Kurpfälzisches Museum Heidelberg:

Das Kunstwerk des Monats

Januar 2001

Jakob Wilhelm Roux (1771 - 1830):
Porträt Johann Heinrich Voß, 1826

Der berühmte Homerübersetzer Johann Heinrich Voß wurde in seinem Todesjahr 1826 von Jacob Wilhelm Christian Roux, dem Nachfolger Friedrich Rottmanns als Universitätszeichenlehrer einfühlsam porträtiert. Das Bild zeigt den Gelehrten im Profil, mit schütterem, schulterlangem Haar und markanten Gesichtszügen, aber ohne jedes schmückende Beiwerk.

Joseph von Eichendorff stellte den alten Gelehrten, der 1805 vom badischen Hof an die erneuerte Universität Heidelberg berufen worden war, als einen Mann dar, der „sich bereits überlebt hatte und darüber ganz grämlich geworden war". Und weiter: „Mitten in dem staubigen Gewebe seiner Gelehrsamkeit lauerte er wie eine ungesellige Spinne, tückisch auf alles Junge und Neue zufahrend, das sich unvorsichtig dem Gespinste zu nähern unterfing."

Voß, 1751 in Mecklenburg geboren, gehörte zu den großen klassischen Philologen seiner Zeit. Er galt als entschiedener Protestant und Befürworter der Französischen Revolution, übersetzte zwischen 1781 und 1793 die „Ilias" und die „Odyssee", war Chefredakteur des „Göttinger Musenalmanach" und u.a. mit Klopstock und Claudius bekannt. Zusammen mit Johann Wolfgang von Goethe arbeitete er an der „Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung".

Dass ihn ihn der badische Kurfürst und spätere Großherzog Karl Friedrich 1805 an die neubegründete Universität nach Heidelberg berief, bedeutete für die Universität und für das Land einen enormen Prestigezuwachs, den sich die Landesregierung einiges kosten ließ; Voß erhielt mit 1000 Gulden jährlich die Höchstsumme aller Professorengehälter.

Das Eintreffen des Jenenser Gelehrten, Exponent einer aufklärerisch-rationalistischen, an der klassischen Antike orientierten Wissenschaftsauffassung, polarisierte die Heidelberger Gelehrtenwelt, denn der Protestant Voß betrachtete die Romantiker mit ihrer tiefen Verehrung des Mittelalters sowie ihrer Hinwendung zum Katholizismus von Anfang an mit äußerstem Misstrauen. Unter anderem bezichtigte Voß Clemens von Brentano und Achim von Arnim der Unredlichkeit bei der Herausgabe der berühmten Liedersammlung "Des Knaben Wunderhorn", ja sogar der Fälschung und Neudichtung einzelner Lieder. Auch mit Joseph von Görres und Friedrich Creuzer überwarf er sich; der Streit mit letzterem wurde sogar bis vor die badische Regierung getragen.

Johann Heinrich Voß starb 1826 und liegt heute auf dem Heidelberger Bergfriedhof begraben.

Frieder Hepp

Jakob Wilhelm Roux (1771 - 1830): Porträt Johann Heinrich Voß, 1826
Öl auf Leinwand, 60,8: 49,3 cm
Inv.Nr. G 1214
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