Der 1851
in Heidelberg geborene Trübner studierte 1867/68 an der Kunstschule
in Karlsruhe, wo er die Historienmalerei des Schlachtenmalers
Feodor Dietz kennen lernte, seit 1868/69 und 1870 in München,
wo er Werken Courbets begegnete und in Kontakt mit Wilhelm Leibl
kam, der prägend für ihn wurde. Die in Trübners theoretischen
Schriften formulierte Forderung an die Farbe als höchster Aufgabe
der Malerei fand bereits in frühen Meisterwerken zwischen dem
20. und 25. Lebensjahr ihren charakteristischen Ausdruck. Seine
zwischen Realismus und Freilichtmalerei stehenden Arbeiten zeichnen
sich durch eine tonige Zusammenfassung gedämpfter Farben und einen
fleckenhaften Auftrag bei feinster Farbabstufung aus, die seit
den späten 80er Jahren deutlich aufhellten. 1917 verstarb er in
Karlsruhe.
Wilhelm Trübner war wie viele seiner Zeit begeisterter Kriegsanhänger
und hoffte bereits zu Beginn des Deutsch-Französischen Krieges
1870 eingezogen zu werden. Nach dem Frieden von Versailles machte
er von seinem Recht des "Einjährigen" Gebrauch und ließ sich drei
Jahre zurückstellen, weil er nach eigenen Worten "nach den Kriegsjahren
1864, 1866 und 1870 schließen durfte, dass wenigstens alle drei
bis vier Jahre ein neuer Krieg ausbrechen und sich somit... (
sein ) Dienstjahr mit dem nächsten Kriegsjahr vereinigen lassen
würde" ( W. Trübner, S. 14). Es verwundert nicht, dass sein künstlerisches
Oeuvre eine auffallende Vorliebe für glänzende Rüstungen und ein
ausgeprägtes Interesse an militärischen Rängen durchzieht: So
porträtierte er als Dragoner 1871 seinen Bruder Johann Nikolaus,
(WV G 186), 1872/73 den Heidelberger Landwehroffizier und Oberreallehrer
Karl Matthes ( WV 194, 195, 201 ), 1875 Max Höpfner und 1892 den
Vater eines Schulfreundes ( WV G 252 ). 1899 entstanden Bildnisse
von Offizieren (WV G 261) und Kürassieren (WV G 262, 263, 264,
265,266), 1901 von Postillionen (WV G 273, 274). 1914 porträtierte
Trübner seinen Sohn Jörg im Alter von 12 Jahren als Ganzfigurenbild
in blaugrauer Rüstung (WV G 296, KMH G 1921 ), nachdem Lovis Corinth
seinen Sohn Thomas zwei Jahre zuvor ebenfalls in Rüstung dargestellt
hatte.
Es sind 27 Selbstbildnisse von der Hand Wilhelm Trübners bekannt,
wovon einige frühe nicht ohne Selbstironie inszeniert sind, wie
im "Selbstbildnis mit zugekniffenem Auge", 1872 (WV G 196 ), oder
im "Selbstbildnis, lachend", 1876 (WV G 222). Auffallend gern
präsentierte er sich aber unter Verzicht aller Hinweise auf seine
Profession in der Rolle des arrivierten Bürgers: 1873 ( WV 208
), 1876/77 (WV G 223, 225, 226), 1878 (WV 228, WV G 229, WV G
230, WV G 231 ), 1879 ( WV G 236 ), 1882 ( WV G 238 ) und 1902
( WV G 277, KMH G 265 ). Sein letztes Selbstporträt von 1913 (WV
G 295) war ursprünglich für die berühmte Sammlung der "autoritratti"
der Uffizien in Florenz gedacht.
Bei vielen Selbstbildnissen sind aber auch Trübners militärische
Ambitionen offensichtlich. Nach einem männlichen Studienkopf mit
Helm, 1869 ( WV G 166 ), der erkennbar vom damals noch Rembrandt
zugeschriebenen "Mann mit Goldhelm" beeinflusst ist, entstand
ein Halbfi-gurenbildnis des 20jährigen mit Renaissancerahmen -
"Selbstbildnis mit Brustpanzer und Federbarett" ( KMH, Inv. Nr.
G 475 ). Als "Einjährig-Freiwilliger" malte er sich in dunkelblauer
Uniform 1874/75 (WV G 211, WV G 212, WV G 213 ) und 1875 (WV 212,
WV 213, WV 214, WV 215). 1897/98 entstanden zwei Halbfigurenbild-nisse
in einer deutschen Turnierrüstung des 16. Jahrhunderts mit gepanzerter
Hand, die einen Schwertgriff umfasst.( WV G 259 und 260). In der
Kunstliteratur der Zeit stießen beide Werke auf unterschiedliches
Echo: So wurde Trübner neben der künstlerischen Qualität der Reflexlichter
auf der Rüstung attestiert, dass er sich als ein ehrenfester Ulrich
Hütten gemalt habe, "dem er ähnlich sah und in Wort und Schrift
nacheiferte, ein trotziger Epigone der Renaissance, da er sich
als Kämpfer und konservativer Träger reformatorischer Überzeugungen
gefühlt habe" (zit. nach Rohrandt, Bd 2,1 S. 185/86).
Dieses ernste und bekennerhafte Pathos steht in auffallender Diskrepanz
zu frühen Gemälden Trübners wie seinen selbstironischen Porträts
aber auch Tierbildern, mit denen "die Historienmalerei auf den
Hund kam" ( Bringmann): In den 80er Jahren hatte der Künstler
seine Dogge Cäsar lefzend vor einem Tisch mit unerreichbarer Knackwurstschüssel,
bzw. den abgerichteten Hund mit einer über der Schnauze hängenden
Wurstkette "porträtiert" und den Gemälden die pointiert-witzigen
Titel "Cäsar am Rubikon", bzw. "Ave Cäsar, morituri te salutant"
gegeben.
Text:
Annette Frese
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