Der vom Freiburger Münsterbauverein herausgegebene
Prachtband »Das Freiburger Münster« kann durchaus
als ein »Jahrhundertwerk« bezeichnet werden. Die
letzte detaillierte Gesamtdarstellung des Bauwerkes hatte der
einstige Münsterbaumeister Friedrich Kempf 1926 veröffentlicht.
Natürlich gab und gibt es daneben eine Fülle von Publikationen über
das Münster, angefangen von der sachkundigen »Geschichte
und Beschreibung des Münsters zu Freiburg im Breisgau« von
Heinrich Schreiber aus dem Jahr 1820 bis zu den jüngsten
Beiträgen in den »Münsterblättern«.
Der nun vorliegende Band geht auf die Initiative von Professor
Wolfgang E. Stopfel zurück und wurde von einem Redaktionsteam
unter Leitung von Frau Münsterbaumeisterin Yvonne Faller
sowie den Kunsthistorikerinnen Heike Mittmann und Stephanie Zumbrink
erarbeitet. Die insgesamt
33 Teilgebiete und Aspekte des Münsters in seiner Geschichte
und Gestalt, die in dem Band behandelt werden, sind von jeweiligen
Fachleuten dargestellt. Die Gliederung erleichtert die Lektüre »in
Portionen«. Die Texte sind kompakt, trotz fachlicher Diktion
und hoher Informationsdichte sehr gut lesbar. Alles ist wissenschaftlich
fundiert und mit exakten Nachweisen versehen, Details sind genau
beobachtet und interpretiert.
Eine umfangreiche Bibliographie sowie ein Sach- und ein Künstlerregister
ergänzen die Darstellung. Eine 3D-Darstellung der Bauzustände
im Lauf der Jahrhunderte ist dem Band beigefügt. Vieles
ist aufgrund neuerer Forschungen erstmals systematisch herausgearbeitet.
Das gilt insbesondere für die Geschichte der Bauphasen,
der Veränderungen und Restaurierungen des Münsters
und seiner Ausstattung. Das Münster, das Wahrzeichen von
Freiburg, ist in diesem Werk als lebendiger Organismus erkennbar.
In diesem Kompendium ist das Bauwerk im Kontext der geschichtlichen
Entwicklung der Stadt, der Kunst und Frömmigkeit im Lauf
von gut acht Jahrhunderten wahrzunehmen. Seine einzigartige Schönheit
kommt in eindrucksvoller Weise zur Geltung.
Man muss bei einer Besprechung des Buches neben den inhaltlichen
Vorzügen der Texte in gleicher Weise die Fülle und
Qualität der Abbildungen hervorheben. Konnte man bisher
unter anderem an den Bildbänden von Wolf Hart sich das Münster
visuell vergegenwärtigen, so sieht man hier die Bilder konsequent
mit den Informationen der Texte verzahnt. Sie erlauben den ästhetischen
Genuss in der Betrachtung von Details und Zusammenhängen
und bringen die unerschöpfliche Vielfalt der Kunst im und
am Bauwerk zu Bewusstsein. Zugleich vermitteln sie ein tieferes
Verständnis für den Einklang von Sinn und Form in der
künstlerischen Gestaltung des Münsters. Neben den unzähligen
fotografischen Aufnahmen enthält der Band auch Planskizzen,
Grundriss- und Aufrisszeichnungen und vieles mehr.
Verlag und Münsterbauverein haben zusammen mit den Autorinnen
und Autoren wirklich ein »Jahrhundertwerk« geschaffen.
Wolfgang Hug |