Die bezaubernde
Geschichte der beiden Götter Amor und Psyche, die sich gegen Venus'
Willen trafen und ineinander verliebten, inspirierte immer wieder
die antiken Künstler. Gleichermaßen von ihr fasziniert ließen
sich Renaissance-Fürsten im 16. Jahrhundert ganze Säle mit der
erotischen Geschichte des antiken Liebespaares ausmalen. Die römische
Kaiserzeit stellte beide auf Mosaiken dar, modellierte Statuen
und auch die Kleinkunst - auf Gefäßen und Terrakotten - stellte
das Pärchen dar. Das in Heidelberg gefundene, 19 cm hohe hohlgegossene
Tonrelief zeigt das kindliche und geflügelte Paar in Dreiviertelansicht,
bis auf die Angabe der Frisuren ist die Rückseite glatt. Beide
stehen dicht nebeneinander, umarmen und küssen sich. Amor ist
nackt, die links stehende Psyche trägt ein gegürtetes in pudrigen
Falten nach hinten wehendes Gewand. Amor greift mit seiner rechten
Hand an ihre Brust, sie erwidert die Liebkosung, indem sie mit
ihrer Rechten den Unterarm des Gefährten berührt.
Die Heidelberger
Terrakotte wurde 1877 beim Bau des Altklinikums im Bereich der
Schurmannstraße, in Höhe der Psychiatrischen Klinik entdeckt und
gelangte in die Archäologischen Sammlungen der Universität. Über
die spärliche Nachricht "1877 am Neckar gefunden" hinaus gibt
es keine weiteren Informationen über die Befundsituation. Sicherlich
stammt diese Votivgabe nicht aus einem Heiligtum. Der Fundort
liegt mitten im Heidelberger Südvicus, so dass hier am ehesten
an ein kleines Hausheiligtum zu denken ist, in dem das Pärchen
als Symbol für Liebe und/oder eheliche Verbundenheit oder aber
mit der Bitte um Liebeserfüllung geweiht wurde.
Text:
Renate Ludwig
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