Kunstwerk des Monats
Mai 2005

Vergraben und verloren - Ein römischer Münzschatzfund aus Heidelberg-Neuenheim

Das 3. Jahrhundert n.Chr. war auch für die Menschen im rechtsrheinischen Obergermanien, Römer wie Germanen, eine Zeit vielschichtiger Umwälzungen. Hier, wie überall in den Grenzprovinzen an Rhein und Donau, geben die archäologischen Funde schlaglichtartig Einblicke in den Alltag der Menschen. Gleichzeitig spiegeln sich in ihnen die Krisenphänomene der Zeit wider.
Höhere Soldzahlungen an die Armee, höhere Steuern und in der Folge höhere Preise führten zu stetiger Inflation.


Auch für die römische Siedlung in Heidelberg waren die letzten Jahrzehnte römischer Herrschaft ein Kommen und Gehen von Not, Gewalt und neuem Anfang. Wirtschaftliche Schwierigkeiten gingen einher mit der äußeren Bedrohung durch die Germanen. Die Bevölkerung reagierte auf diese Bedrohung mit dem Versuch, ihre Wertsachen in Sicherheit zu bringen.
Zu einem der bedeutendsten dieser Versteckfunde gehört ein Münzschatz aus Neuenheim, der 1953 dort, wo heute der Kastellweg von der Jahnstraße nach Norden verläuft, entdeckt wurde. Nahe dem Westtor des römischen Steinkastells hatte der ehemalige Besitzer seine Ersparnisse in einem Topf verborgen, der mit einem übergestülpten zweiten Gefäß verschlossen war. Von dem Stoffsäckchen, in dem die Münzen gesammelt waren, haben sich anoxidierte Gewebereste erhalten. In einem ein etwa 1,60 m tiefen Loch baute er mit Steinen des zu dieser Zeit bereits aufgelassenen Steinkastells eine Kiste, stellte er die Gefäße hinein und deckte alles mit einer Steinplatte ab.
Erst 1800 Jahre später wurde sein - der Erde anvertrautes - Eigentum wiederentdeckt.
Der Schatzfund umfasst 87 Silber- und Bronzemünzen römischer Kaiser von Nero (54 - 68 n.Chr.) bis Alexander Severus (222 - 235 n.Chr.).
Die 50 Denare (Silber), 34 Sesterzen (Bronze) und drei Dupondien (Bronze) stellen mit einem Gesamtwert von 235 Sesterzen einen beträchtlichen Schatz dar. Der Gegenwert in heutiger Zeit wird verständlicher, stellt man diesen beispielsweise den Tagelohn eines Arbeiters im Weinberg gegenüber, der - wie der Evangelist Matthaeus im Neuen Testament berichtet - pro Tag einen Denar erhielt.
Die jüngsten, zum Teil sehr gut erhaltenen, d.h. kaum umgelaufenen Silbermünzen des Alexander Severus datieren den Zeitpunkt der Vergrabung des Heidelberger Schatzfundes in die 30er Jahre des 3. Jahrhundert. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass der Münzschatz in den Wirren des ersten großen Alamanneneinfalls von 233 n. Chr. versteckt wurde. Warum der Besitzer seinen Schatz nicht mehr heben konnte, bleibt ungewiss, jedenfalls blieb für ihn sein vergrabenes Vermögen für immer verloren.

Renate Ludwig

 

 
Römischer Münzschatz, um 233 n. Chr.
gefunden in Heidelberg-Neuenheim, Kastellweg (1953)
Inv. Nr. HD-Neu 2001/186 a -186 oooo
Bild: Museum (M. Kemmet)
 
 
siehe auch: Sammlungsblatt
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