Der Förderverein des Generallandesarchivs Karlsruhe hat
die Festrede, die Dokumentation der Ausstellungstexte und der
Exponate der Ausstellung »Der aufgeklärte Fürst
Karl Friedrich von Baden« in einer ansprechenden kleinen
Publikation herausgebracht.
Dr. Rainer Brüning, der die erste Ausstellung im Erweiterungsbau
konzipierte, hielt auch zur Eröffnung der Ausstellung den
Festvortrag. Einführend verwies er auf das Datum 1783: Unabhängigkeit
der nordamerikanischen Kolonien, Mathias Claudius, 4. Teil des »Wandsbecker
Boten«, Johann Friedrich Zöllners Fußnote in
der »Berlinischen Monatsschrift « zum Begriff der
Aufklärung. Kant wird dann die Jahrhundertfrage »Was
ist Aufklärung beantworten «. So stellt der Redner
Karl Friedrich in ein größeres »geistesgeschichtliches« Umfeld. »Wenn
es auch unterschiedliche Bewertungen zur Verbindung von Aufklärung
und Absolutismus gibt, so unterscheidet sich die Herrschaft Karl
Friedrichs« wohltuend von der Karl Eugens in Württemberg.
Allerdings war es nicht so, dass »Deutschland und Europa
gebannt auf Karlsruhe und seinen weisen Fürsten schauten«,
denn Karl Friedrich befand sich mit der Aufhebung der Leibeigenschaft
nur »in bester Gesellschaft und auf der Höhe des zeitgenössischen
Diskurses«. Für die Deutung Karl Friedrich aus heutiger
Sicht muss gesehen werden, dass sich sein Reformeifer »hauptsächlich
auf den sozio-ökonomischen Bereich« beschränkte
und die »politische Machtfrage konsequent ausgeklammert« wurde.
Brüning bringt diesen Tatbestand auf die Formel: »Alles
für das Volk, nichts durch das Volk«.
Deshalb ist es ratsam, »die oft zitierten Hymen der zeitgenössischen
Intellektuellen auf Karl Friedrich mit ein wenig Augenzwinkern
zu betrachten.« Das Resumee der Rede lautet deshalb: »Wir
brauchen (2011) keine Heiligsprechung Karl Friedrichs«.
Aber »er bleibt für uns das Musterbild eines aufgeklärten
Fürsten mit all seinen Verdiensten und auch mit seinen Grenzen«.
Heinrich Hauß
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