Von
Schröpfköpfen anderer Epochen unterscheidet sich der römische
Typ durch seine ungewöhnliche Größe (Höhe ca. 12 cm!) und die
ausgeprägte "Pilzform". Das Schröpfen galt als schonende Alternative
zum berüchtigten "Aderlass", besonders bei geschwächten Patienten,
deren Zustand eine Öffnung der Blutgefäße nicht erlaubte, und
wurde bei Epilepsie, Lähmung, Kopfschmerz, Lungenentzündung, Durchfall,
aber auch zum Säubern von Wunden empfohlen. Sowohl die Praxis
des Aderlasses wie die des blutigen und des trockenen Schröpfens
gründen in der "Säftelehre" des Hippokrates von Kos (460 bis etwa
380 v. Chr.), die in der abendländischen Heilkunst lange Zeit
eine unangefochtene Autorität besaß. Während des Mittelalters
hantierten Bader mit Schröpfköpfen aus Ton, Metall und Glas, und
noch bis ins 19. Jahrhundert war deren Anwendung geläufig. Als
Grabbeigabe weisen die Schröpfköpfe deutlich auf den medizinischen
Bereich hin. Der Medicus von Neuenheim könnte als Feldarzt im
Kohortenkastell Dienst getan haben, vielleicht hatte er sich auch
im Vicus niedergelassen. Als er auf dem Friedhof an der Straße
nach Ladenburg a. N. (Lopodunum) beigesetzt wurde, erwiesen ihm
Angehörige und dankbare Patienten mit dieser Beigabe die letzte
Ehre.
Text:
Andreas Hensen
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