Kunstwerk des Monats
Juli 2006

Amor und Psyche - ein antikes Liebespaar aus Heidelberg

"Ist es zu glauben, ich, die Urmutter der Natur, der Ur-Ursprung der Elemente, ich Venus, Ernährerin des ganzen Erdkreises, muss mit einem sterblichen Mädchen Ansehen und Ehre teilen, und mein Name, der im Himmel beheimatet ist, wird durch irdischen Schmutz entweiht!"
So beginnt die Liebesgeschichte um "Amor und Psyche", die der Schriftsteller Apuleius von Madaura im 2. Jahrhundert n. Chr. in seinen Roman "Metamorphoses" eingefügt hat.

Die bezaubernde Geschichte der beiden Götter Amor und Psyche, die sich gegen Venus' Willen trafen und ineinander verliebten, inspirierte immer wieder die antiken Künstler. Gleichermaßen von ihr fasziniert ließen sich Renaissance-Fürsten im 16. Jahrhundert ganze Säle mit der erotischen Geschichte des antiken Liebespaares ausmalen. Die römische Kaiserzeit stellte beide auf Mosaiken dar, modellierte Statuen und auch die Kleinkunst - auf Gefäßen und Terrakotten - stellte das Pärchen dar. Das in Heidelberg gefundene, 19 cm hohe hohlgegossene Tonrelief zeigt das kindliche und geflügelte Paar in Dreiviertelansicht, bis auf die Angabe der Frisuren ist die Rückseite glatt. Beide stehen dicht nebeneinander, umarmen und küssen sich. Amor ist nackt, die links stehende Psyche trägt ein gegürtetes in pudrigen Falten nach hinten wehendes Gewand. Amor greift mit seiner rechten Hand an ihre Brust, sie erwidert die Liebkosung, indem sie mit ihrer Rechten den Unterarm des Gefährten berührt.

Die Heidelberger Terrakotte wurde 1877 beim Bau des Altklinikums im Bereich der Schurmannstraße, in Höhe der Psychiatrischen Klinik entdeckt und gelangte in die Archäologischen Sammlungen der Universität. Über die spärliche Nachricht "1877 am Neckar gefunden" hinaus gibt es keine weiteren Informationen über die Befundsituation. Sicherlich stammt diese Votivgabe nicht aus einem Heiligtum. Der Fundort liegt mitten im Heidelberger Südvicus, so dass hier am ehesten an ein kleines Hausheiligtum zu denken ist, in dem das Pärchen als Symbol für Liebe und/oder eheliche Verbundenheit oder aber mit der Bitte um Liebeserfüllung geweiht wurde.

Text: Renate Ludwig

 

 

Gefunden 1877 im Bergheimer Viertel,
Terrakotta,
2./3. Jh.n.Chr.

Foto: Museum

 
 
siehe auch:

Sammlungsblatt
Bild im Großformat

zurück zur Übersicht

weiter:  August 2006


Hauptmenü | Heidelberg | Kurpfälzisches Museum | Register | Impressum | ZUM |
© Text und Abbildung Kurpfälzisches Museum 2006
© Gestaltung Badische Heimat 2006

-