Rezensionen


Joachim Rumpf: Die Salpetererunruhen im Hotzenwald
Schillinger Verlag 3. Neu bearbeitete und erweiterte Auflage 2010 186 S., 18,50 Euro ISBN 978-3-89155-360-2

 

Die deutsche Geschichte ist nicht sonderlich reich an Freiheitsbewegungen von unten. Der Bauernkrieg muss deshalb meist als Modellfall zum Nachweis der politischen Grundspannung zwischen »Volk und Fürsten« genügen. Nun gibt es aber im deutschen Südwesten, konkret im Hotzenwald, einen weiteres Beispiel für den Konflikt zwischen Herren und Untertanen, der außerordentlich nachhaltig verlief: Die Salpetererunruhen. Die Erinnerung daran ist vielleicht etwas verblasst, nachdem man sich im Kontext mit dem Gedenken an die 1848er Revolution vor einem Dutzend Jahren intensiver mit den Salpeterern befasst hatte. Es ist dem Sehillinger Verlag zu danken, dass nun mit der beträchtlich erweiterten und mit festem Einband versehenen Neuauflage des Buches von Joachim Rumpf diese bedeutende bäuerliche Widerstandsbewegung wieder zu Bewusstsein gemacht wird. Es handelt sich um die grundlegende Darstellung der Ereignisse und Zusammenhänge der Salpetererunruhen im 18. und 19. Jahrhundert, fundiert und mit zahlreichen Quellenauszügen konkretisiert, lebendig erzählt und zugleich sorgfältig abwägend im Urteil. Die in früheren Auflagen des Buches enthaltenen Bilder sind entfallen; dafür ist die Karte der Einungen (S. 41) farbig wiedergegeben.

Die Bedeutung der von Joachim Rumpf mit unerhörter Kennerschaft dargestellten Vorgänge im Hotzenwald liegt zunächst darin, dass hier die besonderen Rechtsverhältnisse in der Region deutlich gemacht sind. Sodann werden die einzelnen Phasen der Konfliktgeschichte in überaus transparenter Weise vergegenwärtigt. Dabei werden auch die Vorgänge der Salpeterer-Proteste im 19. Jahrhundert angemessen berücksichtigt, während sie sonst meist ausgeklammert bleiben. Schließlich kann am Beispiel der Salpetererunruhen hier sehr genau verfolgt werden, welche Kräfte und Ideen, Argumente und Widersprüche einen Konflikt prägen können, der sich zwischen der Herrschaftsgewalt der Obrigkeit und dem Freiheitsdenken der Bevölkerung ergeben hat und sich jederzeit noch heute ergeben kann. Dabei hatte sich in der Grafschaft Hauenstein eine eindrucksvolle Balance zwischen den verschiedenen Machtebenen der vorderösterreichischen Regierung sowie der Abtei St. Blasien einerseits und den Selbstverwaltungskompetenzen der Einungen im Hotzenwald auf der ändern Seite entwickelt. Dass und wie diese Balance mit Gewalt zerschlagen wurde, hat Wunden hinterlassen, vermochte indes das Selbstbewusstsein der Hotzenwälder nicht auszulöschen.
Wolfgang Hug


2/2011
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