Kunstwerk des Monats
Juli 2005

Alfred Mombert (Karlsruhe 1872 - Winterthur 1942):
"Aeon's Völker Zeit ist um"
Flugblatt 8 des Kunst- und Kulturrats für Baden 1919

Carl Hofer (Karlsruhe 1878 - 1955 Berlin):Der Dichter Alfred Mombert

Zu den Protagonisten der Heidelberger Geistesgeschichte in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gehörte neben Max Weber, Friedrich Gundolf, dem Baron Alexander von Bernus und dem Kunsthistoriker Henry Thode auch der Dichter Alfred Mombert. Geboren als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Karlsruhe, eröffnete der spätere Wegbereiter des Expressionismus nach seinem mit der Promotion abgeschlossenen Jurastudium 1897 zunächst eine Rechtsanwaltspraxis im Haus Hauptstraße 132. Bereits neun Jahre später entschied er sich, sein Leben ganz der Poesie zu widmen, 1928 wurde der "Dichter-Seher" zum Mitglied der Sektion Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste ernannt. Das vorliegende Flugblatt "Aeons Völker Zeit ist um" , im Besitz des Museums aufgrund einer privaten Schenkung, verweist auf Momberts dramatische Trilogie "Aeon", die zwischen 1907 und 1911 in Berlin im Verlag Schubert und Loeffler erschien. Bei ihr handelt es sich um eine in dialogischen Versen geschriebene mythische Version vom Wesen und Weg des Menschen im Laufe der Entwicklung der Welt:
AEON's Völker-Zeit ist um /
Dröhnend war sie, sie war sehr herrlich, / in der schönen Helden-Lust und - Kraft; / gewaltig umdrang sie die rollende Erde. / O es waren da die Räume jung. / Auch tönten dazwischen göttliche Stimmen; / ich horchte sie freudig ein ) in irdischen Landschaften, an geliebten Strömen: / am Nil, am Hwangho, an den Donau-Fluten; / ein seliger Jüngling hielt indes mein schnaubendes Roß. /
Momberts dichterisches Werk ist stark von Friedrich Nietzsche beeinflusst. In Nietzsches Tradition feiert er seine Zeit als fruchtbare Unruhe, "aus der Geist geboren werden wird". Dass dies sehr bald der Geist des Nationalsozialismus sein und auch ihn, Alfred Mombert, ins Verderben reißen würde, ahnte er nicht. Mit über sechstausend aus dem badischen Raum stammenden Juden am 22. Oktober 1940 nach Gurs verschleppt, erfasste der knapp Siebzigjährige nur mit Mühe das Ausmaß der Katastrophe. Dem Schweizer Freund Hans Reinhard gelang schließlich 1941 der Loskauf Momberts und seiner Schwester und deren Emigration in die Schweiz. 1942 ist Mombert dort in Winterthur an den Folgen der Internierung gestorben.

N.N.

 

 

 
"Aeon's Völker Zeit ist um", Flugblatt 8 des Kunst- und Kulturrats für Baden 1919
und:
Carl Hofer (Karlsruhe 1878 - 1955 Berlin)
Der Dichter Alfred Mombert,
1933, Öl auf Leinwand

Bilder: Museum
 
 
siehe auch: Sammlungsblatt
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