Kunstwerk des Monats
Mai 2011

Eine eiserne Geldkassette aus der kurfürstlichen Hühnervogtei

 

Zwei Bilddateien dokumentieren eindrucksvoll, wie wertvoll die qualifizierte Arbeit der Restauratoren im Umgang mit Fundobjekten ist. Gerade bei der hier vorgestellten Geldkassette aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges lässt das Fundobjekt im unrestaurierten Zustand kaum Rückschlusse darauf zu, dass es aus einem Fundkomplex stammt, der für die jüngere Geschichte Heidelbergs von hoher Bedeutung ist.

Geldkassette aus der kurfürstlichen Hühnervogtei, Ausgrabungszustand,
Geldkassette aus der kurfürstlichen Hühnervogtei, Ausgrabungszustand

Der Fund stammt aus einer gemauerten Gewölbelatrine, die zum Haushalt der kurfürstlichen Hühnervogtei gehörte. Die Latrine enthielt neben einer stark verdichteten Fäkalienschicht Hausrat der Zeit um 1600. Eine darüber abgelagerte Bauschuttfüllung beendet den Nutzungszeitraum. Unter dem reichhaltigen Fundmaterial befand sich auch die eiserne Geldkassette, die im Zuge der Plünderungen aufgebrochen und später, da nun unbrauchbar, in dem aufgegebenen Latrinenschacht „entsorgt“ worden war. Von den damaligen kriegerischen Auseinandersetzungen zeugen die Musketenkugeln, mit denen die Kassette beschossen wurde und die bis zur Restaurierung noch an deren Wand haftete. Auf Grunde der Lagerungsbedingungen waren alle Fundstücke mit dicken Agglomeratschichten verkrustet, in denen auch Glasscherben und Ziegelbruch steckten. In der Kassette fanden sich zusätzlich 3 Bleikugeln.

Die sog. Soldtruhen aus Eisen dienten hauptsächlich der Aufbewahrung von Münzgeld. Dass sich ein solch kleiner „Tresor“ aufgebrochen im Brandschutt der Amtswohnung des kurfürstlichen Hühnervogts fand, ist kein Zufall. Der Heidelberger Hühnervogt war in Mittelalter und früher Neuzeit, ein hoch angesehener kurfürstlicher Beamte der für den Kurfürsten die Abgaben von Bauern und Leibeigenen einsammelte.

Geldkassette aus der kurfürstlichen Hühnervogtei, nach der Restaurierung

Geldkassette aus der kurfürstlichen Hühnervogtei, nach der Restaurierung
Gefunden 1997 in Heidelberg, Hauptstraße 214
1. Viertel 17. Jahrhundert
Inv. Nr.: HD-Alt 2002/2519 a

Bildnachweis:
Museum (E. Kemmet)

 

Text: kmh

 
 

 

Unbekannter Künstler
Pastellportrait einer Dame in grünem Kleid, Z 6194
Maße 1035 mm x 625 mm

siehe auch:

Sammlungblatt als pdf beim KMH

 
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