Auch für die römische Siedlung in Heidelberg waren die letzten
Jahrzehnte römischer Herrschaft ein Kommen und Gehen von Not,
Gewalt und neuem Anfang. Wirtschaftliche Schwierigkeiten gingen
einher mit der äußeren Bedrohung durch die Germanen. Die Bevölkerung
reagierte auf diese Bedrohung mit dem Versuch, ihre Wertsachen
in Sicherheit zu bringen.
Zu einem der bedeutendsten dieser Versteckfunde gehört ein Münzschatz
aus Neuenheim, der 1953 dort, wo heute der Kastellweg von der
Jahnstraße nach Norden verläuft, entdeckt wurde. Nahe dem Westtor
des römischen Steinkastells hatte der ehemalige Besitzer seine
Ersparnisse in einem Topf verborgen, der mit einem übergestülpten
zweiten Gefäß verschlossen war. Von dem Stoffsäckchen, in
dem die Münzen gesammelt waren, haben sich anoxidierte Gewebereste
erhalten. In einem ein etwa 1,60 m tiefen Loch baute er mit Steinen
des zu dieser Zeit bereits aufgelassenen Steinkastells eine Kiste,
stellte er die Gefäße hinein und deckte alles mit einer Steinplatte
ab.
Erst 1800 Jahre später wurde sein - der Erde anvertrautes - Eigentum
wiederentdeckt.
Der Schatzfund umfasst 87 Silber- und Bronzemünzen römischer Kaiser
von Nero (54 - 68 n.Chr.) bis Alexander Severus (222 - 235 n.Chr.).
Die 50 Denare (Silber), 34 Sesterzen (Bronze) und drei Dupondien
(Bronze) stellen mit einem Gesamtwert von 235 Sesterzen einen
beträchtlichen Schatz dar. Der Gegenwert in heutiger Zeit wird
verständlicher, stellt man diesen beispielsweise den Tagelohn
eines Arbeiters im Weinberg gegenüber, der - wie der Evangelist
Matthaeus im Neuen Testament berichtet - pro Tag einen Denar erhielt.
Die jüngsten, zum Teil sehr gut erhaltenen, d.h. kaum umgelaufenen
Silbermünzen des Alexander Severus datieren den Zeitpunkt der
Vergrabung des Heidelberger Schatzfundes in die 30er Jahre des
3. Jahrhundert. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass der Münzschatz
in den Wirren des ersten großen Alamanneneinfalls von 233 n. Chr.
versteckt wurde. Warum der Besitzer seinen Schatz nicht mehr heben
konnte, bleibt ungewiss, jedenfalls blieb für ihn sein vergrabenes
Vermögen für immer verloren.
Renate
Ludwig
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