Rezensionen


 

Erhard Richter: Die Flurnamen von Welmlingen.
Uehlin Print und Medien GmbH, Schopfheim, 114 Seiten mit zwei Gemarkungsplänen, Schopfheim 2010, € 20,– zu beziehen über die Ortsverwaltung Welmlingen, Alte Landstraße 5, 79588 Efringen- Kirchen, Tel. 0 76 28 / 12 36, E-Mail: ortsverwaltung.welmlingen@ efringen-kirchen.de

Nur wenige Monate nach dem Erscheinen der Flurnamen von Wintersweiler liegt nun die Arbeit über die Flurnamen von Welmlingen vor. Das spricht für die Vielseitigkeit und Vitalität des Autors, Dr. Erhard Richter. Neben seiner Dissertation über „Die Flurnamen von Wyhlen und Grenzach in ihrer sprachlichen, siedlungsgeschichtlichen und volkskundlichen Bedeutung“ (1962) stammen auch die Flurnamenarbeiten über Herten (1999), Inzlingen (2004) und Wintersweiler (2008) aus seiner Feder.

Bücher gehören zu den großen Schätzen im Leben. Sie können in eine andere Welt entführen, in diesem Fall in die „Welt der Flurnamen“. Flurnamen sind innerhalb der germanistischen Linguistik Gegenstand der Namenforschung, haben meist nur eine geringe kommunikative Reichweite und sind somit in der Regel nur innerhalb eines Dorfes bekannt und dienen zur Identifizierung von Flurstücken.

Einleitend gibt Erhard Richter einen Einblick in die Geschichte des Dorfes. Dieser Abriss reicht von der Ur- und Frühgeschichte über das 6. Jahrhundert bis hin zur Gegenwart. Im Hauptteil werden die Flurnamen mit ihren historischen Quellen in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt und auch sprachlich gedeutet. In der vorliegenden Arbeit werden 296 Namen vorgestellt und interpretiert. Insgesamt fanden sich rund 2000 Flurnamenbelege, die zum Teil bis in das 14. und 15. Jahrhundert zurückreichen, die aber selbstverständlich nicht alle in der Arbeit berücksichtigt werden konnten. Neben den Erst- und Letzterwähnungen wurden nur die für die Deutung, Lokalisierung und sprachgeschichtliche Auswertung wichtigen Belege angeführt. Die Arbeit über die Flurnamen von Welmlingen zeigt auch auf, dass alte Namen oft so verändert wurden, dass sie allein mit Hilfe der früheren Belege gedeutet werden können, „Krimel“ (Nr. 145), „Längersten“ (Nr. 157) und „Schmucken“ (Nr. 236).

Bei abgegangenen, heute nicht mehr bekannten Namen, ist dies dann auch nur mit Wörterbüchern der älteren Sprache möglich, wobei das Mittelhochdeutsche, das etwa von 1050 bis 1350 gesprochen wurde, am wichtigsten ist. Neben der Sprachgeschichte bietet die vorliegende Arbeit auch gezielte Einblicke in die Siedlungs-, Flur-, Rechts-, Orts-, Wirtschaft s- und Sozialgeschichte der Gemeinde Welmlingen. In einem weiteren Kapitel wertet der Autor die Flurnamen nach der Laut- und Wortgeschichte aus. Namenforschung (Toponomastik) ist sprachwissenschaftliche Feinarbeit. Der Sinn dieser Mühen findet sich in einem Zitat von Martin Walser zusammengefasst. Er schreibt: „Wer glaubt, dass die Memoiren von Metternich wichtiger seien als das Flurnamenbuch von Schaffhausen, der hat einfach keine Ahnung, was menschliche Geschichte ist“.

Den größten Dank schuldet Erhard Richter seiner Frau Erika, die ihn in vielseitiger Weise beim Zustandekommen des Buches unterstützt hat (Fahrdienste, Korrekturlesen und Fotovorlagen), wie er in seinem Dankeswort schreibt. In einem bewundernswerten Kraftakt legt der Autor hier ein weiteres umfassendes, vorzüglich ausgestattetes, mit einem Wort: mustergültiges Buch zur Flurnamengeschichte vor – und das zu einer Zeit, da andernorts vergleichbare geschichtliche Projekte kurzerhand für entbehrlich erklärt werden. Die Arbeit verdient große Anerkennung wegen ihrer Bestandsaufnahme in einer sich rasch ändernden Flurnamenwelt; sie ist eine Dokumentation von bleibendem Wert sowohl für das Fachpublikum als auch für den interessierten Laien.

Elmar Vogt

4/2012
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