Rezensionen


Georg S. Holzmann: Karlsruhe im Panorama
Karlsruhe: G.Braun Buchverlag 2010 104 S., 50 Abbildungen ISBN 978-3-7650-8558-1 € 24,90

Karlsruhe muss eine Stadt von höchstem Interesse an seiner Architektur sein, wenn man die zahlreichen Buchdokumentationen seiner Architektur betrachtet! Nun eine weitere? Diese neue aber fällt schon rein äußerlich durch ihr großes DIN-A4-Querformat mit zwei neugierig machenden Weitwinkelfotografien auf, vom Schloss und einem Boulevard, dazwischen der Buchtitel »Karlsruhe im Panorama«.

Gespannt schlägt der Leser - obwohl es hier nichts zu Lesen gibt - das Buch, oder besser den Bildband auf und ist fasziniert von der Wirkung der jeweils doppelseitig abgebildeten Schauplätze dieser Stadt in einer noch nie gesehenen - auch in der realen Wirklichkeit nicht - Panoramawirkung. Der Autor, oder besser der Fotograf, ist ein weltweit bekannter und mit höchsten Preisen ausgestatteter Lichtbildkünstler, der mit einer besonderen Technik eines auf einem Stativ montierten Panoramakopfes mit seiner Kamera einen Bildwinkel von 180° bis 360° wiedergeben kann, was mit der Drehung des Kopfes kaum zu erreichen ist, und so mit seinen zusammengesetzten Bildern eine neue Sicht der Architektur, der Straßen und Plätze dieser Stadt erreicht. So wird mit ca. 50 doppelseitigen Panoramabildern die Lust zum Schauen auf Schönes geweckt, hier auf die Architektur und Stadtgestalt - allerdings nur bildlich, ohne ausreichende Information!

Der Betrachter, vor allem der Nichteinheimische oder gar der Ausländische - an den sich ja die Bilder mit ihren englischen und französischen Bildlegenden wenden - hätte sicher gerne gewusst, wo sich die abgebildeten Örtlichkeiten befinden, vielleicht, um sie aufzusuchen, was mittels eines beigegebenen Stadtplanes und markierten Punkten hätte geschehen können; dies wird leider sehr vermisst.

Ja, und dann die Bildlegenden selbst, die nicht vom Fotograf, sondern ausdrücklich vom Verlag stammen, haben auch ihre Tücken. Sie vermitteln kein einheitliches Bild der Bildinhalte. Mal wird Wichtiges hervorgehoben, mal Unwichtiges, z. B. S. 35 »Gottesauer Platz« mit zentralem Blick auf die Lukaskirche ohne dass diese benannt wird, oder S. 63 »Blick auf die Kriegsstraße« ohne dass der abgebildete Bundesgerichtshof von Durm erwähnt wird, oder umgekehrt S. 14 »Marktplatz mit Pyramide« oder S. 103 »Das Karlsruher Schloss mit Brunnen im Vordergrund«, wobei Pyramide und Brunnen das Bild dominieren und nicht extra erwähnt werden müssen, oder wenn Verstecktes hervorgehoben wird und offen Sichtbares nicht wie auf S. 58 »Prinz-Max-Palais« (»links«, damit man es auch findet!) und die sichtbare Münze von Weinbrenner nicht genannt wird. Auch bei den Gebäudebezeichnungen hält man sich nicht an die offiziellen Namen, so steht auf S. 8 nur »Kunsthalle« statt Staatliche Kunsthalle, oder S. 28 »Staatstheater« statt Badisches Staatstheater. Auch die Übersetzung der Legenden ist uneinheitlich: mal heißt es S. 21 englisch »The Friedrichsplatz«, S. 23 aber »The Mendelssohn Place«, für deutsche Ohren dann ganz ungewöhnlich die weibliche französische Form für »La Kaiserplatz« S. 71. Besonders vermisst werden bei »den architektonisch bemerkenswerten Gebäuden .... berühmter Architekten«, wie es im Vorwort heißt, die Architektennamen bei den erwähnten Gebäuden in den Bildlegenden: Namen wie Weinbrenner, Hübsch, Durm, Berckmüller, Billing, Curjel+Moser bis hin zu Mohl und Ungers haben überregionalen, ja internationalen Klang, wodurch Karlsruhe zur begehbaren Baugeschichte wird.

Aber wir wollen nicht übertreiben, abgesehen von diesen Marginalien, liefert das Buch hervorragende Einblicke in die Stadt Karlsruhe mit einer ganz neuen (Rundum-)Sicht. Ein Buch, das man jedem Freund der Stadt schenken kann, das jeder (Karlsruher) Architekt wird haben wollen und auch für jeden (künstlerischen) Fotografen eine Offenbarung sein wird.

Dr.-Ing. Rolf Fuhlrott

3/2011
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