1636 — ihre letzte Schlacht


 
 

Soldatensilhouetten im Kirchenschiff (c) BLSAM/Foto D. Sommer

Kulturelles Highlight der Stadt Brandenburg an der Havel war im Jahr 2012 die große Sonderausstellung »1636 — ihre letzte Schlacht«, die vom 31. März bis 9. September im Archäologischen Landesmuseum Brandenburg präsentiert wurde. Sie wird jetzt bis 14.4.2013 in der Archäologischen Staatssammlung München gezeigt. Auf über 600 m² erzählen Goldschätze, originale Waffen und sogar die Soldaten selbst von den unruhigen Zeiten des Dreißigjährigen Krieges, als Deutsche gegen Schweden kämpften.

Ausgrabun g der Schädel aus dem Wittstocker Massengrab.  © BLDAM, Foto A. Grothe.Spektakulärer Ausgangspunkt der Ausstellung ist der Fund des bislang größten bekannten Massengrabes des Dreißigjährigen Krieges. Es wurde auf dem historischen Schlachtfeld am Scharfenberg bei Wittstock/Dosse im Nordwesten des Landes Brandenburg entdeckt.

Das Grab und seine geschichtsträchtige Umgebung zogen sofort großes Forscherinteresse auf sich. Zahlreiche Wissenschaftler verschiedener Disziplinen untersuchten die Skelette und das Schlachtfeld, so dass ein umfassendes Bild der Geschehnisse des 4. Oktober 1636 entstand.

Eingebettet in den historischen Kontext beleuchten archäologische und naturwissenschaftliche Erkenntnisse sowie zahlreiche Exponate das 17. Jahrhundert aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel: aus dem der einfachen Bevölkerung. Wer waren die Menschen hinter den berühmten Feldherren Wallenstein, Tilly und König Gustav II. Adolf? Das harte Soldatenleben lässt sich direkt an den Knochen der Gefallenen ablesen. Sie marschierten über Jahre hinweg schwer bepackt von Schlacht zu Schlacht — nicht ohne Auswirkungen auf ihr Körpergerüst.

Zahlreiche Krankheiten, Mangelernährung und Kampfwunden hinterließen ihre Spuren. Eines der Skelette aus dem Wittstocker Grab hatte allein sechs Wunden, die teilweise bereits verheilt waren, teilweise zum Tode führten oder auch erst post mortem zugefügt wurden.

Archäologische Objekte verdeutlichen die wirtschaftlichen Nöte und Ängste. Aus Furcht vor Plünderungen vergruben Wohlhabende ihr Erspartes oder versenkten ihr wertvolles Kupfer- und Zinngeschirr im See. Dass diese Furcht nicht unbegründet war, zeigen die wenigen Funde von Soldatenkleidung im Massengrab: Selbst den auf dem Schlachtfeld liegenden Opfern eines Kampfes blieb nach der Plünderung zumeist nicht einmal die Unterwäsche.

Schädelverletzung durch eine Hellebarde. © BLDAM, Foto D. Sommer
Schädelverletzung durch eine Hellebarde. © BLDAM, Foto D. Sommer

Mit mehr als 2000 Exponaten ist »1636 — ihre letzte Schlacht« die erste im eigenen Haus konzipierte Sonderausstellung des Archäologischen Landesmuseums Brandenburg, das im Jahr 2008 in den mittelalterlichen Mauern des restaurierten Pauliklosters seine Dauerausstellung eröffnete. Objekte zum Anfassen, Medienstationen und ein zusätzlicher, auf Kinder zugeschnittener Erzählstrang machen die Schau zum kulturellen Ereignis für alle Altersklassen und Interessensgebiete.

Ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm begleitet die Sonderausstellung. Neben regelmäßigen Führungen werden auch Theater-, Tanz- und Wissenschafts-Workshops angeboten. Darüber hinaus hat das Figurentheater Lieselotte aus Berlin für seine Papiertheaterbühne das Stück »Wallenstein in der heimischen Stube« entwickelt. Und der beliebte Brandenburger Schauspieler Hank Teufer führt mit seinem event-theater an sechs Terminen im Kostüm und mit Trommel durch die Sonderausstellung, die Figuren des Simplicissimus und des zeitgenössischen Söldners Peter Hagendorf mit sich führend. Schulklassen von der Primar- bis zur Sekundarstufe können Workshops zu Archäologie, Anthropologie, Kunst, Quellenkritik, Tanz und Theater buchen – immer verbunden mit einer thematisch passenden Führung durch die Ausstellung.

Informationen zur Sonderausstellung und zum Veranstaltungsprogramm finden Sie auf www.1636.de.

Eintrittspreise (Dauer- und Sonderausstellung)
Erwachsene: 8 €, ermäßigt: 6,50 €
Sonderpreise für Gruppen und Schulklassen

Der Begleitband zur Ausstellung: 1636 – ihre letzte Schlacht – Leben im Dreißigjährigen Krieg Herausgegeben vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und dem Archäologischen Landesmuseum durch Sabine Eickhoff und Franz Schopper, 2012. 1. Auflage Ca. 200 Seiten mit rund 240 farbigen Abbildungen | 18,2 x 28,2 cm | Kartoniert ISBN 978-3-8062-2632-4 | EURO 18,00

Ausstellungsinstallation: Lagerleben mit Kartenspiel. © BLDAM, Foto D. Sommer
Ausstellungsinstallation: Lagerleben mit Kartenspiel. © BLDAM, Foto D. Sommer

Bandelier, der Patronen- und Pulvergurt des Musketiers. © BDAM, Foto D. Sommer
Bandelier, der Patronen- und Pulvergurt des Musketiers. © BLDAM, Foto D. Sommer

ArchäoTechnika - ÜberLeben 1636. Lagerleben und Waffentechnik des 30jährigen Kriegs. 25./26. 8. 2012. © BLDAM, Foto A. Grothe.
ArchäoTechnika - ÜberLeben 1636. Lagerleben und Waffentechnik des 30jährigen Kriegs. 25./26. 8. 2012. © BLDAM, Foto A. Grothe.

    Text: ALM Brandenburg

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