Kurpfälzisches Museum Heidelberg:

Das Kunstwerk des Monats

Oktober 2001

Marmorrelief eines Totengerippes

Zu den populärsten Herrschern der Kurpfalz gehört Kurfürst Friedrich I. (1425 — 1476), der „Pfälzer Fritz", legendärer Sieger der Schlacht von Seckenheim am 30. Juni 1462, in die er mit dem Ruf „hut pfaltzgraff vnd nymmer mee!" (,‚Heute Pfalzgraf oder nie mehr!") stürmte und seinen in Überzahl angetretenen Gegnern eine vernichtende Niederlage bereitete. Zahlreiche Lieder und Gedichte, darunter vor allem „Das Mahl zu Heidelberg" (1823) von Gustav Schwab, weisen ihn als gewieften Taktiker und besorgten Landesvater aus.

Entgegen seinem Ruf als unverwüstlicher Haudegen veranlasste ihn seine angeschlagene Gesundheit allerdings bereits mit 42 Jahren zur Abfassung eines Testamentes, in dem u.a. seine Grablege im Kloster der Heidelberger Franziskaner, zu denen er sich besonders hingezogen fühlte, festgelegt war. An der Kirche der Franziskaner ließ sich der Kurfürst eine Grabkapelle „ex fundamentis" bauen, mit einer Krypta zur Aufnahme seines Grabes, die allerdings den Verwüstungen durch die französischen Soldaten 1693 zum Opfer fiel. So scheint auch die im Kurpfälzischen Museum aufbewahrte Marmortafel, die ein fein skulpiertes Totengerippe ganz im barocken Stil zeigt, nicht der ursprünglichen Grablege zuzuordnen zu sein, sondern eher Bestandteil eines später angefertigten „klein hölzernen Laedgen", das auf Befehl Kurfürst Johann Wilhelms (1630— 1716) angefertigt wurde, um die Überreste der Gebeine Friedrichs I. aufzunehmen.

Der Gebeine des Kurfürsten wurden aus der Kapuzinerkirche, wo sie 1696 beigesetzt worden waren, 1810 in die Jesuitenkirche verbracht und dort 1981 schließlich in der Krypta zur letzten Ruhe gebettet. Eine Marmortafel im Kirchenschiff verweist darauf.

Frieder Hepp
 

18. Jh., Hochrelief von weißem Marmor, 33 x 63 cm
erworben 1878 aus der Sammlung Metz

Inv.Nr.  PS 97

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Sammlungsblatt

siehe auch:
Friedrich der Siegreiche
Tafel in der Jesuitenkirche

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November 2001

 


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