Kurpfälzisches Museum Heidelberg:

Das Kunstwerk des Monats

Juli 2001

Bronzeschmuck, um 1500 v. Chr.

Vor 3500 Jahren wurde in Heidelberg-Bergheim einer wohlhabenden Frau überaus prächtiger Schmuck mit ins Grab gegeben. Dieser Bronzeschmuck, 1904 gefunden, ist im Juli „Kunstwerk des Monats" des Kurpfälzischen Museums. Er stammt aus der mittleren Bronzezeit und hat sich vollständig erhalten. Komplettiert wurde er sicherlich noch durch Schmuck aus organischem, heute vergangenem Material.
Der Bronzeschmuck der Verstorbenen hat sich komplett erhalten, allerdings wurde dieser sicherlich noch durch Schmuck aus organischem, heute vergangenem Material ergänzt. Auf ihrer Brust lagen zwei gekreuzte Radkopfnadeln mit vier Speichen und einer angegossenen Öse. An beiden Unterarmen trug die Frau sechsfach gewundene Armspiralen, darüber hinaus um das linke Handgelenk einen offenen Armreif mit leicht verdickten, gerundeten Enden und D-förmigem Querschnitt. An ihrem linken Unterschenkel fand sich noch eine Berge mit Mittelrippe, wobei die Mitte, wie auch die Ränder der Berge, mit Riefelbändem betont wurden. Bergen, jene Bronzeblechbänder mit gegenständigen Endspiralen, die - meist paarig getragen - gleichfalls als Arm, Bein- oder Fingerschmuck fungierten, sind eine besonders charakteristische Schmuckform dieser Zeit.

Radnadeln wird meist symbolische Bedeutung zugeschrieben, denn das Rad war kein beliebiges Ziermotiv, sondern gehörte zu einem religiösen Gedankenkreis. Rad und Sonne - die Idee des Sonnenrades, das über den Himmel rollt -‚ gehören zu den archetypischen Zeichen, deren Symbolsprache auch in der Bronzezeit gegolten haben muss.

Die Lage der Schmuckstücke in dem Körpergrab belegt deren Trageweise und diese wiederum lässt Rückschlüsse auf die Kleidung zu. Ob es sich dabei allerdings um bestimmte Festtags, Sommer, Winter oder spezielle Totentrachten handelte, ist unbekannt. Jedenfalls werden bei alltäglicher Arbeit die langen Nadeln oder die Beinbergen sicher hinderlich gewesen sein. Die Bergheimerin trug einen knie bis wadenlangen Rock, damit man die Beinberge am linken Unterschenkel sehen konnte. In manchen dieser Beinringe wurden Lederreste gefunden, die wohl auf "leggings"-ähnliche Beinröhren schließen lassen (Hosen werden erst in keltischer Zeit gebräuchlich). Das im Brustbereich getragene Radnadelpaar steckte verschiedene Stoffteile eines Blusenoberteils oder eines Umhanges zusammen. Leider lassen die spiralförmigen Armreife nicht auf die Ärmellänge schließen, denn diese konnten über den Ärmel hochgeschoben werden. Hinweise auf eine Haube, eine Kappe, einen Schleier oder ein Stirnband, wie sie etwa an anderen Fundorten durch Metallbesätze belegt sind, fanden sich nicht. Auch über ihre Fußbekleidung ist nichts bekannt, vermutlich trug sie einfache Ledersandalen.

Obwohl mit der Bronzezeit ein Zeitalter internationaler Verbindungen und wechselseitiger Abhängigkeiten begann, bildete sich dennoch innerhalb der regionalen Gruppen eine eigene Frauentracht heraus, die gleichzeitig auch die Selbstdarstellung der jeweiligen Oberschicht widerspiegelte. Unsere „Bergheimerin" trägt die typischen Radnadeln und den Arm und Beinschmuck des „Rhein-Main-Trachtenkreises".

Renate Ludwig

Bronzeschmuck, um 1500 v. Chr.
aus einem Frauengrab aus Heidelberg-Bergheim

Inv.Nr. HD - Ber 1989/127 a-e

Textvorlage: Kurpfälzisches Museum, Dr. Renate Ludwig

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