Das Webportal der Badischen Landesbibliothek „Kriegssammlungen
in Deutschland 1914-1918“ weist 235 Sammlungen des Ersten
Weltkriegs und die ihnen bis heute verbliebenen Sammlungsmaterialien
nach.
Zwischen 1914 und 1918 legten Bibliotheken, Archive,
Museen, Behörden und Privatpersonen überall im Deutschen
Reich Kriegssammlungen an, in denen der Erste Weltkrieg als „große
Zeitenwende“ akribisch dokumentiert wurde. Der Krieg wurde
umfassend archiviert, noch während er stattfand. Denn die
Zeitgenossen sahen sich an einem weltgeschichtlich einschneidenden
Ereignis teilhaben, das den Alltag jedes Einzelnen ebenso tiefgreifend
prägte wie die Existenz der Nation als Gesamtheit; für
dessen spätere Bewertung würde das Tagesschrifttum
von größter Wichtigkeit sein. Und allen war klar,
dass dies der erste Medienkrieg der Geschichte war. Nie zuvor
hatte die Publizistik eine vergleichbare Rolle gespielt, die
Propaganda so entscheidenden Einfluss gehabt.
Bild:
Rot-Kreuz-Postkarte. Offizielle Postkarte des Orts-Sammel-Komitees
vom Roten Kreuz München-Stadt. Motiv des Münchener
Grafikers Siegmund von Suchodolski (1875-1935). Versandt aus
München am 12.4.1915.
Foto: Badische Landesbibliothek, Karlsruhe
Der Sammeleifer bezog sich auf Schützengrabenzeitungen
aus Frontgebieten, auf Drucksachen aus Lazaretten und Gefangenenlagern,
auf Zeitungen der besetzten Gebiete und Quellenmaterial der Kriegsgegner.
Gesammelt wurden Landkarten, Maueranschläge und Fliegerabwürfe,
Fotos, Feldpostbriefe und Soldatentagebücher. Material der
Kriegswirtschaft wie Notgeld, Lebensmittelkarten und Kriegsersatzstoffe
wurde aufgehoben, aber auch Gegenstände mit Andenkencharakter
wurden zusammengetragen wie Vivatbänder, Postkarten, Gedenkmünzen
und Porzellangegenstände mit Kriegsmotiven.
Aufgrund ihres universalen Sammelanspruchs haben
sich die damaligen wissenschaftlichen Landes- und Stadtbibliotheken
in der Kriegssammelbewegung besonders engagiert. Heute in der
Arbeitsgemeinschaft der Regionalbibliotheken des Deutschen Bibliotheksverbandes
organisiert, haben sie das Webportal erarbeitet, um das überlieferte
Sammlungsmaterial zum Jahrhundertgedenken spartenübergreifend
vernetzt zugänglich zu machen. Aus den vielfältigen
Informationen lässt sich manch Aufschluss für die Mentalitäts-
und Alltagsgeschichte des Ersten Weltkriegs gewinnen.
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