der europäischen Mächte verschoben worden ist. Der nachfolgende Beitrag des Autors Mönch befasst sich mit den Formen der damaligen Kriegsberichterstattung. Nachrichtentexte wurden weitgehend per Telegraphie oder Telefon übermittelt, oft in Form von Kriegsdepeschen. Für die Bildübertragung spielte die Fotografie damals eine untergeordnete Rolle, da Aufnahmen sich bewegender Personen technisch noch nicht möglich waren. Verfügbare Fotos hat man daher häufiger eingesetzt als Vorlage für die weithin üblichen Holzstiche, auf denen die Abgebildeten leichter in handelnde Gestalten umgesetzt und wiedergegeben konnten. Solche Bilder wurden häufig zu Panoramen zusammengestellt. Zum Thema Foto zeigt der Katalog ein kurioses Detail, nämlich ein mobiles, von Pferden gezogenes Entwicklungslabor. Außerdem begleitete eine ganze Reihe von Künstlern als Mitstreiter oder zivile Begleiter die kämpfende Truppe. Sie fertigten Skizzen, die später zur Vorlage für Ölbilder dienten, zum Teil großformatige Schlachtenszenen oder Eindrücke vom Rande des Krieges. Bekannt ist das Gemälde von Wilhelm Emele, das den Angriff der badischen Truppen bei Nuits im Dezember 1870 zeigt. In einem weiteren Artikel des Katalogs hat Mönch eine Auswahl von Schriften zusammengestellt, die entweder Teilaspekte der Kriegsgeschichte beleuchten oder aber ergänzende Informationen zu den Exponaten geben. Den Abschluss des Katalogs bildet eine Chronologie der wichtigsten Ereignisse, besorgt von Madeja sowie eine Übersicht über die Stellenbesetzung in den beteiligten Armeen, gefertigt von Jordan.

Insgesamt stellt dieser Katalog ein historiographi- sches Dokument dar, das umfassend, sachlich und ausgewogen vom Geschehen auf beiden Seiten der Front berichtet. So bekundet denn auch der französische General Philippe Chalmel, Kommandeur der Deutsch-Französischen Brigade, in seinem Grußwort den Respekt für die offene, kritische und konstruktive Darstellung der Ereignisse.

Dr. Reiner Haehling von Lanzenauer

2/2011
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