Rezensionen


Barbara Leisner: Bertha Benz. Ein starke Frau am Steuer des ersten Automobils
Casimir Katz Verlag, 2011 ISBN 978-3-938047-54-5 € 24,80

Leisner legt eine intensiv recherchierte Biographie von Bertha Benz vor. Die Aufgabe bestand darin, im Lebenslauf einer Frau aus bürgerlichen Milieu in der Zeit von 1849 bis 1929, dem Tode ihres Mannes, zu zeigen, dass sie zwar »die bürgerliche Frauenrolle voll ausfüllte« (S. 176), doch »dort blieb, wo das Schicksal und ihr eigener Wunsch sie hingestellt hatte« (S. 218), sich aber »trotz des herrschenden Frauenbildes »sich ihrem Mann durchaus gleichberechtigt fühlte« (S. 136).

Das zeigt sich insbesondere in der »Lebensfahrt«, die der Welt bewies, »was eine Frau wirklich leisten konnte, dass nicht nur ein Mann, sondern auch eine Frau Ungewöhnliches unternehmen konnte« (S. 136). Den Eintrag ihrer Mutter in die Familienbibel bei ihrer Geburt: »Heute ist uns - leider - wieder ein Mädchen geboren«, scheint ein Leben lang ein »schmerzender Punkt« in Berthas Leben geblieben zu sein (S. 41). Aus dem Eintrag in die Familienbibel leitet die Autorin einen »unbewussten Ansporn« ab, die Herausforderung der Fernfahrt von Mannheim nach Pforzheim »anzunehmen und zu meistern« (S. 136). Sie wurde mit dieser Fahrt, zu jener außergewöhnlichen Frau, die sich zutraute, allen Spöttern und Zweiflern und sogar ihren eigenen Mann vorzuführen, dass der neue Motorwagen viel besser und leistungsfähiger war, als allgemein angenommen« (S. 136).

Bertha Benz hatte im Laufe der Erfindung »an allem teil, was ihr Mann in seiner Werkstatt plante und ausdachte« (S. 89). Sie durchbrach auch hier, »mit ihrer Wissbegier das für eine Frau vorgesehene Rollemuster der reinen Hausfrau und Mutter« (S. 89). Allerdings ist - entgegen dem Buchtitel - nicht sicher, ob Bertha Benz wirklich das Steuer ergriffen und den Wagen gelenkt hat oder ob sie das Fahren allein ihren beiden Söhnen, Eugen und Richard, überlassen hat.

Die Jugendzeit in Pforzheim wird von der Autorin auch erschlossen über Texte zur Frauenrolle in der damaligen Zeit.

Heinrich Hauß

3/2011
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