Wer
kennt sie nicht, die vor Freude strahlenden Kinderaugen,
wenn die Kaufhäuser in der Vorweihnachtszeit ihre
Schaufenster mit Spielwaren schmücken und unter dem
Weihnachtsbaum das ein oder andere lang ersehnte Spielzeug
liegt. Aber auch Erwachsene geraten heute noch beim Anblick
von Mecki, Lurchi, Mickey & Co ins Schwärmen und
fühlen sich zurück versetzt in die Zeit ihrer
Kindheit, als der Wunsch nach der ersten eigenen Märklin-Eisenbahn
oder der Käthe-Kruse-Puppe endlich in Erfüllung
ging.
Spielsachen
vermögen Menschen jeden Alters zu begeistern.
Diese Faszination rührt von der Freude am Spiel, der
nostalgischen Rückbesinnung auf Kindertage oder der
Leidenschaft des Sammelns. Spielen verfolgt aber auch erzieherische
Aspekte. Kinder werden dabei früh auf ihre Sozialisation
in der Gesellschaft vorbereitet, indem sie Vorgänge
des Erwachsenenlebens nachahmen und einüben. Heute
leiten Computerspiele in die Welt der elektronischen Medien,
in den 50er Jahren konnte technisches Spielzeug wie Dampfmaschinen,
Eisenbahnen, Autos, ja sogar Panzer, aber auch Kaufmannsläden,
Puppenstuben samt Geschirr oder kleine funktionstüchtige
Nähmaschinen, auf die noch allgemein akzeptierte Rollenverteilung
von Mann und Frau in der damaligen Gesellschaft vorbereiten.
Die ausgestellten Spielzeuge, die einen Einblick in die
Vielfalt der Spielzeugherstellung der 50er Jahre geben
und die bunte Mischung in den Kinderzimmern dieser Zeit
lebendig werden lassen, sind dem Sammeleifer des Ehepaares
Roswitha und Eberhard Jandke zu verdanken. Unter vielem
anderen finden sich in ihrer Sammlung Puppen der Marke
Schildkröt und von Käthe Kruse, Teddybären,
zahlreiche Eisenbahnmodelle der Firmen Märklin und
Fleischmann, musizierende Affen aber auch eine Auswahl
amerikanischen Blechspielzeugs.
Präsentiert wird die Sammlung Jandke vor dem Hintergrund
von Schaufensterdekorationen des Würzburger Kaufhofs,
der in den 50er Jahren zu Kiliani und vor Weihnachten seine
Schaufenster mit besonders aufwändigen Dekorationen
schmückte. Nach der mündlichen Überlieferung
waren diese eine Attraktion für Erwachsene und Kinder,
die es vor die Schaufenster des Kaufhofs zog, um die dort
geschaffenen Phantasie- und Traumlandschaften zu bestaunen.
Die in der Ausstellung gezeigten Kulissen aus dem Jahr
1957 gehören zu einer Reihe von Szenarien, die nach
historischen Postkarten mit Motiven aus der Würzburger
Altstadt gefertigt wurden. In dieser Serie fehlen die sonst
gängigen Motive wie Residenz, Alte Mainbrücke
oder Festung Marienberg. Nach Jahren nationalsozialistischen
Terrors, des Krieges und der Zerstörung kamen die
erbaulichen Ansichten von historischen Plätzen, Straßen
und Innenhöfen dem Wunsch nach einer heilen Welt entgegen.
Geschaffen wurden die Ansichten von Dekorateuren des Würzburger
Kaufhofes unter Leitung des damaligen Chefdekorateurs Erich
O. Pischel, der für diese Arbeiten mehrfach internationale
Auszeichnungen erhielt.
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